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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich wohl versetzt
hatte.
    Während ich mich niederließ und
noch über diese Möglichkeit nachdachte, räusperte sich jemand dicht an meinem
Ohr. Ich erhob den Kopf und erblickte eine Reihe blitzender Zähne, entblößt in
einem unwiderstehlichen Lächeln. Allmählich geriet auch der Eigentümer des
herrlichen Gebisses in mein Gesichtsfeld. Er sah aus wie Mr. Charme persönlich.
Der Schnitt seines Anzuges war superb, das Hemd leuchtete im strahlendsten Weiß meines Lebens, und der Schlips entsprach
allen Anforderungen nobler Zurückhaltung. Das dunkle Lockenhaar trug er
kurzgeschnitten, die Augenbrauen trafen sich über den ausdrucksvollen, braunen
Augen in gegenseitiger Bewunderung, und sein Profil war fast so hinreißend wie
das meine.
    »Mr. Boyd?« Die Stimme strahlte
vertrauenerweckende Männlichkeit aus. »Ich bin Murray Ansel .«
    Er schüttelte mir markig die
Hand, quetschte sich auf den Stuhl mir gegenüber und bedachte mich wieder mit
dem unwiderstehlichen Lächeln. »Ich habe zwar keine Ahnung, worum es geht, aber
Jane Randolphs Wunsch ist mir Befehl .«
    »Was halten Sie von einem Drink ?« fragte ich.
    »Lassen Sie mich das machen .« Er blickte zur Bar hinüber, hob die Hand und schnalzte
mit den Fingern.
    »Das wirkt hier nicht«,
erklärte ich ihm. »Entweder Sie bedienen sich selbst, oder Sie müssen
verdursten .«
    Im nächsten Augenblick stellte
der bullige Barkeeper behutsam einen Martini vor Ansel auf den Tisch und lächelte erfreut. »Wie geht’s denn,
Mr. Ansel ?«
    »Bestens Joe. Und Ihnen?«
    »Man lebt so .« Der Barkeeper zuckte die Schultern und sah dann mich an. »Sie hätten mir sagen
sollen, daß Sie mit Mr. Ansel bekannt sind. Seine
Freunde werden hier bevorzugt bedient, nicht wahr, Mr. Ansel ?«
    »Stimmt, Joe .« Ansel lächelte ihm unwiderstehlich zu. »Privilegierte
Menschen wie Sie und ich!«
    Der Barkeeper wieherte vor
Lachen und schlurfte hinter seinen Tresen zurück. Ich steckte mir eine
Zigarette an und vermied es, Ansel anzublicken, bis
ich den Impuls bezwungen hatte, ihm mit der Flasche die blitzenden Zähne einzuschlagen.
    »Nun.« Er erhob sein Glas.
»Trinken wir auf privilegierte Menschen wie uns .«
    »Mr. Ansel «,
begann ich entschlossen, »ich...«
    »Murray, bitte .« Er schien ernsthaft verletzt. »Jane Randolphs Freunde
sind auch meine Freunde. Wie ist doch Ihr Vorname, Mr. Boyd ?«
    »Danny«, fauchte ich. »Ich bin
kein Freund von Mrs. Randolph, ich arbeite nur für
sie .«
    »Oh?« Er sah mich nachdenklich
an. »Das klingt alles sehr spannend und geheimnisvoll. Als Jane mich heute nachmittag anrief und dieses Rendezvous vereinbarte,
hatte ich den Eindruck, daß es sich um eine Art Geheimauftrag handele .« Er schenkte mir wieder sein Lächeln. »Worin besteht denn
Ihre Aufgabe, Danny? Oder muß ich erst eine Parole nennen, bevor ich diese
Frage stellen darf ?«
    »Ich bin Privatdetektiv«, sagte
ich ausdruckslos, »und Mrs. Randolph hat mich
gebeten, ihren Mann zu suchen. Sie hat über eine Woche nichts von ihm gehört
und weiß nicht, wo er steckt oder ob ihm etwas zugestoßen ist. Angesichts der
Spannungen in Ihrem Betrieb scheinen Sie ihr als einziger vertrauenswürdig und
in der Lage zu sein, mich zu unterstützen. Daher diese Verabredung.«
    »Ich verstehe .« Seine braunen Augen waren jetzt auf der Hut. »Darf ich eine Frage stellen,
Danny? Wenn Jane selbst keine Ahnung hat, wo Freddie sein könnte, wie kommt sie
dann darauf, daß ich es wissen könnte ?«
    »Das war meine Idee«, erklärte
ich. » Mrs. Randolph sagte, Sie stünden mit ihrem Mann
auf freundschaftlichem Fuß. Vielleicht wollte er das Wochenende mit einer
kleinen Sekretärin in Las Vegas verbringen. Seiner Frau hätte er das sicher
nicht auf die Nase gebunden, aber Ihnen hätte er sich vielleicht anvertraut .«
    »Tut mir leid, Danny .« Ich hörte fast das Klicken in seinem Kopf, als er wieder
auf Charme schaltete. »Ich hätte Ihnen — und Jane — wirklich schrecklich gern
geholfen, aber ich weiß gar nichts. Nach den ersten beiden Tagen seiner
Abwesenheit dachte ich, er sei anderweitig beschäftigt. Freddie ist ein Mann
plötzlicher Entschlüsse. Manchmal meldet er sich unvermutet aus San Francisco
oder sogar Paris. Am dritten Tag rief dann Jane an und sagte, er wolle eine
Woche Urlaub machen, was durchaus plausibel klang. Wir haben beide in den
vergangenen sechs Wochen wie die Verrückten geschuftet. Jane hat Ihnen ja von
der Geschichte mit Ferguson erzählt. Die Aufsichtsratsitzung

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