Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
sterben, erbt ihre Familie. Ich war damals ziemlich sicher, daß es Charlie
nicht im Traume einfallen würde, sich seinerseits scheiden zu lassen, solange
sie ihm süßes Nichtstun garantieren konnte .«
    Ich betrachtete sie mit einer
Art vorsichtiger Anerkennung. »Die dreiwöchige Affäre mit Ihrem Mann haben Sie
Karen Vanossa aber mit Zinseszinsen heimgezahlt. Sie
auf Lebenszeit an einen Menschen wie Charlie Vanossa zu ketten !«
    Ein maliziöses Glitzern glomm
in ihren Augen, verschwand jedoch gleich wieder. »Sie hatte die Wahl«, sagte
sie lakonisch, »und hat sie noch immer. Wenn sie will, kann sie sich schon
morgen von Charlie Vanossa scheiden lassen und ihren
Lebensunterhalt selbst verdienen. Es gibt doch immer noch Callgirl-Ringe, nicht ?«
    »Ich glaube«, erwiderte ich.
»Ist dies das erste Mal seit ihrer Heirat, daß sie sich mit Ihrem Mann
getroffen hat ?«
    »Ganz sicher«, nickte sie.
    »Könnte es nicht eine rein
zufällige Begegnung gewesen sein ?«
    »Das weiß ich nicht«, fuhr sie
mich an. »Aber jedenfalls hätte sie zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt
stattfinden können. Als Frederic zum Präsidenten aufrückte, folgte ihm ein
neuer Vizepräsident namens Ferguson, ein brillanter und sehr gefährlicher Mann.
Während der vergangenen sechs Monate hat er unentwegt darauf hingearbeitet,
Frederic von seinem Stuhl zu drängen, und es auch geschafft, fast den halben
Aufsichtsrat auf seine Seite zu bringen. Der Entscheidungskampf wird in der
nächsten Aufsichtsratsitzung stattfinden, die in
einigen Wochen fällig ist. Bis jetzt habe ich das Büro mit der Erklärung
hinhalten können, Frederic habe sich so überarbeitet, daß er eine Woche lang
völlige Ruhe brauche. Die Woche ist aber abgelaufen, und ich halte es durchaus
für möglich, daß Ferguson sich über Frederics plötzliche Abwesenheit Gedanken
macht und ihn seinerseits suchen läßt .«
    »Gibt es irgend
jemanden in der Firma, der Ihrem Mann nahesteht und dem Sie trauen
können ?« fragte ich.
    Sie nickte. »Murray Ansel , sein persönlicher Assistent.«
    »Vielleicht könnte ich mit ihm
sprechen ?« schlug ich vor. »Falls ihm etwas über Ihren
Mann und Karen Vanossa bekannt ist, würde er aus
Loyalität sicher nicht mit Ihnen darüber reden .«
    »Sie sollten es zumindest
versuchen«, stimmte sie mir zu. »Ich werde ihn anrufen und bitten, sich mit
Ihnen zu treffen. Aber auf keinen Fall im Büro.«
    »Wenn Sie mit ihm gesprochen
haben, werde ich mich mit ihm in Verbindung setzen und irgendeinen Treffpunkt
vereinbaren«, sagte ich. »Aber wenn ich ihn zum Reden bringen soll, muß ich ihn
vom Verschwinden Ihres Mannes unterrichten und auch erwähnen, daß Sie mich
engagiert haben, ihn zu suchen .«
    »Einverstanden«, erklärte sie,
»aber erwähnen Sie den Namen Vanossa nicht von sich
aus .«
    »Gut«, sagte ich. »Übrigens ist
mir gerade eingefallen, daß Sie ihn bitten könnten, sich heute
nachmittag gegen sechs Uhr in der Continental Bar in der Third
Avenue mit mir zu treffen .«
    »Und wenn er nicht kann?«
    »Deshalb sollen Sie es ja
übernehmen«, erklärte ich ihr. »Einer Anordnung der Chefin muß er Folge leisten .«
    »Oh.« Sie lächelte wieder etwas
dünn. »Gut — er wird zur Stelle sein .«
    »Bleiben Sie vorläufig hier ?«
    »Wohl kaum.« Sie schüttelte den
Kopf. »Ich bin gestern angekommen, und als ich die beiden nicht vorfand, wollte
ich nur für alle Fälle noch einen oder zwei Tage abwarten. Jetzt aber werde ich
in die Stadt zurückfahren. Ich gebe Ihnen meine Karte, Mr. Boyd, damit Sie mich
erreichen können .«
    »Schön«, sagte ich.
    Sie stand auf. »Meine
Brieftasche ist im Schlafzimmer. Einen Augenblick, Mr. Boyd. Ich will nur den
Scheck ausschreiben und die Visitenkarte holen .«
    Nachdem sie hinausgegangen war,
überlegte ich, ob ich ihr wohl sagen sollte, daß ihr Mann meiner Meinung nach
schon seit zwei Tagen tot war. Da die Leiche, die ich im Gästezimmer gesehen
hatte, offensichtlich nicht Peter Pell gewesen war, lag der Verdacht sehr nahe,
daß es sich um Frederic Randolph den Dritten gehandelt hatte.
     
     
     

4
     
    Die Continental Bar ist
eigentlich nur eine bessere Kneipe. Der Barkeeper sieht aus wie der Prototyp
aller Rausschmeißer. Will man seinen Drink in einer Nische einnehmen, muß man
an die Theke gehen, seine Wünsche äußern und das Glas dann eigenhändig
zurücktragen. Eben dies tat ich gegen sechs Uhr. Eine Viertelstunde später
wiederholte ich die Prozedur und überlegte dabei, ob man

Weitere Kostenlose Bücher