Immer dieser Michel
Regenpfütze setzte.
"Jaja, das ist nicht anders", sagte ein Bauer, der dastand und zusah. "Glaubt mir, es ist nicht möglich, dieses Pferd zu beschlagen, denn das haben die schon zu Hause in Tuna wenigstens zwanzigmal versucht."
Da begriff der Pferdehändler, daß er bei seinem Pferdekauf betrogen worden war, und tobte noch mehr.
"Nehme sich diesen Schandgaul, wer will!" schrie er. "Wenn ich ihn nur los bin!"
Und wer trat jetzt vor? Natürlich Michel.
"Ich kann ihn nehmen", sagte er.
Da lachte der Pferdehändler.
"Du kleiner Dreikäsehoch?"
Er hatte es selbstverständlich nicht ernst gemeint, als er sagte, er wolle das Pferd weggeben, aber weil nun so viele umherstanden und zuhörten, mußte er versuchen, auf pfiffige Art aus der Klemme zu kommen, und deshalb sagte er:
"Natürlich, du sollst das Pferd haben, wenn du es so festhalten kannst, daß wir es beschlagen können!"
Darüber lachten alle, die dort standen, denn sie hatten es ja selbst versucht und wußten, daß dies ein Pferd war, das niemand halten konnte.
Aber Michel war nicht dumm. Er wußte mehr über Pferde als irgendeiner in ganz Lönneberga und in ganz Smaland, und als das braune Pferd am wildesten ausschlug und umhersprang und wieherte, da dachte Michel: Es stellt sich ebenso an wie Lina daheim, wenn man sie kitzelt!
Genauso war es, und Michel war der einzige, der das begriff. Das Pferd war ganz einfach kitzlig. Deshalb schnaubte es und stieß 70
und schlug aus wie Lina, und wenn es so laut wieherte, dann nur, weil es sich, ebenso wie Lina, totlachen wollte, sobald ihm jemand an die Hinterbeine kam. Du weißt doch selbst, wie das ist, wenn man gekitzelt wird.
Michel ging also zu dem Pferd und nahm dessen Kopf zwischen seine kleinen starken Hände.
"Hör mal, du", sagte er, "mach jetzt keinen Ärger. Du sollst Hufeisen bekommen. Ich verspreche dir auch, dich nicht zu kitzeln."
Rate, was Michel dann machte! Er ging hinter das Pferd und nahm mit einem schnellen Griff einen Hinterhuf und hob ihn hoch. Das Pferd drehte nur den Kopf und blickte freundlich zu Michel hin, als wollte es sehen, was Michel eigentlich vorhatte.
Denn, siehst du, in den Hufen hat ein Pferd nicht mehr Gefühl, als du in deinen Nägeln hast, und nun verstehst du sicher, daß es dort nicht ein bißchen kitzlig ist.
"Bitte sehr", sagte Michel zum Schmied, "kommen Sie mit dem Hufeisen! Ich halte."
Da ging ein Raunen durch die Reihe der Männer, und es raunte weiter, während Michel dem Hufschmied half, unter alle vier Hufe des Pferdes Eisen zu nageln.
Als das erledigt war, begann der Pferdehändler sich zu winden. Er wußte zwar, was er versprochen hatte, aber er wollte dieses Versprechen nicht halten. Statt dessen nahm er einen Fünf-Kronen-Schein aus seiner Brieftasche und wollte ihn Michel geben.
"Es reicht wohl hiermit", sagte er.
Da wurden die Bauern aber böse. Sie waren alle, wie sie dort standen, ehrenwert, und sie waren gewohnt, ihr Wort zu halten.
"Versuch das gar nicht erst", sagten sie. "Der Junge bekommt das Pferd!"
Und dabei blieb es. Der Pferdehändler war reich, das wußten alle, und wenn er nicht für wortbrüchig gelten wollte, mußte er zu seinem Wort stehen.
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"Na gut, dreihundert Kronen sind ja nicht die Welt", sagte er.
"Nimm den Pferderacker und verschwinde!"
Rate, ob Michel froh war! Er sprang aufsein frisch beschlagenes Pferd und ritt durch das Tor wie der kühnste General. Alle Bauern schrien "Hurra!", und der Hufschmied sagte:
"Das sind solche Sachen, die passieren, wenn Jahrmarkt in Vimmerby ist!"
Michel aber ritt durch das Marktgetümmel, glücklich und stolz, daß es um ihn herum nur so funkelte. Und auf der Hauptstraße, mitten im ärgsten Menschengewimmel, kam ihm tatsächlich Alfred entgegen.
Der blieb natürlich stehen und riß die Augen auf.
Junge, Junge - Michel", rief er, "was ist das für ein Pferd?"
"Mein Pferd", sagte Michel. "Es heißt Lukas, und du kannst mir glauben, es ist genauso kitzlig wie Lina."
Gerade da kam Lina angerannt und zog Alfred am Rockärmel.
"Wir wollen doch heimfahren", sagte sie. "Der Bauer spannt schon an."
Ja, nun war all der Spaß zu Ende - nun sollten die Katthulter wieder nach Lönneberga fahren. Etwas aber wollte Michel noch tun: Er wollte Gottfried sein Pferd zeigen.
"Sagt Vater, daß ich in fünf Minuten komme", rief er und ritt los, zum Bürgermeisterhaus, daß es auf den Straßensteinen donnerte.
Die Oktoberdämmerung hatte sich über das Haus und den Garten des Bürgermeisters
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