Immer dieser Michel
von seiner grausamen Mutter weg. Ja, das war wirklich eine schlimme Sau, aber dann bekam sie ja auch kurz danach eine seltsame Krankheit, und am dritten Tag starb sie. Und Michels Vater, der Ärmste, da stand er nun mit nur einem einzigen erbärmlichen Schweinchen.
Das war also alles, was ihm von der Auktion auf Backhorva noch geblieben war! Kein Wunder, daß er trübsinnig war.
"Auf Backhorva ist alles schäbig und elend", sagte er abends in der Kammer zur Mutter, als sie schlafen gingen. "Es liegt irgendwie ein Fluch auf all ihren Tieren, das merkt man ganz deutlich."
Michel, der hinten in seinem Bett lag, hörte das und steckte sofort die Nase über die Bettkante,
"Ich kann das Schwein nehmen", sagte er. "Mir macht es nichts aus, wenn es verflucht ist." Aber das mochte Michels Vater nicht hören. "Du willst immer nur haben und haben", sagte er bitter.
"Und ich? Soll ich niemals etwas haben?"
Da schwieg Michel und erwähnte das Ferkel eine Zeitlang nicht mehr. Es war übrigens ein außergewöhnlich häßliches 139
Schweinchen, dünn und bläulich und ohne sonderlich viel Leben in sich. Sicher war es der Fluch, der ihm die Kraft nahm, dachte Michel, und er fand es schrecklich, daß so etwas einem Ferkel zustieß, das niemals etwas Böses getan hatte. Das fand Michels Mutter auch. "Armer Knirps", sagte sie.
Lina hatte ein Herz für Tiere und besonders für dieses Schweinchen.
"Armes Knirpsschweinchen", sagte sie, "es stirbt sicher bald."
Und es wäre sicherlich gestorben, wenn Michel ihm nicht in der Küche in einem Korb mit einer weichen Decke ein Lager bereitet hätte. Er gab ihm Milch aus einer Babyflasche und war in jeder Weise wie eine Mutter zu ihm.
Alfred kam herein und sah, wie sich Michel bemühte, das arme kleine Ding zu füttern, und er fragte:
"Was ist mit dem Schwein?"
"Es ist verflucht, daß es nicht fressen will", sagte Michel.
"Ach so. Und warum ist es so störrisch?" fragte Alfred. Aber Michel erklärte ihm, daß das Ferkel nicht störrisch sei, sondern schwach und elend, weil ein Fluch auf ihm läge.
"Aber den Fluch werde ich schon kleinkriegen", versicherte Michel. "Dieses Schwein hier werde ich am Leben erhalten, das habe ich mir vorgenommen."
Und wirklich, das schaffte er! Es dauerte nicht lange, bis das Schweinchen munter, zart und rund und rosig war, wie ein Ferkel sein muß.
"Ich glaube wirklich, daß unser Knirpsschweinchen durchkommt", sagte Lina. "Knirpsschweinchen", sagte sie, und solange es lebte, behielt es diesen Namen.
,Ja, wirklich, es macht sich", sagte Michels Vater. "Das hast du gut gemacht, Michel!"
Michel war glücklich, daß sein Vater ihn lobte, und er fragte behutsam:
"Wie oft muß ich ihm noch das Leben retten, bis ich es bekomme?"
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Aber darauf sagte Michels Vater nur "Hm" und sah finster drein, und Michel schwieg und erwähnte das Ferkel eine Zeitlang nicht mehr.
Das Knirpsschweinchen mußte auch wieder in den Schweinestall ziehen, aber gern war es dort nicht. Am liebsten folgte es Michel wie ein Hund auf Schritt und Tritt, und Michel ließ es auch fast den ganzen Tag frei herumlaufen.
"Es glaubt bestimmt, daß du seine Mutter bist", sagte Kleinida.
Und vielleicht glaubte es das wirklich, denn sobald das Knirpsschweinchen Michel sah, lief es mit jubelndem Grunzen hinter ihm her. Es wollte bei Michel sein und hatte es besonders gern, wenn er ihm den Rücken kratzte, und darin war Michel unermüdlich.
"Fürs Schweinekratzen habe ich eine gute Hand", sagte er. Und er saß brav auf dem Schaukelbrett unter dem Kirschbaum und kratzte Knirpsschweinchen lange und gründlich, und das Knirpsschwein stand da, die Augen geschlossen, und grunzte leise, um sein Wohlbehagen zu zeigen.
Sommertage kamen und gingen, langsam wurden die Kirschen reif über Knirpsschweinchen, das dastand und gekratzt wurde. Ab und zu riß Michel eine Handvoll ab und gab sie ihm, denn Knirpsschweinchen mochte Kirschen. Und es liebte Michel.
Ja, mehr und mehr wurde ihm klar, wie schön doch ein Schweineleben sein konnte, wenn man an einem Ort landete, wo es einen Michel gab.
Michel mochte das Knirpsschweinchen auch, jeden Tag mehr und mehr. Und eines Tages, als er auf dem Schaukelbrett saß und es kratzte, dachte er darüber nach, wie gern er es hatte und wen er übrigens noch gern hatte.
Zuerst kommt Alfred, dachte er, und dann Lukas und dann Ida und dicht dahinter Knirpsschweinchen. . . Aber oh - ich habe ja Mutter vergessen! Klar, daß Mutter. . . Und danach kommen Alfred und
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