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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Nähe der Hauptstraße, ein schmuckes weißes Haus mit einer Glasveranda.
    Es dürfte nicht unmöglich sein, dorthin zu finden, dachte Michel.
    Frau Petrell war eine der vornehmsten Damen in Vimmerby. Es war also schon eigenartig, daß sie die Katthulter zum Mittagessen einlud. Ich kann mir nicht denken, daß es nur geschah wegen der guten Wurst, die Michels Mutter immer für sie mitbrachte - so verrückt nach Wurst kann doch kein Mensch sein. Nein, es war so, daß Frau Petrell jeden Schmaus in Katthult gern mitmachte, den Kirschenschmaus, das Krebsessen, das Käsekuchenfest und all die anderen Festessen, wo man Wurst bekam und gepökelte Schweinsrippen und Kalbsrouladen und Fleischklößchen, Omeletts und Aal in Gelee und noch vieles andere mehr. Nun kann man schließlich nicht immer zu einem Festessen fahren, ohne auch einmal einzuladen, meinte Frau Petrell. Es muß ja irgendwie gerecht zugehen, sagte sie sich, und deshalb, weil die Katthulter sowieso in der Stadt waren, hatte sie sie gebeten, um zwölf Uhr zum Mittagessen zu kommen. Sie sollten
    aufgewärmten Fischpudding und Blaubeersuppe bekommen, hatte sie sich ausgedacht. Frau Petrell selbst aß etwa um elf Uhr ein kleines Kalbsfilet und ein großes Stück Marzipantorte, weil der Fischpudding knapp war. Es hätte doch wirklich komisch ausgesehen, wenn sie selbst dagesessen und in den Fischpudding reingehauen hätte und ihre Gäste wären nicht satt geworden!
    Nein, das tat Frau Petrell nicht!

63
    Nun saßen sie bereits am Tisch auf der Veranda, Michels Vater, Michels Mutter und Klein-Ida.
    "Dieser Lausejunge - es wäre leichter, eine Handvoll Flöhe zu hüten, die verliert man nicht so schnell", sagte Michels Vater.
    Er sprach von Michel.
    Michels Mutter wollte sofort hinauslaufen und nach ihrem kleinen Jungen suchen, wenn auch Michels Vater versicherte, daß er bereits überall nach ihm gesucht hätte. Frau Petrell sagte: "Wie ich Michel kenne, findet er her." Frau Petrell hatte ein wahres Wort gesprochen. Gerade in diesem Augenblick nämlich war Michel auf dem Weg durch ihre Gartenpforte. Aber da sah er etwas, was ihn zurückhielt. Neben Frau Petrell wohnte in einem schönen Haus mit einem Garten ringsum der Bürgermeister der Stadt, und dort zwischen den Apfelbäumen stolzierte auf hohen Stelzen ein Junge umher. Das war der kleine Gottfried vom Bürgermeister. Er erblickte Michel und sauste sofort kopfüber in einen Fliederstrauch. Wenn du jemals versucht hast, auf Stelzen zu laufen, dann weißt du, warum. Es ist nicht so leicht, auf solch einem Paar langer Stangen zu balancieren, die nur jede einen kleinen Holzklotz haben, worauf man seine Füße stellen kann.
    Gottfried steckte bald den Kopf aus dem Busch und sah neugierig zu Michel hin. Wenn zwei kleine Jungen aus dem rechten Schrot und Korn sich zum erstenmal treffen, dann flammt es gleichsam wie ein Licht in ihren Augen auf. Gottfried und Michel sahen einander an und grinsten.
    "So eine Mütze wie du möchte ich auch gern haben", sagte Gottfried. "Borgst du sie mir?"
    "Nein", sagte Michel, "aber du kannst mir dafür deine Stelzen borgen."
    Gottfried fand, es sei ein guter Tausch.
    "Wenn ich auch nicht glaube, daß du damit gehen kannst", sagte er. "Denn es ist schwer."
    "Werden wir ja sehen", sagte Michel.
    Er war unternehmungslustiger, als Gottfried ahnte. In einem Hui war er oben auf den Stelzen und wackelte hastig zwischen den 64
    Apfelbäumen hindurch. Das Mittagessen bei Frau Petrell hatte er völlig vergessen.
    In der Glasveranda aber saßen die Katthulter und stopften den Fischpudding in sich hinein. Das war schnell getan, und danach war es Zeit, zur Blaubeersuppe überzugehen. Davon gab es viel.
    Eine bis an den Rand gefüllte Riesenschüssel stand mitten auf dem Tisch.
    "Eßt nur", sagte Frau Petrell. "Ich hoffe, ihr habt Appetit."
    Sie selbst hatte keinen besonderen Appetit und rührte die Blaubeersuppe nicht an. Dafür sprach sie um so mehr. Sie redete von dem großen Kometen, denn an diesem Tag taten das alle Menschen in Vimmerby.
    "Es wäre entsetzlich", sagte sie, "wenn ein Komet allem ein Ende bereiten sollte."
    "Ja, wer weiß, die Blaubeersuppe ist vielleicht das letzte, was man in diesem Leben ißt", sagte Michels Mutter, und da schob Michels Vater schnell seinen Teller vor.
    "Kann ich noch etwas haben?" fragte er. "Für alle Fälle."
    Bevor Frau Petrell ihm aber den Teller füllen konnte, geschah etwas Furchtbares. Ein Krachen - und hinter Frau Petrell kam etwas durch den großen

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