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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Wasser gab es im Brunnen.
    Lina mußte also pumpen, und er bediente die Spritze - da schoß das Wasser heraus, daß es eine Wonne war.
    Wie ein Schluckauf ging es durch den Knechtshaufen, als der erste kalte Wasserstrahl mit voller Kraft mitten in ihn hineinfuhr.
    Und, glaub mir oder nicht, Michel brauchte nur einige Minuten zu spritzen, da verkümmerte die Schlägerei und hörte auf. Ein Knecht nach dem anderen reckte sein verschwollenes, erstauntes Gesicht aus dem Haufen, und langsam kamen alle wieder auf die Beine.

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    Das mußt du dir merken, wenn du jemals in eine Schlägerei gerätst und sie beenden willst: Kaltes Wasser ist besser als ein Brotschieber. Vergiß es nicht!
    Die Knechte waren nicht einmal wütend auf Michel. Sie hatten jetzt all das Wilde aus sich herausgetobt und fanden es sicher gut, daß die Prügelei für diesmal ein Ende hatte.
    "Übrigens ist ja noch in der nächsten Woche eine Auktion in Knashult", sagte Bullte aus Bö und stopfte sich etwas Moos in die Nasenlöcher, um das Blut zu stillen.
    Michel aber ging zum Knashultbauern, der auch da war und die Schlägerei gesehen hatte, und verkaufte ihm die Feuerspritze für fünfzig Öre.
    "Da habe ich fünfundzwanzig Öre verdient", sagte Michel zu Alfred, und ungefähr in diesem Augenblick wurde Alfred klar, daß aus Michel, wenn er erst einmal groß war, ein gewaltiger Geschäftsmann werden würde.
    Die Auktion war jetzt zu Ende, und alle machten sich mit dem Ramsch, den sie gekauft hatten, auf den Heimweg. Auch Michels Vater wollte mit seiner Kuh und der Sau nach Hause. Die Sau wurde auf den Milchwagen geladen. Hinke-Lotta durfte mitfahren, obwohl Michels Vater ihr, wie sie so in ihrer Kiste hockte, einen sauren Blick zuwarf. Rölla, die Kuh, sollte hinterhertrotten. So war es gedacht. Aber niemand hatte Rölla gefragt, was sie von der Sache hielt!
    Von wilden Stieren hast du sicher schon gehört. Aber weißt du etwas von wilden Kühen? Nein? Dann will ich dir sagen, daß sogar die wildesten Stiere in den Knien einknicken und losrennen und sich verstecken, wenn eine Kuh richtig wild wird.
    Diese Rölla war in ihrem ganzen Leben die freundlichste und bescheidenste Kuhkreatur gewesen, die man sich denken kann.
    Aber als nun Alfred und Lina sie auf den Weg nach Katthult treiben wollten, da riß sie sich mit einem Ruck los und muhte so abgrundtief, daß alle Menschen entsetzt zusammenfuhren.
    Vielleicht hatte sie gesehen, wie die Bauernknechte sich prügelten, und dachte, wenn schon Auktion sein soll, dann aber 120
    richtig. Jedenfalls sprang sie jetzt umher, verrückt und wild, und es war lebensgefährlich, in ihre Nähe zu kommen. Alfred versuchte es zuerst und dann Michels Vater. Rölla aber setzte ihnen nach mit glühenden Augen, gesenkten Hörnern und dumpfem Gemuhe, und beide, Alfred und Michels Vater, mußten wie die Füchse rennen, um sich zu retten. Es kamen noch andere, um zu helfen, aber Rölla wollte vor ihrem Stall auch nicht einen Bauern mehr sehen - sie machte reinen Tisch.
    "Welch ein Drama", sagte Lina, als sie sah, wie der Backhorver und der Krakstorper und der Bastefaller und der Knashulter und auch Bullte aus Bö um ihr Leben rannten, Rölla auf den Fersen.
    Schließlich wurde auch Michels Vater wild und brüllte:
    "Achtzig Kronen habe ich für dieses Kuhvieh gegeben! Trotzdem, her mit einem Gewehr, jetzt wird sie abgeschossen!"
    Er zitterte, als er das rief, aber daß man an einer verrückten Kuh keine Freude hat, war ihm klar und allen anderen auch. Der Backhorver holte also sein geladenes Gewehr und drückte es Michels Vater in die Hand.
    "Es ist besser, du machst es selbst", sagte er.
    Aber da schrie Michel: "Warte ein bißchen!"
    Ich sagte ja schon, daß er ein pfiffiger Junge war. Jetzt ging er also zu seinem Vater und sprach zu ihm:
    "Wenn du sie doch erschießen willst, dann könntest du sie mir auch schenken!"
    "Was willst du denn mit einer verrückten Kuh?" sagte der Vater.
    "Wohl Löwen damit jagen, was?"
    Aber er wußte ja, daß Michel eine gute Hand für Tiere hatte, und deshalb sagte er schließlich, wenn Michel die Rölla, wie verrückt sie auch war, heim nach Katthult bringen würde, dann sollte sie für alle Zeiten ihm gehören.
    Da ging Michel zum Bastefall-Bauern, der die anderen Kühe gekauft hatte, und sprach so zu ihm:
    "Wieviel bekomme ich, wenn ich deine Kühe bis nach Katthult treibe?"

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    Bastefall lag am anderen Ende der Gemeinde, und sechs Kühe bis dorthin vor sich herzutreiben, machte nicht

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