Immer für dich da (German Edition)
blickte sie auf. Tully kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen und sah einfach hinreißend aus. Und sehr schlank.
Sie drückte sie an sich, bis Kate sich endlich entspannen konnte. Es war nicht irgendeine Fernsehshow: Es war Tullys Show. Sie würde dafür sorgen, dass Kate gut dastand.
»Ich bin ein bisschen nervös«, vertraute sie ihr an.
»Ein bisschen?«, wiederholte Marah. »Sie verhält sich wie der Autist in Rain Man.«
Tully lachte und hakte sich bei Kate unter. »Du musst dir keine Sorgen machen. Du wirst toll sein. Alle freuen sich, dich und Marah in der Show zu haben.« Sie brachte sie zur Maske. »Das ist so aufregend«, sagte Kate, als sie vor dem riesigen Spiegel Platz genommen hatte. Die Maskenbildnerin machte sich sofort daran, Kate zu schminken.
Marah saß direkt neben ihr und wurde auch geschminkt.
Kate starrte in den Spiegel. Plötzlich saß eine Fremde neben ihr: die Frau, die Marah eines Tages werden würde. Im geschminkten Gesicht ihrer Tochter sah sie die Zukunft, erkannte etwas, was ihr bis dahin entgangen war. Schon bald würde Marah mit Jungen ausgehen, dann den Führerschein machen und schließlich ausziehen und studieren.
»Ich hab dich lieb, Munchkin«, sagte sie und benutzte absichtlich den alten Kosenamen aus der Zeit, da sie ihr Der Zauberer von Oz vorgelesen hatte. »Weißt du noch, wie wir zu den Songs von Linda Ronstadt getanzt haben?«
Marah sah sie an. Für den Bruchteil einer Sekunde waren sie wieder Mommy und Munchkin, und obwohl dies Vergangenheit war, vergehen musste in den Umwälzungen der letzten Jahre, war Kate plötzlich von neuer Hoffnung erfüllt, dass sie und ihre Tochter nach diesem Tag wieder so unzertrennlich sein würden wie früher.
Einen Moment lang sah es so aus, als wollte Marah etwas sagen, doch dann lächelte sie nur. »Ja, weiß ich.«
Am liebsten hätte Kate sie umarmt, doch sie wusste, das hätte nicht die gewünschte Wirkung gehabt. Sie hatte gelernt, dass bei Marah körperliche Nähe der sicherste Weg war, Distanz zu schaffen.
»Kathleen und Marah Ryan?«
Kate wirbelte auf ihrem Stuhl herum und sah hinter sich eine junge, hübsche Frau mit einem Klemmbrett stehen. »Wir sind jetzt bereit.«
Kate hielt Marah die Hand hin, und Marah war so aufgeregt, dass sie sie tatsächlich ergriff. Sie folgten der Frau in den Greenroom.
»Im Kühlschrank gibt es Mineralwasser, und hier im Korb ist etwas zu essen«, erklärte sie. Dann gab sie Kate ein kleines Mikrophon, das am Revers befestigt wurde, und den dazugehörigen Verstärker für den Gürtel. »Tallulah meinte, Sie wüssten, wie das funktioniert?«
»Das ist zwar schon eine Weile her, aber ich denke, ich kriege es noch hin. Ich zeige es auch Marah. Danke.«
»Großartig. Ich hole Sie dann, wenn es so weit ist. Sie wissen ja, dass wir heute live senden, aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Seien Sie einfach Sie selbst.«
Und dann war sie weg.
Es passiert wirklich. Dass sie die Chance bekam, sich mit ihrer Tochter zu versöhnen, bedeutete ihr unendlich viel.
Kurz darauf klopfte es an der Tür.
»Wir sind bereit, Kathleen«, sagte die Frau. »Du bleibst hier, Marah. Wir holen dich gleich.«
Kate ging zur Tür.
»Mom!«, rief Marah plötzlich, als wäre ihr etwas Wichtiges eingefallen. »Ich muss dir was sagen.«
Kate sah sich lächelnd nach ihr um. »Keine Angst, Schatz. Wir werden toll sein.« Dann folgte sie der Frau den Gang hinunter, in dem es von Menschen wimmelte. Sie vernahm Applaus und kurzes Gelächter.
Am Rand der Bühne blieb die Frau stehen. »Wenn Sie Ihren Namen hören, gehen Sie einfach raus.«
Atmen.
Bauch rein, Brust raus.
Dann hörte sie Tully sagen: »Und jetzt möchte ich Sie mit meiner guten Freundin Kathleen Ryan bekannt machen …«
Zögernd betrat Kate die Bühne und stand plötzlich im grellen Scheinwerferlicht, was sie so verwirrte, dass sie einen Moment brauchte, um sich zu orientieren.
Dort, mitten auf der Bühne, stand Tully und lächelte ihr zu.
Hinter ihr wartete Dr. Tillman, der Psychiater, der sich auf Familienberatung spezialisiert hatte.
Tully kam rasch zu ihr und fasste sie am Arm. Im anschwellenden Applaus sagte sie: »Wir sind live auf Sendung, Katie, also mach einfach mit.«
Kate schaute kurz auf die Leinwand hinter ihnen. Dort sah man ein riesiges Bild mit zwei Frauen, die einander anschrien. Dann blickte sie ins Publikum.
Johnny und ihre Eltern saßen in der ersten Reihe.
Tully sah ebenfalls ins Publikum. »Heute sprechen
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