Immer eine Frau auf Eis
in ein paar Wochen wird die Entscheidung bringen, und Freddie hatte allen
Grund, vorher noch ein bißchen auszuspannen. Daher«, er zuckte leicht die
Schultern, »kam mir nie in den Sinn, an Janes Auskunft zu zweifeln .«
»Okay«, nickte ich. »Dann werde
ich es noch einmal versuchen. Mrs. Randolph hat mich
beauftragt, ihren Mann ausfindig zu machen, mehr will ich auch nicht. Falls ich
ihn in einer kompromittierenden Situation an treffe, werde ich mich
entschuldigen und ihn bitten, seine Frau anzurufen. Sie nimmt meine Dienste
nicht in Anspruch, weil sie ihn bei einer anderen Frau vermutet« — hoffentlich
klang meine Lüge überzeugend — , »sondern weil sie
fürchtet, ihm könne etwas zugestoßen sein. Hört sich das besser an ?«
»Ich weiß Ihren Takt zu
schätzen, Danny .« Er zeigte ausgiebig sein blitzendes
Gebiß. »Aber Freddie ist nicht der Typ für so etwas. Er ist Präsident eines
Konzerns, der fünfzehntausend Angestellte in aller Welt beschäftigt. Er würde
seine Position nicht aufs Spiel setzen, um einer kleinen Stenotypistin mal
unter den Rock fassen zu dürfen. Würden Sie an seiner Stelle ein solches Risiko
eingehen ?«
»Fragen sie mich nicht«,
erwiderte ich.
Er lachte höflich.
»Wenn Mrs. Randolph zur Polizei ginge und ihren Mann als vermißt meldete«, sagte ich vorsichtig, »würden die Beamten bei der Untersuchung
wahrscheinlich davon ausgehen, daß es für das plötzliche Verschwinden einer so
bedeutenden Persönlichkeit wie Frederic Randolph des Dritten nur drei
Erklärungen gibt: Entweder er wollte untertauchen, oder er wurde in einen
Unfall verwickelt und bisher noch nicht identifiziert — was höchst
unwahrscheinlich ist — , oder jemand hat ihn aus dem Wege geräumt.«
Ansels Augen weiteten sich. »Glauben Sie
ernsthaft an diese Möglichkeit, Danny? Ich meine, daß Freddie... entführt
worden ist oder so ähnlich? Es klingt so schrecklich absurd, ich meine, daß wir
hier sitzen und ganz nüchtern erwägen, ob der Präsident der GlobeCom vielleicht...«
»Kennen Sie jemanden, der ihn
so haßt, daß er ihn gern für immer beseitigen würde ?«
»Sie machen Witze .« Er starrte mich fassungslos an. »Sie fragen mich
tatsächlich, ob ich jemanden kenne, der Freddie ermordet haben könnte ?«
»Was ist denn mit diesem
Ferguson ?«
»Nein.« Er schüttelte
nachdrücklich den Kopf. »Das ist einer reiner
Machtkampf innerhalb des Konzerns. Ferguson ist zwar äußerst raffiniert, aber
allein der Gedanke, daß er diese Auseinandersetzung außer dem Hause fortführen
könnte...«
»Käme jemand anders in Frage ?« drängte ich.
Er überlegte einige Sekunden
und schüttelte dann wieder den Kopf. »Nein, ich bin sicher, daß niemand in der GlobeCom ...«
»Und Außenstehende?«
»Nicht daß ich wüßte«, sagte er
fest. »Er und Jane kommen gut miteinander aus und scheinen kaum enge Freunde zu
haben. Die beiden leben ihr eigenes Leben .«
»Falls Randolph nicht mehr
zurückkehrt«, sagte ich, »wie wäre dann Ihre Lage, Murray ?«
»Ferguson würde natürlich
unverzüglich das Ruder übernehmen .« Diesmal war sein
Lächeln etwas unsicher. »Sie können sich denken, wie er zu mir steht — nachdem
ich drei Jahre lang Freddies persönlicher Assistent gewesen bin. Ich müßte mich
wohl nach einem anderen Job umsehen .«
Ich nahm einen Schluck von
meinem Bourbon und spielte ein Weilchen mit dem Glas herum, um die rechte
Leichenbittermiene zustande zu bringen.
»Ich will so offen mit Ihnen
sprechen«, begann ich gedämpft, »wie ich es Mrs. Randolph gegenüber nicht tun könnte. Wenn ein Mann wie Randolph mit einer
Freundin unterwegs wäre, hätte er es geschickter angefangen. Sie haben mir
selbst bestätigt, daß man seine abrupten Entschlüsse gewohnt war. Also wäre es
ihm nicht schwergefallen, eine passende Ausrede zu finden. Ebensowenig dürfte er ohne Ausweise, Scheckhefte oder ähnliche Papiere auf Reisen gegangen
sein. Folglich kommt er auch als unidentifiziertes Unfallopfer kaum in Frage. Meiner Meinung nach ist er umgebracht worden .«
»Ermordet ?« Ansel starrte mich mit offenem Mund an.
»Genau.« Ich musterte ihn kühl.
»Und falls ich ihn nicht innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden finde,
gehe ich zur Polizei .«
»Das können Sie nicht tun«,
sagte er aufgeregt. »Damit würde alles ans Licht gezerrt — sein Verschwinden
meine ich. Auch die Presse würde den Fall aufgreifen .« Er schauderte bei dem Gedanken. » Genausogut können
Sie Ferguson
Weitere Kostenlose Bücher