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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gewesen war, noch schlimmer war, daß er
    "zum Kuckuck" gesagt hatte, und das war beinahe ein Fluch.

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    Fluchen aber durfte man auf Katthult nicht. Michels Vater war ja Kirchenältester. Michel schämte sich einige Minuten, aber dann kaufte er noch eine Limonade, die er Alfred brachte. Sie saßen zusammen an der Wand der Backhorver Holzbude und
    unterhielten sich, während Alfred die Limonade trank. Etwas Besseres hätte er in seinem ganzen Leben nicht getrunken, sagte er.
    "Hast du Lina gesehen?" fragte Michel.
    Alfred zeigte mit dem Daumen, wo Lina war. Sie saß im grünen Gras, an einen Zaun gelehnt, und neben ihr saß der Krakstorp-Bauer, der mit seiner Peitsche nach Michel geschlagen hatte. Man sah deutlich, daß Lina die Ermahnungen, die sie von zu Hause mitbekommen hatte, vergessen haben mußte, denn sie alberte und kicherte herum, wie sie es immer tat, wenn sie unter Menschen kam. Man konnte aber auch sehen, daß dem Krakstorper Linas Alberei gefiel, und als Michel das sah, wurde er froh.
    "Stell dir vor, Alfred, wenn wir die Lina an den Krakstorper verheiraten könnten", sagte er voller Hoffnung. "Dann könntest du sie vielleicht für immer loswerden!"
    Es war ja so, daß Lina den Alfred zum Bräutigam auserkoren hatte, und sie wollte sich auch mit ihm verheiraten; dagegen aber wehrte sich Alfred noch immer mit Händen und Füßen. Seit langem war es Alfreds und Michels Sorge, wie sie Alfred von Lina befreien könnten, und nun wurden die beiden munter.
    Vielleicht wäre es möglich, Lina dem Krakstorper anzuhängen!
    Gewiß, er war alt, fast fünfzig Jahre, und hatte kein einziges Haar mehr auf dem Kopf, aber er hatte einen kleinen Hof, und bestimmt würde es Lina behagen, Hausfrau in Krakstorp zu werden.
    "Wir müssen aufpassen, daß niemand die beiden stört", sagte Michel.
    Es war ihm klar, daß Lina noch viel Alberei und Gekichere aufwenden mußte, bevor der Krakstorper den Verstand verlor und wirklich am Haken hängenblieb.

115
    Hinten bei den Stallungen hatten sie mit der Versteigerung der Tiere angefangen, und Alfred und Michel gingen hin, um zuzusehen.
    Michels Vater hatte günstig eine Sau ersteigert, die bald Ferkel bekommen sollte, aber mit den Kühen gab es Ärger. Da war ein Bauer aus Bastefall, der alle sieben haben wollte, und Michels Vater war gezwungen, auf die Kuh, die er sich ausgesucht hatte, achtzig Kronen zu bieten. Er stöhnte leise, als er die entsetzliche Summe bezahlen mußte, und hatte dann kein Geld mehr, um noch ein paar Hühner zu kaufen. Der Bastefaller bekam auch die Hühner für sein Gebot, nur eine Henne wollte er nicht nehmen.
    "Was soll ich mit einer hinkenden Henne?" sagte er. "Die kann nur noch geschlachtet werden!"
    Die Henne, die der Bastefaller in den Suppentopf wünschte, hatte sich mal ein Bein gebrochen, das dann schief
    zusammengewachsen war. Deshalb hinkte die Ärmste furchtbar.
    Aber neben Michel stand einer von den Backhorvajungen und sagte zu Michel:
    "Der Mann ist schön dumm, wenn er die Hinke-Lotta nicht nimmt. Sie ist unsere beste Legehenne - weiß ich genau!"
    Da rief Michel mit lauter Stimme:
    "Ich biete fünfundzwanzig Öre für Hinke-Lotta!"
    Alle lachten. Alle außer Michels Vater, versteht sich. Der kam angerast und packte Michel am Kragen.
    "Lümmel du, wie viele Wahnsinnsgeschäfte willst du eigentlich an ein und demselben Tag machen? Das hier kostet dich den doppelten Tischlerschuppen!"
    Aber geboten war geboten. Michel hatte fünfundzwanzig Öre gesagt, und dazu mußte er stehen. Hinke-Lotta war nun seine Henne, egal, was sein Vater davon hielt.
    "Nun habe ich jedenfalls zwei Tiere, die mir gehören", sagte er zu Alfred. "Ein Pferd und eine Henne!"
    ,Ja, ein Pferd und eine hinkende Henne", sagte Alfred und lachte dabei, aber so freundlich wie immer.
    Hinke-Lotta kam in eine Kiste, und Michel stellte sie zu seinen 116
    anderen Schätzen an die Holzbude. Da hatte er schon die Feuerspritze und den Brotschieber und das Samtkästchen, und da war auch Lukas angebunden. Michel blickte auf seinen ganzen Besitz und war recht zufrieden.
    Aber wie stand es zur Zeit um Lina und den Krakstorper? Michel und Alfred machten eine Runde, um das herauszufinden, und stellten befriedigt fest, daß es Lina gutging. Der Krakstorper hatte sie umgefaßt, und Lina lachte und alberte schlimmer als je zuvor.
    Ab und an gab sie ihm einen Schubs, daß er rückwärts gegen den Zaun flog.
    "Das mag er wohl", sagte Michel. "Wenn sie ihn nur nicht zu toll schubst!"
    Michel

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