Immer dieser Michel
etwas Geld zu bitten, denn man kann ja nicht ohne ein Öre in der Tasche auf eine Auktion gehen, aber er ließ es. Dies war jetzt nicht der richtige Augenblick, zu versuchen, seinem Vater Geld abzuknöpfen - das war ihm klar. Jetzt nicht, wo der Vater schon auf dem großen Milchwagen saß, bereit abzufahren. Aber was man nicht auf diese Weise bekommen kann, das muß man sich auf andere Weise besorgen, dachte Michel. Er dachte scharf nach und sagte dann:
"Fahrt nur voraus! Ich komme auf Lukas nach!"
Michels Vater wurde sehr mißtrauisch, als er das hörte, aber er wollte schnell weg und sagte deshalb nur:
Ja, ja! Das beste wäre allerdings, wenn du ganz und gar zu Hause bleiben würdest!"
Dann knallte er mit der Peitsche, und es ging los. Alfred winkte Michel zu, und Lina winkte Klein-Ida zu, und Michels Mutter rief Michels Vater zu:
"Paß auf, daß ihr Arme und Beine beieinander habt, wenn ihr wieder heimkommt!"
Das sagte sie, weil sie wußte, wie wild es manchmal auf den Auktionen zugehen konnte.
Der Milchwagen verschwand hinter der Wegbiegung. Michel stand im Straßenstaub und sah ihm nach. Dann aber hatte er es 110
eilig - jetzt mußte Geld angeschafft werden. Und wie, glaubst du, sollte das geschehen?
Wenn du ein Kind in Smaland gewesen wärst, als Michel klein war, dann würdest du wissen, wie gesegnet viele Gatter es zu jener Zeit überall auf den Wegen gab. Sie waren da, damit alle smaländischen Ochsen und Kühe und Schafe auf ihren eigenen Weiden blieben, und vielleicht auch, damit sich alle smaländischen Jungen ab und zu ein Zweiörestück verdienen konnten, wenn sie das Gatter für einen faulen Bauern öffneten, der auf seinem Pferdefuhrwerk des Weges kam und selbst nicht abspringen und öffnen wollte.
Bei Katthult gab es auch ein Gatter. Dort hätte Michel aber sonst nicht viele Zweiörestücke verdient, denn Katthult lag an einem Außenrand der Gemeinde, und dorthin fuhr selten jemand. Nur ein Hof lag hinter Katthult, und das war Backhorva, und gerade dort sollte heute Auktion sein. Das bedeutet, daß jeder Mensch, der dahin will, durch unser Gatter muß, dachte Michel, dieser pfiffige Junge.
Eine Stunde lang stand Michel auf Gatterwache, und er verdiente dabei fünf Kronen und vierundsiebzig Öre. Kaum zu glauben!
Die Pferdefuhrwerke kamen in einem so dichten Strom, daß er es kaum schaffte, hinter einem das Gatter zu schließen, bevor er es für den nächsten wieder öffnen mußte. Und alle Bauern, die dort fuhren, hatten gute Laune, weil sie doch zur Auktion wollten, und warfen bereitwillig Zweiörestücke und Fünförestücke in Michels Mütze hinunter. Einige Großbauern waren sogar so großzügig, daß sie ihm ein ganzes Zehnörestück gaben, wenn sie es sicher auch bald danach bereuten.
Aber der Bauer aus Krakstorp wurde wütend, als Michel das Gatter seinem braunen Gaul vor der Nase zuschlug.
"Warum machst du das Gatter zu?" schrie er.
"Ich muß es doch erst zumachen, damit ich es wieder aufmachen kann", erklärte Michel.
"Warum läßt du das Gatter an einem Tag wie heute nicht offen?"
fragte der Bauer wütend.
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"Ach, ich bin doch wohl nicht verrückt", sagte Michel. "Heute, wo ich das erstemal einen Nutzen von diesem alten Gatter habe!"
Aber der Krakstorper schlug mit seiner Peitsche nach Michel, und Geld gab er ihm nicht.
Als alle, die zur Auktion wollten, durch Michels Gatter gefahren waren und es dort kein Geld mehr zu verdienen gab, sprang Michel auf Lukas und ritt in solchem Galopp davon, daß es um die Geldstücke in seiner Hosentasche sauste und pfiff.
Die Auktion in Backhorva war bereits in vollem Gang. Die Menschen drängten sich um den Kram, der aneinandergereiht auf dem Hofplatz stand und im hellen Sonnenschein aussah, als hätte er sich hierher verirrt. Auf einer Tonne mitten im Gewühl stand der Auktionator. Er bekam viele gute Angebote auf Bratpfannen und Kaffeetassen und alte, gedrechselte Holzstühle und ich weiß nicht was alles. Auf einer Auktion, mußt du wissen, ruft man dem Auktionator zu, wieviel man für eine Sache bezahlen will. Aber wenn dann einer da ist, der mehr bezahlen will und höher bietet, so bekommt er die Küchenbank oder was es auch ist, um das man kämpfte.
Es ging wie ein Säuseln durch die Menge, als Michel und Lukas auf den Hofplatz sprengten, und es waren viele, die murmelten:
"Wenn der Katthultjunge kommt, ist es besser, gleich nach Hause zu fahren!"
Aber jetzt war Michel auf Geschäfte aus, und Geld hatte er so viel, daß er
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