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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Nicht mal ihre eigene Mutter hat sie geliebt … Da steht euer Idol. Eine Frau, die so verflucht warmherzig und fürsorglich ist, dass sie in ihrem ganzen Leben wahrscheinlich noch nie zu jemandem gesagt hat: Ich liebe dich.
    Wie hatte Kate ihr das nur antun können? Sie hatte nicht mal angerufen, um sich zu entschuldigen. Oder auch nur hallo zu sagen … oder ihr zum Geburtstag zu gratulieren.
    Sie leerte ihr Glas, stellte es auf dem Beistelltisch ab und starrte weiter über die dunkle Bucht. Im Hintergrund hörte sie das Telefon klingeln. Sie hatte es gewusst! Sie rannte durch die Menge ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Hallo«, meldete sie sich, leicht außer Atem.
    »Hey, Tully. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Hey, Mrs M. Ich wusste, dass du anrufen würdest. Soll ich euch nicht besuchen kommen? Jetzt sofort? Wir könnten –«
    »Zuerst musst du die Sache mit Kate in Ordnung bringen.«
    Tully ließ sich aufs Bett sinken. »Ich wollte ihr doch nur helfen.«
    »Aber du hast ihr nicht geholfen. Das ist dir klar, oder?«
    »Hast du nicht gehört, was sie vor laufender Kamera zu mir gesagt hat? Ich wollte ihr helfen, und sie verrät ganz Amerika  …« Sie konnte es nicht mal aussprechen, so sehr schmerzte es sie. »Sie muss sich bei mir entschuldigen.«
    Eine ganze Weile war am anderen Ende nur Schweigen. Und dann kam ein Seufzer: »Ach, Tully.«
    Sie hörte die Enttäuschung in Mrs M.s Stimme und fühlte sich plötzlich wie als Halbwüchsige auf der Polizeiwache. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich liebe dich wie eine Tochter«, sagte Mrs M. schließlich. »Das weißt du, aber …«
    Wie eine Tochter. In diesem einen Wort lag die Unermesslichkeit ihrer Distanz.
    »Du musst erkennen, wie sehr du sie verletzt hast.«
    »Und was ist mit mir? Hat sie mich nicht verletzt?«
    »Was deine Mutter dir angetan hat, gehört bestraft, Tully.« Mrs M. seufzte traurig. »Bud ruft mich. Ich muss jetzt aufhören. Tut mir leid, wie die Dinge liegen, aber ich muss jetzt auflegen.«
    Tully verabschiedete sich nicht mal. Sie legte nur auf, ganz sachte. Die Wahrheit, die sie zu verdrängen versucht hatte, drückte ihr jetzt mit ihrem ganzen Gewicht auf die Brust, so, dass sie kaum atmen konnte.
    Jeder Einzelne, den sie liebte, gehörte zu Kate, nicht zu ihr, und wenn es hart auf hart kam, hielten sie zu Kate.
    Und wo blieb sie?
    Wie schon der alte Song sagte: Alone again. Wie immer.
    Langsam stand sie auf und kehrte zur Party zurück. Es überraschte sie, dass sie so blind gewesen war. Wenn es eine wichtige Lektion in ihrem Leben gab, dann diese: Sie wurde verlassen. Von Eltern. Von Geliebten. Von Freunden.
    Sie mischte sich wieder unter ihre Gäste, lächelte, betrieb Small Talk und steuerte schnurstracks zur Bar.
    Es war nicht so schwer, sich ganz normal zu verhalten, so zu tun, als wäre sie glücklich. Das hatte sie schon ihr ganzes Leben lang getan. Geschauspielert.
    Nur bei Katie hatte sie wirklich sie selbst sein können. Im Herbst hörte Kate endlich auf, auf Tullys Anruf zu warten. In den langen Monaten ihrer Entfremdung hatte sie sich – wenn auch mühsam – in einer künstlichen, abgeschlossenen Welt eingerichtet, einer Art selbsterschaffenen Schneekugel. Zuerst hatte sie natürlich um ihre zerbrochene Freundschaft getrauert und über vergangene Zeiten geweint, doch nach und nach fand sie sich damit ab, dass sie keine Entschuldigung von Tully bekommen würde. Wenn es überhaupt eine geben würde, dann nur – wie immer – von ihr selbst.
    Das Leitmotiv ihrer Freundschaft.
    Kates Ego, das normalerweise so genügsam und flexibel war, wurde in diesem Punkt rigide. Dieses eine Mal würde sie nicht nachgeben.
    So verging die Zeit, und die gläsernen Wände ihrer Schneekugel wurden härter und undurchdringlicher. Sie dachte immer seltener an Tully, und wenn, dann lernte sie, nicht mehr zu weinen, sondern einfach weiterzumachen.
    Dennoch nahm es ihr Energie, erschöpfte sie. Als es wieder kälter wurde, musste sie alle Kraft zusammennehmen, um morgens aufzustehen. Im November kostete es sie bereits so viel Mühe, ihr Haar zu waschen, dass sie es, wenn möglich, unterließ. Kochen und Abwasch erschöpften sie so, dass sie sich zwischendurch hinsetzen und ausruhen musste.
    Das alles hätte sie als ganz normale Begleiterscheinungen einer Depression abgetan, wenn nichts nachgekommen wäre. Doch leider war sie in der Woche zuvor bereits zu müde gewesen, sich morgens die Zähne zu putzen, und

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