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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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in Kates durch die Brille vergrößerten grünen Augen, und plötzlich wollte sie reden, wollte es so sehr, dass es schmerzte. Doch sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
    »Komm.« Kate führte sie die Anhöhe hinauf bis zu der windschiefen Veranda des Farmhauses. »Meine Tante Georgia hatte auch Krebs. Es war grässlich. Ihr sind alle Haare ausgefallen. Aber jetzt geht’s ihr wieder gut.«
    Tully setzte sich neben sie und stellte ihre Tasche ab. Der Geruch nach Erbrochenem war durchdringend. Sie zündete sich eine Zigarette an, um ihn zu überdecken. Plötzlich hörte sie sich sagen: »Ich war heute Abend auf einer Party am Fluss.«
    »Einer Highschoolparty?« Kate klang beeindruckt.
    »Pat Richmond hat mich eingeladen.«
    »Der Quarterback? Wow. Meine Mom würde mich mit einem von der Senior High noch nicht mal in der gleichen Schlange anstehen lassen. Sie ist so spießig.«
    »Sie ist nicht spießig.«
    »Sie sagt, achtzehnjährige Jungs sind gefährlich. Penisse auf zwei Beinen. Ist das etwa nicht spießig?«
    Tully holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Sie fasste es nicht, dass sie es diesem Mädchen erzählen wollte, aber die Wahrheit brannte in ihr wie Feuer. Wenn sie sie nicht loswurde, würde sie verbrennen. »Er hat mich vergewaltigt.«
    Kate drehte sich zu ihr um. Tully spürte, wie sich ihre grünen Augen auf sie hefteten, rührte sich aber nicht. Sie verspürte so überwältigende Scham, dass sie es nicht ausgehalten hätte, etwas davon in Kates Blick widergespiegelt zu sehen. Sie wartete darauf, dass Kate etwas sagte, und sei es nur, dass sie dumm gewesen war, doch das Schweigen dehnte sich immer weiter zwischen ihnen aus. Schließlich ertrug sie es nicht länger. Sie wagte einen Blick zu Kate.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Kate leise.
    Diese eine Frage brachte ihr erneut alles in Erinnerung. Tully merkte, wie ihr die Tränen kamen und alles vor ihren Augen verschwamm.
    Noch einmal umarmte Kate sie. Tully ließ sich trösten, zum ersten Mal, seit sie ein kleines Kind gewesen war. Als sie sich aus der Umarmung löste, versuchte sie zu lächeln. »Ich mach dich ja ganz nass.«
    »Wir sollten es jemandem sagen.«
    »Auf gar keinen Fall. Dann hieße es nur, es sei meine Schuld gewesen. Das bleibt unser Geheimnis, klar?«
    »Klar.« Trotzdem runzelte Kate die Stirn.
    Tully wischte sich über die Augen. »Warum bist du so nett zu mir?«
    »Du hast so einsam ausgesehen. Und glaub mir, ich weiß, wie sich das anfühlt.«
    »Du? Aber du hast doch eine Familie.«
    »Die muss mich mögen«, seufzte Kate. »Aber in der Schule behandeln sie mich, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Früher hatte ich Freunde, aber … ach, verdammt, wahrscheinlich weißt du gar nicht, wovon ich rede. Du bist ja beliebt.«
    »Aber das heißt doch nur, dass viele Leute meinen, sie würden einen kennen.«
    »Das würde mir schon reichen.«
    Wieder schwiegen sie. Kate und sie waren so unterschiedlich, so gegensätzlich wie das helle Mondlicht und der dunkle Vorgarten, doch es war so leicht, mit ihr zu sprechen. Fast hätte Tully gelächelt, und das nach dem schlimmsten Abend ihres Lebens. Das wollte was heißen.
    Die nächste Stunde saßen sie einfach nur da, sagten ab und zu etwas und schwiegen sonst. Sie erzählten einander nichts Wichtiges mehr und vertrauten sich auch keine weiteren Geheimnisse mehr an, sie plauderten nur.
    Als Kate gähnte, stand Tully auf. »Ich geh jetzt besser.«
    Kate stand ebenfalls auf, und sie gingen zur Straße. Am Briefkasten blieb Kate stehen. »Tja dann. Mach’s gut.«
    »Ja.« Unsicher wartete Tully noch einen Moment. Sie wollte Kate umarmen, sich vielleicht sogar an sie schmiegen und ihr sagen, wie sehr sie ihr geholfen hatte, doch sie traute sich nicht. Von ihrer Mutter hatte sie gelernt, wie schnell man verletzt werden konnte, und jetzt fühlte sie sich zu zerbrechlich, um das Risiko einer Demütigung einzugehen. Also drehte sie sich um und ging nach Hause. Dort marschierte sie schnurstracks unter die Dusche. Als das heiße Wasser auf sie prasselte, musste sie wieder daran denken, was ihr an diesem Abend widerfahren war – was sie zugelassen hatte, weil sie hatte cool sein wollen –, und das brachte sie erneut zum Weinen. Als sie fertig war und die Tränen sich zu einem harten, kleinen Kloß in ihrer Kehle zusammengezogen hatten, nahm sie die Erinnerung an diesen Abend, verstaute sie in einer kleinen Schachtel, schob sie zu den Erinnerungen an die vielen Male, da ihre

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