Immer für dich da (German Edition)
öffnete sie die Augen und starrte zu Tully hinauf. In diesem Moment, als sie ihr herzzerreißendes Lächeln sah, war ihr alles wieder gegenwärtig. Die Sterne waren wie Glühwürmchen, die auf sie herabsanken.
Tully half ihr in einen Liegestuhl und setzte sich neben sie.
Dann saßen sie wie so oft in der Vergangenheit beieinander und sprachen über dies und das.
Kate warf einen Blick zurück zum Haus, sah, dass niemand auf der Terrasse war, beugte sich zu Tully und fragte sie flüsternd: »Möchtest du wirklich noch mal jung sein?«
»Nein, danke. Ich würde um keinen Preis der Welt mit Marah tauschen wollen. Wenn ich an die ständigen Ängste und Dramen denke …«
»Ja, du bist jetzt wirklich eine dramenfreie Zone«, antwortete Kate und musste über ihren eigenen Witz grinsen. Dann wühlte sie in der Tasche auf ihrem Schoß und holte einen dicken Joint hervor. Als sie Tullys verblüffte Miene bemerkte, lachte sie und zündete ihn an. »Ist mir verschrieben worden.«
Der süße, seltsam altmodisch anmutende Geruch von Marihuana vermischte sich mit der salzigen Seeluft. Eine Rauchwolke bildete sich zwischen ihnen und verwehte wieder.
»He, du ziehst ja den ganzen Joint weg«, meinte Tully, und dann mussten beide wieder lachen, denn der Ausdruck versetzte sie wieder in die Siebziger zurück.
Sie reichten sich den Joint hin und her und unterhielten sich, zunehmend erheitert. Sie waren so im Hier und Jetzt, dass sie nicht hörten, wie sich Schritte näherten.
»Ich lass euch nur zehn Minuten aus den Augen und schon kifft ihr?« Mrs Mularkey stand da in ausgebleichter Jeans und Sweatshirt aus den Neunzigern – vielleicht auch den Achtzigern – und hatte ihr schneeweißes Haar in einem schiefen, halbverknoteten Pferdeschwanz zusammengebunden. »Ihr wisst doch, dass das eine Einstiegsdroge ist, oder? Für LSD oder Crack.«
Tully gab sich alle Mühe, nicht zu lachen. »Sag einfach nein zu Drogen.«
»Sag einfach nein hab ich Marah schon bei der Wahl ihrer Hosen geraten«, kicherte Kate.
Mrs M. zog sich einen Liegestuhl heran und stellte ihn neben Kates. Dann setzte sie sich und beugte sich zu ihr.
Einen Moment lang saßen sie alle nur da und sahen einander an, während ein dünner Rauchfaden in die Luft stieg.
»Was ist?«, sagte Mrs M. schließlich. »Hab ich dir nicht beigebracht, dass man teilen soll?«
»Mom!«
Mrs M. wedelte mit der Hand. »Ihr Mädels haltet euch ja für so cool. Aber lasst euch sagen, dass ihr gegen mich gar nichts seid.« Sie griff nach dem Joint, nahm einen langen Zug, hielt kurz die Luft an und stieß dann den Rauch aus. »Mein Gott, Katie, was glaubst du eigentlich, wie ich die Zeit überstanden habe, als meine beiden Mädels sich nachts aus dem Haus schlichen und durch die Dunkelheit radelten?«
»Das hast du gewusst?«, fragte Tully.
Kate lachte. »Du hast doch gesagt, der Alkohol sei deine Rettung gewesen.«
»Oh«, sagte Mrs M. »Ja, der auch.«
Um ein Uhr morgens plünderten sie gerade den Kühlschrank, als Johnny in die Küche kam und das Sammelsurium an Junk- Food auf der Theke sah. »Da hat jemand gekifft.«
»Aber sag’s nicht meiner Mom«, erwiderte Kate, woraufhin ihre Mutter und Tully in Lachen ausbrachen.
Kate lehnte sich in ihrem Rollstuhl zurück und grinste ihren Mann breit an. Im gedämpften Licht vom Flur sah er mit seiner Lesebrille und dem alten Rolling-Stones-Shirt aus wie ein flippiger Professor. »Ich hoffe, du schließt dich uns an.«
»Wie wär’s denn mit einer kleinen Privatparty?«
Sie legte ihm die Arme um den Hals. »Du kannst wohl Gedanken lesen.«
Er hob sie auf die Arme, wünschte den beiden anderen eine gute Nacht und brachte sie in ihr neues Zimmer. Sie schmiegte sich eng an ihn, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und roch einen Hauch des Aftershaves, das er am Morgen benutzt hatte. Es war das billige, das die Kinder ihm immer zu Weihnachten schenkten.
Im Bad half er ihr auf die Toilette und hielt sie, als sie sich die Zähne putzte und das Gesicht wusch. Als sie sich schließlich bettfertig angezogen hatte, war sie erschöpft. Auf wackligen Beinen schlurfte sie durch das Zimmer und stützte sich auf Johnny. Auf halbem Wege hob er sie wieder auf die Arme, trug sie zum Bett und deckte sie zu. »Ich weiß nicht, wie ich einschlafen soll, wenn du nicht neben mir liegst«, sagte sie.
»Ich bin doch da. Nur drei Meter von dir entfernt. Wenn du mich brauchst, musst du nur rufen.«
Sie berührte sein Gesicht. »Ich brauche dich
Weitere Kostenlose Bücher