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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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einen zur Probe anstecken", sagte er. "Um zu sehen, ob er in Ordnung ist."
    Gottfried dachte nicht lange nach. Er nahm einen
    Feuerwerkskörper aus dem Berg heraus.
    "Ja, aber nur diesen kleinen Knallfrosch", sagte er.
    Michel nickte und kletterte vom Pferd.
    "Ja, nur diesen kleinen Knallfrosch. Kann ich ein Streichholz haben?"
    Das bekam er. Und - piff, paff - machte sich der kleine leuchtende Knallfrosch auf den Weg. Ja, der war in Ordnung. Hin und her hopste er, und zum Schluß sprang er auf den Gartentisch zurück und legte sich wieder zwischen all die anderen Feuerwerkskörper. Er wollte wohl nicht allein sein. Aber davon bemerkten weder Michel noch Gottfried etwas, denn sie hörten auf einmal lautes Rufen hinter sich. Das war der Bürgermeister, der herausgekommen war und auf der Treppe stand und mit ihnen sprechen wollte. Er war nun fast frei von Sahne, nur der Bart strahlte noch weiß in das Oktoberdunkel.
    Auf den Straßen von Vimmerby gingen die Vimmerbyer immer noch umher und lachten, johlten und schrien und wußten nicht, ob sie auf etwas Lustiges oder auf etwas Schreckliches warteten.
    Und da kam es! Da kam das Schreckliche, auf das sie insgeheim mit Schaudern gewartet hatten. Plötzlich stand über dem Bürgermeisterhaus der ganze Himmel in Flammen. Plötzlich war die Welt voll von glühenden Schlangen und leuchtenden Kugeln und herabstürzendem Feuer. Es krachte und knatterte und puffte und zischte und wurde so schauerlich, daß die armen Vimmerbyer vor Schreck erbleichten.
    "Der Komet!" schrien sie. "Hilfe! Das Ende!"
    Es wurde ein Geschrei und ein Weinen, wie man es nie zuvor in der Stadt gehört hatte, denn alle glaubten, ihre letzte Stunde sei 75
    gekommen. Arme Menschen, kein Wunder, daß sie kreischten und haufenweise auf den Straßen ohnmächtig wurden. Nur Frau Petrell saß völlig ruhig in ihrer Glasveranda und sah die Feuerkugeln draußen umherwirbeln.
    "An Kometen glaube ich nicht länger", sagte sie zu ihrer Katze.
    "Ich wette, das ist dieser Michel, der wieder in Fahrt ist."
    Damit sprach Frau Petrell ein wahres Wort. Natürlich waren es Michel und sein kleiner Knallfrosch, die das ganze
    Geburtstagsfeuerwerk "in Ordnung" gebracht und alles auf einmal in die Luft geknallt hatten.
    War es nicht ein Glück, daß der Bürgermeister es geschafft hatte, gerade im richtigen Augenblick herauszukommen? Sonst hätte er vielleicht von seinem großartigen Feuerwerk nichts gesehen. Jetzt aber stand er dort, wo es am meisten flog und knallte, und er hatte wirklich damit zu tun, jedesmal zur Seite zu springen, wenn ihm eine Feuerkugel um die Ohren zischte. Michel und Gottfried konnten verstehen, daß er es lustig fand, denn er stieß bei jedem Hopser, den er tat, kleine frohe Schreie aus. Nur als eine Rakete brausend in eines seiner Hosenbeine fuhr, da wurde er sichtlich wütend. Warum hätte er sonst ein so kolossales Gebrüll angestimmt und das Zetergeschrei so eigensinnig fortgesetzt, während er zur Wassertonne an der Hausecke lief und dort wie ein Rasender das Bein eintauchte? So etwas kann man doch mit Raketen nicht machen, die verlöschen dann ja, das hätte er sich doch denken können.
    "Aber nun habe ich endlich ein Feuerwerk gesehen", sagte Michel, der versteckt neben Gottfried hinter dem Holzschuppen des Bürgermeisters lag.
    Ja, jetzt hast du ein Feuerwerk gesehen", sagte Gottfried.
    Danach schwiegen sie und warteten. Auf nichts Besonderes, nur darauf, daß der Bürgermeister aufhören würde, wie eine große böse Hummel im Garten umherzuschwirren.
    Als dann eine Weile später der Katthultwagen nach Lönne-berga rollte, waren alle Sonnen und Feuerkugeln längst erloschen. Über den Tannenspitzen leuchteten nur noch die Sterne. Dunkel war 76
    der Wald, und dunkel war der Weg, Michel aber war glücklich und sang, während er auf seinem Pferd durch die Dunkelheit ritt:
    "Hei-hopp - Vater mein! So muß mein Pferdchen sein: Stabil und stark wie ein Held -und alles, alles - ohne Geld!"
    Und sein Vater, der auf dem Wagen saß und kutschierte, war sehr zufrieden mit seinem Michel. Sicher hatte der Junge mit seinem Unfug und seinen Kometereien Frau Petrell und ganz Vimmerby beinahe um den Verstand gebracht - aber hatte er es nicht auch zu einem Pferd gebracht? Und ohne auch nur ein Öre dafür zu bezahlen - das war schließlich die Hauptsache. Einen solchen Jungen gab es in ganz Lönneberga nicht wieder, und diesmal sollte er nicht in den Tischlerschuppen. Nein, dachte der Vater, diesmal nicht.
    Er

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