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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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wir über Mütter, die nicht loslassen können, und Teenager, die sie deswegen hassen. Unser Ziel ist es, die unvermeidlichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Generationen zu überwinden und den Dialog zwischen Eltern und Kindern wieder zu ermöglichen.«
    Kate spürte buchstäblich, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Was?«
    Dr. Tillman verließ seinen Platz im Hintergrund und nahm auf der Bühne Platz. »Manche Mütter schaden mit ihrer Dominanz und Kontrollsucht der labilen Psyche ihrer Kinder, ohne sich überhaupt dessen bewusst zu sein. Kinder sind wie Blumen, die versuchen, selbst unter widrigsten Bedingungen zur Blüte zu kommen. Sie müssen ausbrechen und ihre eigenen Fehler machen dürfen. Man hilft ihnen nicht, wenn man sie mit Regeln und starren Erwartungen überhäuft und vorgibt, dies sei nur zu ihrem eigenen Besten.«
    Jetzt wurde Kate in vollem Ausmaß bewusst, was geschah.
    Sie wurde als schlechte Mutter dargestellt, öffentlich, im Fernsehen, direkt vor den Augen ihrer Familie.
    Sie riss sich von Tully los. »Was machst du da?«
    »Du brauchst Hilfe«, antwortete Tully und klang dabei ganz sachlich, wenn auch ein bisschen traurig. »Ihr beide braucht Hilfe, Marah und du. Ich mache mir Sorgen um dich, genau wie dein Mann. Er hat mich um Hilfe gebeten. Marah möchte auch, dass man dir die Augen öffnet, aber sie hat zu viel Angst.«
    In dem Moment kam Marah strahlend auf die Bühne.
    Kate spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und der Schmerz befeuerte ihren Zorn. »Ich fasse es einfach nicht, was du mir da antust.«
    Dr. Tillman kam auf sie zu. »Hören Sie, Kathleen, Tully ist doch Ihre Freundin. Sie erdrücken die zarte Seele Ihrer Tochter. Tully möchte nur, dass Sie Ihren Erziehungsstil –«
    »Ach, will sie mir helfen, eine bessere Mutter zu sein?« Sie wandte sich zu Tully. »Ausgerechnet du?« Dann blickte sie ins Publikum. »Sie holen sich Rat von einer Frau, die nicht die geringste Ahnung hat, was Liebe oder eine Familie erfordert und welche schwierigen Entscheidungen eine Frau treffen muss, die liebt? In ihrem ganzen Leben hat Tully Hart nur einen einzigen Menschen geliebt, und zwar sich selbst.«
    »Katie«, warnte Tully sie leise. »Wir sind auf Sendung.«
    »Was anderes kümmert dich nicht, wie? Nur deine Einschaltquoten. Ich hoffe, daran wirst du dich im Alter wärmen, denn dann wirst du nichts und niemanden mehr haben. Was zum Teufel weißt du schon von Liebe oder Muttersein?« Kate starrte sie an, und plötzlich war ihr so übel, dass sie befürchtete, sich übergeben zu müssen. »Nicht mal deine eigene Mutter hat dich geliebt. Und für ein bisschen Ruhm würdest du deine Seele verkaufen. Zum Teufel noch mal, du hast es ja schon getan!« Sie wandte sich wieder zum Publikum. »Da steht euer Idol, Leute. Eine Frau, die so verflucht warmherzig und fürsorglich ist, dass sie in ihrem ganzen Leben wahrscheinlich noch nie zu jemandem gesagt hat: Ich liebe dich.«
    Kate riss sich Mikrophon und Sender herunter und warf sie auf den Boden. Sie stürmte von der Bühne und zog Marah mit sich.
    Hinter der Bühne stürzte Johnny zu ihr und schloss sie fest in die Arme, doch das nahm sie kaum noch wahr. Dann kamen ihre Eltern und ihre Söhne angelaufen und umringten sie. »Tut mir so leid, Schatz«, sagte Johnny. »Ich hatte keine Ahnung …«
    »Ich fasse es einfach nicht, dass Tully das getan hat«, meinte die Mutter. »Sie muss gedacht haben –«
    »Hör auf«, unterbrach Kate sie scharf und wischte sich die Tränen weg. »Mich interessiert nicht, was sie dachte, wollte oder glaubte. Nicht mehr.«
    Tully rannte von der Bühne, doch Kate war bereits weg.
    Eine ganze Weile stand sie einfach nur da, doch dann wandte sie sich um und ging zurück auf die Bühne, wo sie in ein Meer unbekannter Gesichter blickte. Sie versuchte zu lächeln, gab sich wirklich Mühe, doch dieses eine Mal versagte ihr sonst so eiserner Wille. Sie hörte, wie die Menge leise murmelte, es klang mitfühlend. Hinter ihr sprach Dr. Tillman und füllte die Stille mit Worten, die sie weder verstand noch hörte. Sie bemerkte nur, dass er sich um Schadensbegrenzung bemühte. Schließlich war dies eine Live-Show.
    »Ich wollte ihr nur helfen«, platzte es aus ihr heraus. Dann setzte sie sich an den Rand der Bühne. »Hab ich was falsch gemacht?«
    Der Applaus, der daraufhin ertönte, war laut und andauernd. Die vollkommene Billigung, die das Publikum ihr damit zeigte, hätte sie trösten sollen, so

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