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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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machte sich auf den Weg, um Alfred zu suchen, seinen Freund und seinen Trost in trüben Stunden.
    Aber wo war Alfred? Die Straßen waren vollgestopft mit Menschen, mit Marktbauern und Einwohnern von Vimmerby, alles durcheinander. Alfred in diesem Geschiebe zu treffen, das war nicht das leichteste. Michel trabte umher und suchte einige Stunden lang und machte in der Zeit ziemlich viel Unfug, der aber nie in ein Schreibheft eingetragen wurde, weil keiner dahinterkam. Alfred aber fand er nicht.
    Im Monat Oktober wird es zeitig dunkel. Bald würde es dämmern, bald würde der Jahrmarktstag vorbei sein. Die Marktbesucher dachten schon an ihre Heimfahrt, und eigentlich hätten die Vimmerbyer auch allmählich anfangen müssen, sich in ihre Häuser zu verziehen, aber das wollten sie nicht. Sie wollten draußen auf den Straßen lachen und miteinander reden und Krach machen. Sie wirkten alle so seltsam aufgescheucht - ja, aber bedenke, was für ein Tag das auch war! Jahrmarktstag und Geburtstag des Bürgermeisters und vielleicht der letzte Tag der Welt, falls dieser Komet nun tatsächlich angezischt kommen sollte. Du verstehst sicher, wie eigenartig es für die Vimmerbyer war, in der Dämmerung umherzugehen und zu warten und nicht zu wissen, ob es etwas Gutes oder Entsetzliches war, worauf sie warteten. Wenn Menschen glücklich und ängstlich zugleich sind, gibt es mehr Unruhe als gewöhnlich. Deshalb nahmen Leben und Lärm auf den Straßen immer mehr zu. In den Häusern aber war es still und friedlich, und niemand war zu Hause als die Katzen und die eine oder andere Großmutter, die die kleinsten Kinder betreuen mußte.
    Wenn du schon einmal durch eine kleine Stadt wie Vimmerby dahingeschlendert bist, vielleicht an einem Markttag und vielleicht gerade in der Dämmerung, dann weißt du, wie hübsch es ist, dort durch die kleinen Kopfsteinpflasterstraßen zu gehen und hinter den Fenstern der kleinen Häuser die Großmütter und Enkelkinder und Katzen zu sehen. Und du weißt auch, wie 68
    spannend es ist, durch finstere Gänge und Tore zu schleichen und in dunkle Höfe zu kommen, wo die Marktbesucher ihre Fuhrwerke eingestellt haben und nun noch umherstehen, eine Flasche Bier in der Hand, bevor sie anspannen und heimfahren.
    Michel genoß das Leben und Treiben. Bald hatte er vergessen, wie unzufrieden er eben noch gewesen war, und er war sicher, früher oder später Alfred zu finden. Er fand ihn auch, aber zuerst fand er etwas anderes.
    Wie er so durch eine kleine Gasse ging, hörte er einen wilden Lärm, der aus einem dunklen Hof zu ihm drang. Er hörte Männer, die fluchten und schimpften, und ein Pferd, das wieherte. Rasch huschte Michel durch das Tor hinein, um zu erfahren, was da los war. Was er sah, war keine Freude für ihn. In diesem Hof war eine alte Hufschmiede, und im Schein des Feuers sah er mitten in einem Haufen aufgeregter, wütender Männer sein Pferd, sein schönes braunes Pferdchen. Kannst du erraten, warum sie wütend waren? Nur, weil das braune Pferd sich keine Hufeisen aufnageln lassen wollte. Immer, wenn der Hufschmied ein Bein des Pferdes hochzuheben versuchte, legte es los mit dem wildesten Springen und Ausschlagen und Bocken, daß die Männer nur so
    auseinanderstoben. Der Schmied raufte sich die Haare und wußte nicht, was er machen sollte.
    "In meinem Leben habe ich schon viele Pferde beschlagen", sagte er, "aber so etwas ist mir noch nie vorgekommen."
    Du weißt vielleicht nicht, was ein Hufschmied ist? Das ist ein Mann, der den Pferden Schuhe anpaßt. Ja, Pferde brauchen, genau wie du, Schuhe, sie würden sonst ihre Hufe aufreiben und rutschen und auf abschüssigen Wegen sehr schlecht laufen können. Natürlich haben sie keine üblichen Schuhe an, sondern gebogene Eisen, die man auf den Hufen festnagelt: ganz einfach Hufeisen - falls du solche schon einmal gesehen hast.
    Das braune Pferd aber hatte sich offensichtlich entschlossen, keine Eisen dulden. Es stand so still und fromm, wie man es sich nur wünschen konnte, solange niemand eines der Hinterbeine anrührte; kam aber der Hufschmied mit seinen Händen an ein 69
    Bein, dann begann derselbe wilde Zirkus wie vorher, und das Pferd stieß sich frei, wenn auch ein halbes Dutzend Männer es zu halten versuchten. Der Pferdehändler, der das Pferd gekauft hatte, wurde von Mal zu Mal grimmiger.
    Jetzt werde ich einmal selbst..." sagte er schließlich und packte energisch ein Hinterbein des Pferdes. Da bekam er einen Tritt, daß er sich genau in eine

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