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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gewesen.
    Dem Frosch war wirklich nicht daran gelegen, dort zu bleiben, wo er war. Er schlüpfte also aus dem Hosenbein heraus, und Michel packte ihn. Michels Vater war aber immer noch wütend. Er glaubte, das mit dem Frosch sei einer der üblichen Streiche von Michel, und das war es doch nun wirklich nicht. Michel hatte gedacht, daß Lina den Korb öffnen würde und vielleicht entzückt wäre, einen kleinen süßen Frosch zu erblicken. Ich erwähne das alles nur, damit du verstehst, daß Michel es nicht immer leicht hatte und manchmal bestraft wurde für Streiche, die keine Streiche waren. Was glaubte denn zum Beispiel Michels Vater, wohin Michel den Frosch hätte stecken sollen, da doch Löcher in seinen Hosentaschen waren?
    Lina sagte ja ständig von Michel: "Er macht nur immer Unfug, dieser Junge. Ich habe niemals ein Gegenstück zu einem solchen Jungen gesehen. Und macht er selbst keinen Unfug, so passiert trotzdem noch genug mit ihm!"
    Passiert trotzdem noch genug - da hatte Lina wahre Worte gesprochen! Sie wurden durch das bestätigt, was später am selben Tag noch geschah.
    Man kann es kaum erzählen, was Michel da passierte. Es war so schlimm, daß ganz Lönneberga noch lange danach darüber 146
    stöhnte und jammerte. Und alles wäre nicht passiert, wenn Michels Mutter nicht eine so tüchtige Hausfrau gewesen wäre und es nicht ausgerechnet in diesem Jahr so unwahrscheinlich viele Kirschen gegeben hätte. Aber für all das konnte Michel nichts, nein, es passierte eben trotzdem.
    Michels Mutter war unvergleichlich im Einmachen und Einkochen und Aufbewahren von allem, was im Wald zu finden war oder was daheim im Garten wuchs. Sie pflückte
    Preiselbeeren, Blaubeeren und Himbeeren, soviel sie konnte. Sie kochte Apfelmus und Ingwerbirnen ein und machte
    Johannisbeergelee und Stachelbeerkompott, und sie achtete darauf, den ganzen Winter hindurch für ihre guten Fruchtsuppen getrocknete Früchte zu haben. Im großen Ofen in der Küche dörrte sie Äpfel, Birnen und Kirschen und schüttete sie in weiße Leinenbeutel, die sie unter dem Dach in der Vorratskammer aufhängte. Es war eine Freude, diese Vorratskammer zu sehen.
    Mitten in der großen Kirschenzeit kam die feine Frau Petrell aus Vimmerby zu Besuch nach Katthult, und Michels Mutter stöhnte über die vielen Kirschen, mit denen sie bald nichts mehr anzufangen wußte.
    "Sie sollten Kirschwein ansetzen", sagte Frau Petrell. "Das ist etwas Gutes."
    "Nein, davor bewahre mich der Himmel", sagte Michels Mutter.
    Von Kirschwein wollte sie nichts hören. Katthult war ein durch und durch nüchterner Platz. Michels Vater nippte nie an starken Getränken, er trank nicht einmal Bier. Allerdings - wenn er eingeladen wurde, auf Märkten und so, da konnte er nicht gut ablehnen. Was sollte er machen, wenn jemand ihn zum Bier einlud, zu einer oder zwei Flaschen! Er konnte sich doch schnell ausrechnen, daß zwei Flaschen Bier dreißig Öre kosteten, und dreißig Öre kann man nicht ohne weiteres wegwerfen. Da gab es nur eins: trinken, ob er wollte oder nicht. Kirsch wein aber würde er niemals anrühren. Das wußte Michels Mutter, und sie sagte es Frau Petrell. Aber Frau Petrell meinte, auch wenn in Katthult niemand Wein tränke, gäbe es doch andere Leute, die nichts 147
    gegen ein Gläschen einzuwenden hätten. Sie selbst hätte sehr, sehr gern einige Flaschen Kirschwein gehabt - und warum sollte da Michels Mutter nicht heimlich in einer versteckten Ecke des Kartoffelkellers Kirschen zum Gären ansetzen! Nach der Gärzeit wollte Frau Petrell wiederkommen und ihren Wein abholen und dafür gut bezahlen.
    Es fiel Michels Mutter immer schwer, nein zu sagen, wenn jemand sie um etwas bat, und außerdem war sie, wie gesagt, eine tüchtige Hausfrau, die nichts umkommen lassen konnte. Gedörrte Kirschen hatte sie schon mehr, als sie brauchen konnte. Ohne daß sie richtig wußte, wie es geschah, hatte sie also Frau Petrell versprochen, Kirschwein für sie zu machen. Michels Mutter war aber nicht für Heimlichkeiten, sie erzählte also dem Vater davon.
    Der murrte zuerst, aber dann sagte er schließlich:
    "Mach, was du willst! Was hat sie übrigens gesagt, wieviel will sie bezahlen?"
    Darüber hatte Frau Petrell nicht genauer gesprochen. Aber nun, nachdem ihr Wein einige Wochen im Kartoffelkeller gestanden und gegoren hatte, fand Michels Mutter, daß er fertig sei. Jetzt war es Zeit, ihn auf Flaschen zu füllen. Und an diesem Augusttag paßte es ihr gut. Michels Vater war draußen auf

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