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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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entdeckt haben. Wieso sollten Sie verdächtigt
werden ?«
    »Wieso wohl?« Ich platzte
beinahe. »Ich kann den Beamten ja sagen, es sei mein Steckenpferd, über anderer Leute Zäune zu klettern. Und falls jemand noch
wissen will, warum ich diesem Hobby ausgerechnet in Northport nachginge, sage ich einfach, da gibt’s die besten Zäune .«
    »Okay.« Sie preßte die Lippen
zusammen und zog den Rock über die Knie. »Wenn Sie meine Vorschläge so
lächerlich finden, lassen Sie sich doch wohl besser von einem Psychiater
beraten .«
    »Nur nicht einschnappen, Fran«,
sagte ich schnell. »Ich brauche wirklich dringend Hilfe. Diese Angelegenheit
ist...«
    »Sie sollten jetzt endlich zu
jammern aufhören«, fuhr sie mich an. »Die ganze Sache wird allmählich
langweilig, und was noch schlimmer ist: Sie unterminiert mein Selbstvertrauen .«
    »Wie soll ich das verstehen ?« fragte ich.
    »Ich trage eine Bluse mit
Lochstickerei, und Sie haben nicht mal einen Blick dafür übrig .« Sie seufzte schwer. »Da stehe ich im Büro herum und
warte, daß etwas passiert, und Sie rauschen an mir vorbei, als ob ich Luft
wäre. Ich vermisse den alten Danny Boyd, den unersättlichen Erotomanen mit dem
unwiderstehlichen Blick .« Sie stand auf und musterte
mich kalt aus ihren eisgrünen Augen. »Wenn Sie mit dieser Geschichte nicht
klarkommen, Danny, wird es Zeit für Sie, auf Damenkonfektion umzusatteln .«
    »Na, dann fahre ich eben nach
Long Island raus«, brummte ich. »Aber was mache ich, wenn die Leiche nicht da
ist ?«
    »Harakiri.« Sie zuckte träge
die Schultern. »Was sonst?«
    Als ich am frühen Nachmittag
ankam, stand das Haus noch unversehrt am gleichen Platz; wenigstens etwas. Im
Vergleich zum Vortag bestand allerdings ein bedeutender Unterschied: Die
Eingangstore waren offen, und ein schnittiger Jaguar Sedan parkte vor der Haustür. Eines konnte ich mit Bestimmtheit voraussetzen: Die
Polizei fuhr Wagen dieser Preisklasse nicht. Ich stellte mein Auto also vor dem
Zaun ab und betrat das Grundstück.
    Wenige Sekunden nach meinem
Klingeln öffnete eine Blondine mit Hochfrisur die Tür und bedachte mich mit
einem Blick, als hätte ich Weihnachtskarten feilzubieten. Sie mochte etwa Ende
Dreißig sein und hatte ein schmales, intelligentes Gesicht mit kalten, grauen
Augen. Das schwarze Seidenhemd und die weißen Segeltuchhosen, die sie mit
lässiger Eleganz trug, paßten zu ihrer geschmeidigen
Figur. Sie besaß jenes unbestimmbare Etwas, das gute Hotelportiers auf fünfzig
Schritt spüren, eine Mischung aus Herkunft, sozialer Stellung und — vor allem —
Geld.
    »Ja?« Ihre Stimme klang spröde.
    »Mein Name ist Boyd«, sagte ich
und wandte ihr mein linkes Profil zu. »Ich störe Sie hoffentlich nicht ?«
    »O doch.« Die grauen Augen
blickten womöglich noch kälter. »Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie
sich wieder trollten .«
    »Die Eigentümerin des
Grundstücks, eine Bekannte, sagte, daß sie das Haus möglicherweise verkaufen
wolle«, fuhr ich entschlossen fort. »Und da ich gerade in der Gegend war,
wollte ich die Gelegenheit nutzen, um einen Blick in die Räume zu werfen. Ich
wußte natürlich nicht, daß das Haus zur Zeit bewohnt ist .«
    »Wie aufschlußreich.« In ihren
Augen glomm ein Funken von Interesse auf, das beinahe echt zu sein schien. »Die
Eigentümerin, sagten Sie ?«
    Ich nickte. » Mrs. Vanossa .«
    »Wer?«
    » Mrs. Vanossa «, wiederholte ich.
    »Sie meinen Karen Vanossa ?«
    »Ja.« Ich holte tief Luft. »Ich
möchte Sie selbstverständlich nicht stören, aber wenn ich vielleicht doch ganz
kurz mal hineinschauen könnte, Miss..., Mrs … äh…«
    »Ich bin Mrs. Randolph«, sagte sie. »Wie war doch gleich Ihr Name ?«
    »Boyd«, stellte ich mich noch
einmal vor.
    »Ach ja. Aber nicht mit den
Bostoner Boyds verwandt, wie?« Ihre Mundwinkel senkten sich. »Nein, wohl kaum.
Nun, dann will ich einem Geschäft nicht im Wege stehen. Kommen Sie herein, Mr.
Boyd .«
    Sie machte die Tür weiter auf
und trat beiseite, um mich in die Diele gehen zu lassen. »Nehmen Sie sich ruhig
Zeit, Mr. Boyd. Ich erwarte Sie im Wohnzimmer .«
    »Vielen Dank«, sagte ich
unsicher. Eigentlich hatten ihre Worte wie eine freundliche Einladung
geklungen; aber der Tonfall schien eher auf das Gegenteil hinzudeuten. Mrs. Randolph spielte mir eine Komödie vor, ich wußte bloß
noch nicht, warum.
    Ich brauchte nur wenige
Minuten, um mich im Haus einschließlich des Gästeschlafzimmers umzusehen. Es
war weder eine Leiche noch

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