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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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niemals ein Gegenstück zu einem solchen Jungen gesehen", sagte sie und nahm die kleine Ida, Michels Schwester, mit in das Wäldchen auf der Weide, wo Ida Walderdbeeren pflücken durfte, während Lina die Katthultkühe melkte. Die kleine Ida zog die Erdbeeren auf Halme und kam mit fünf vollen Halmen nach Haus, und Michel knöpfte ihr nur zwei Halme ab -
    so anständig war er jedenfalls.
    Du mußt nicht glauben, daß Michel etwa Lust hatte, mit Lina und Ida zum Wald und zu den Kühen zu gehen. Nein, er wollte es munterer haben, und deshalb schnappte er sich seine "Müsse" und seine "Busse" und lief schnurstracks zum Wäldchen. Er warf sich auf Lukas und sprengte durch die Haselsträucher, daß um ihn herum die Rasenstücke emporflogen. Michel spielte "Smalands Husaren greifen an". Er wußte, wie das gemacht wurde, denn er hatte davon ein Bild in der Zeitung gesehen.
    Im Tischlerschuppen, in dem Michel so oft Holzmännchen schnitzte, standen schließlich 369 Männchen. Sie sind heute noch alle vorhanden - bis auf einige, die seine Mutter hinter den Johannisbeerbüschen vergrub. "Weil sie dem Pfarrer so ähnlich waren", und: "Auf diese Weise kann man den Pastor nicht darstellen", sagte Michels Mutter.
    Du weißt ja, daß Michel das ganze Jahr über Unfug machte, im Sommer wie im Winter, und ich, die ich alle Schreibhefte gelesen habe, werde über noch einige Tage aus Michels Leben berichten.
    Du wirst feststellen, daß Michel auch mitunter Gutes getan hat.
    Man muß gerecht sein und auch so etwas erwähnen und nicht nur seine fürchterlichen Streiche. Übrigens waren nicht alle fürchterlich, er machte auch eine Menge ziemlich unschuldigen Kleinunfug, und eigentlich war es nur der dritte November, an dem es einfach total verrückt wurde . . . Nein, versuch nicht, mich zum Sprechen zu bewegen! Was Michel am dritten November gemacht hat, sage ich niemals, das habe ich seiner Mutter versprochen. Nein, der Abwechslung halber werden wir einen 107
    Tag nehmen, an dem sich Michel, im großen und ganzen gesehen, richtig gut benahm - wenn auch sein Vater vielleicht eine andere Meinung darüber hatte. Es war

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    Samstag, der 12. Juni, als Michel einige geglückte
    Wahnsinnsgeschäfte auf der Auktion in Backhorva
    machte.

    An einem Samstag im Juni war Auktion auf Backhorva, und alle Menschen wollten dorthin, denn Auktionen waren das Lustigste, was man in Lönneberga und ganz Smaland kannte. Michels Vater, Anton Svensson, mußte natürlich hin, Alfred und Lina hatten gebeten, auch mit dabeisein zu dürfen, und dann selbstverständlich Michel.
    Wenn du jemals auf einer Auktion gewesen bist, weißt du ja, was man dort erleben kann. Du weißt, wenn Leute Krimskrams verkaufen wollen, machen sie eine Auktion, damit andere Leute dorthin kommen, die Krimskrams kaufen wollen.
    Die Backhorva-Leute wollten alles verkaufen, was sie besaßen.
    Sie wollten nach Amerika auswandern wie so viele zu jener Zeit, aber dorthin konnten sie ihre Küchenbänke und Bratpfannen und Kühe und Schweine und Hühner nicht mitnehmen, und deshalb machten sie nun diese Auktion.
    Michels Vater hoffte, billig an eine Kuh zu kommen und vielleicht auch an eine trächtige Sau und ein paar Hühner.
    Deshalb durften Alfred und Lina mitkommen, denn er brauchte doch Hilfe, um die Tiere, die er kaufen wollte, nach Hause zu schaffen.
    "Aber was Michel dabei soll, das begreife ich nicht", sagte der Vater.
    "Nein, da gibt es sowieso genug Krach", sagte Lina, "auch ohne daß wir extra noch Michel dorthin mitnehmen."
    Lina wußte schon, wieviel Krach und Schlägereien es auf den Auktionen in Lönneberga und im ganzen Smaland gab, und hatte auf ihre Weise sicher recht. Aber Michels Mutter sah Lina streng an und sagte:
    "Wenn Michel mit will zur Auktion, dann soll er mit. Darüber mach du dir keine Sorgen. Denk du lieber ein wenig daran, wie du 109
    dich aufführst und Unsinn treibst, wenn du unter Menschen kommst!"
    Das saß, und Lina schwieg.
    Michel setzte sich seine Mütze auf und machte sich fertig - er wollte weg.
    "Kauft ihr auch etwas für mich ein?" fragte Klein-Ida und legte den Kopf schmeichelnd auf die Seite.
    Sie sagte das nicht zu jemand Bestimmtem, sondern nur gerade in die Luft hinein. Ihr Vater aber zog sofort die Augenbrauen hoch.
    "Kaufen und kaufen, ich höre nie etwas anderes! Habe ich dir nicht erst neulich für zehn Öre Hustenbonbons gekauft? Zu deinem Geburtstag im Januar, hast du das vergessen?"
    Michel hatte schon daran gedacht, seinen Vater um

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