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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gerade Spaß. Das wußte der Bastefaller, und deshalb holte er schnell ein Fünfundzwanzigörestück aus der Hosentasche.
    "Hier", sagte er. "Und nun los!"
    Ratet, was Michel da tat! Er rannte an Rölla vorbei in den Stall hinein und band die Kühe los, und als er sie an Rölla vorbeitrieb, verstummte sie mitten in ihrem Gemuhe, schlug die Augen nieder und schämte sich sichtlich über ihre schlechten Manieren von vorhin. Aber was macht eine arme Kuh, wenn sie aus ihrem alten Stall fort soll und einsam dasteht ohne die anderen Kühe, mit denen sie gewohnt war zu leben? Wütend wird sie und traurig!
    Nur Michel hatte das verstanden.
    Jetzt machte sich Rölla, so schnell sie konnte, mit den anderen Kühen auf den Weg, und alle Leute lachten und sagten:
    "Dieser Katthultjunge ist wirklich nicht dumm, bestimmt!"
    Alfred lachte auch.
    "Viehbesitzer Michel Svensson", sagte er. Jetzt hast du ein Pferd und eine hinkende Henne und eine verrückte Kuh. Gibt es nicht noch mehr, was du haben willst?"
    "Doch, mit der Zeit will ich schon noch mehr haben", sagte Michel ruhig.
    Michels Mutter stand in Katthult am Küchenfenster und hielt Ausschau, um ihre Lieben von der Auktion heimkommen zu sehen. Ihre Augen wurden groß, als sie die stattliche Karawane draußen auf dem Weg sah. Zuerst den Milchwagen mit Michels Vater und Alfred und Lina und der Sau und Hinke-Lotta, die vor Freude über ein frisch gelegtes Ei laut gackerte, dann sieben Kühe in einer langen Reihe und schließlich, auf Lukas reitend, Michel, der mit dem Brotschieber dafür sorgte, daß keine Kuh aus der Reihe abbog.
    Die Mutter rannte hinaus, Klein-Ida an der Hand.
    "Sieben Kühe!" schrie sie dem Vater zu. "Wer ist denn hier verrückt geworden, du oder ich?"

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    "Nä, de Koh", murmelte Michels Vater in reinstem Smaländisch.
    Es war noch mehr Gemurmel nötig, bevor die Mutter endlich begriffen hatte, wie alles zusammenhing. Dann aber sah sie Michel liebevoll an.
    "Gott segne dich, Michel! Aber wie konntest du wissen, daß mein Brotschieber gerade vorhin kaputtgegangen ist, als ich die Brotlaibe in den Ofen schieben wollte?"
    Dann schrie sie laut auf, als sie Alfreds Nase erblickte, die doppelt so groß war wie sonst.
    "Wo in aller Welt bist du mit der Nase gewesen?" fragte die Mutter.
    "Auf der Auktion in Backhorva", sagte Alfred. "Und nächsten Sonnabend geht's mit ihr nach Knashult."
    Lina kletterte düster und verdrossen vom Milchwagen. Nun war es aus mit all dem Geschäkere.
    "Wie sauer du aussiehst", sagte Michels Mutter. "Was ist los mit dir?"
    "Zahnschmerzen", sagte Lina kurz. Der Krakstorper hatte ihr ununterbrochen Bonbons angeboten, und deshalb schmerzte jetzt ihr kaputter Backenzahn so sehr, daß ihr fast der Schädel platzte.
    Aber Zahnschmerzen oder nicht, sie mußte schnellstens auf die Weide, um die Katthultkühe zu melken, denn es war schon lange über die Melkzeit hinaus.
    Lange über die Melkzeit hinaus war es auch für Rölla und die anderen Auktionskühe, und sie muhten laut, um daran zu erinnern.
    "Ich kann doch nichts dafür, daß der Bastefaller nicht hier ist, um seine alten Kühe zu melken", sagte Michel und machte sich daran, sie selbst zu melken. Zuerst Rölla und danach die sechs anderen Kühe. Dreißig Liter Milch bekam er zusammen, die seine Mutter in den Keller stellte. Bei Gelegenheit wollte sie Käse daraus machen. Es wurde ein großer und stattlicher Käse für Michel, und er hatte lange seine Freude daran. Das Ei aber, das Hinke-Lotta auf der Heimfahrt gelegt hatte, kochte er sofort und stellte es 123
    seinem Vater hin, der recht mürrisch am Küchentisch saß und auf sein Abendbrot wartete.
    "Das ist von Hinke-Lotta", sagte Michel. Dann stellte er noch ein Glas frisch gemolkene Milch vor seinen Vater. "Die ist von Rölla", sagte er.
    Sein Vater aß und trank schweigend, während seine Mutter alle ihre Brotlaibe in den Ofen schob.
    Lina aber drückte eine glühheiße Kartoffel gegen den schmerzenden Zahn, und da schmerzte er siebenmal schlimmer, und das hatte sie vorher gewußt.
    Ja, fühl du es nur", sagte Lina zu dem Zahn. "Wenn du gemein bist, dann kann ich ja wohl auch gemein sein."
    Alfred lachte.
    "War doch nett vom Krakstorper, dir Bonbons zu spendieren", sagte er. "Den solltest du heiraten, Lina!"
    Da schnaufte Lina wütend.
    "Den Wackelgreis! Er ist fünfzig Jahre alt, und ich bin erst fünfundzwanzig! Glaubst du, ich will einen Mann haben, der doppelt so alt ist wie ich?"
    "Das macht doch nichts", sagte Michel eifrig.

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