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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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in ihrer Lieblingsjeans waren ihre knochigen Knie zu sehen.
    Unwillkürlich sehnte Kate sich nach der Zeit zurück, da sie Marah einfach in den Arm nehmen und festhalten konnte. Das hätte sie jetzt gebraucht. »Du hast vorher Bescheid gewusst, stimmt’s?«
    »Tully und ich haben darüber gesprochen. Sie meinte, es würde uns helfen.«
    »Und?«
    Marah zuckte mit den Schultern.
    »Ist dir denn dabei nie in den Sinn gekommen, ich könnte verletzt und gedemütigt werden?«
    »Hast du denn je daran gedacht, wie verletzend und demütigend es ist, nie irgendwo mitmachen zu können? Ich durfte nicht zum Modelcasting, nicht zum Mitternachtsbowlen, nicht –«
    »Hier geht es wieder nur um dich. Wenn du sonst nichts zu sagen hast, kannst du auch gehen. Ich habe jetzt nicht die Kraft, mit dir zu streiten. Du warst egoistisch und hast meine Gefühle verletzt, und wenn du das nicht einsiehst und die Verantwortung dafür übernimmst, tut’s mir leid für dich. Geh.«
    »Wie du willst.« Marah erhob sich, ging aber nur ganz langsam zur Tür. Dort zögerte sie und drehte sich noch einmal um. »Wenn Tully kommt –«
    »Tully kommt nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dein Idol muss sich bei mir entschuldigen. Und das ist nicht ihre Stärke. Das ist etwas, was ihr beide gemeinsam habt.«
    Zum ersten Mal wirkte Marah besorgt. Sie hatte Angst, Tully zu verlieren.
    »Denk besser mal darüber nach, wie du mich behandelst, Marah.« Kate brach die Stimme; sie bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen. »Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt, und du tust mir absichtlich weh.«
    »Meine Schuld ist das nicht.«
    Kate seufzte. »Nein, natürlich nicht. Ist es ja nie.«
    Das war genau das Falsche, das wusste Kate, kaum hatte sie es gesagt. Doch zurücknehmen konnte sie es nicht.
    Marah riss die Tür auf und knallte sie hinter sich zu.
    Kurz darauf war es wieder still im Zimmer. Draußen krähte ein Hahn, und zwei Hunde bellten. Im Untergeschoss hörte man Schritte. Die Dielen des alten Hauses knarrten.
    Kate blickte zum Telefon und wartete, dass es klingelte.
     
     
    »Ich glaube, es war Mutter Teresa, die gesagt hat, Einsamkeit sei die schlimmste Form von Armut«, bemerkte Tully und nippte an ihrem Martini.
    Ihr Begleiter sah sie einen Moment lang aufgeschreckt an, als wäre er auf einer dunklen leeren Straße gefahren und plötzlich wäre ihm ein Reh vor den Wagen gesprungen. Dann lachte er, und in seinem Lachen lag sowohl Verständnis als auch ein Hauch Überlegenheit, Privilegiertheit. Zweifellos hatte er in Harvard oder Stanford so lachen gelernt. »Was wissen Menschen wie wir schon von Armut oder Einsamkeit? Auf deiner Party hier müssen mindestens hundert Leute sein, die mit dir Geburtstag feiern wollen, und Champagner und Kaviar sind auch nicht gerade Armeleutekost.«
    Tully versuchte vergeblich, sich an seinen Namen zu erinnern. Sie hatte ihn eingeladen; aber sie wollte verflucht sein, wenn sie wusste, wer er war.
    Warum nur hatte sie ihm, einem Fremden, gegenüber eine solch verräterische Bemerkung gemacht?
    Voller Selbstverachtung stürzte sie ihren Martini herunter – es war ihr zweiter – und ging hinüber zur Bar, die in einer Ecke ihres Penthouses aufgebaut worden war.
    Ungeduldig wartete sie auf ihren dritten Martini und betrieb dabei Small Talk mit dem Barkeeper. Kaum war ihr Drink gemixt, steuerte sie die Dachterrasse an, ohne die glitzernd verpackten Geschenke zu beachten, die sich auf einem Tisch türmten. Zwar hatte sie keins der Päckchen geöffnet, wusste jedoch genau, was darin war: Champagnergläser von Waterford oder Baccarat, silberne Armbänder und Bilder von Tiffany’s, Montblanc-Füller, vielleicht sogar eine Kaschmirdecke oder ein paar Kerzenhalter aus mundgeblasenem Glas. Die Art kostspieliger Geschenke, die sich Kollegen und Bekannte eben machten, wenn man einen gewissen Lebensstandard erreicht hatte.
    Aber in all diesen wunderschön verpackten Päckchen würde nicht ein einziges persönliches Geschenk warten.
    Sie nippte erneut an ihrem Martini und ging hinaus. Von der Balustrade aus konnte sie undeutlich die Umrisse von Bainbridge Island erkennen.
    Drei Wochen waren mittlerweile seit der Live-Show vergangen. Einundzwanzig Tage. Sie fühlte sich immer noch, als wäre ihr Herz unwiderruflich gebrochen. Ständig musste sie an die Worte denken, die Kate ihr an den Kopf geworfen hatte. Und wenn es ihr mal gelang, sie zu verdrängen, wurde sie in der Presse oder im Internet damit konfrontiert.

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