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Immer für dich da (German Edition)

Immer für dich da (German Edition)

Titel: Immer für dich da (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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gemeinsam auf der Couch.
    »Hi, Mommy«, sagten sie unisono und zeigten grinsend ihre Zahnlücken.
    Marah setzte Kate neben die Jungs, wickelte ihr den Bademantel um die Beine und setzte sich dann neben sie.
    Kate lächelte. »Das ist ja wie eins der Stücke, die du als kleines Mädchen inszeniert hast.«
    Marah nickte und schmiegte sich an sie. Doch als sie Kate ansah, war ihr Gesicht ernst. »Vor langer Zeit«, sagte sie mit zittriger Stimme, »hast du mir ein ganz besonderes Buch geschenkt.«
    »Ich habe dir viele Bücher geschenkt.«
    »Du hast gesagt, ich würde es eines Tages brauchen, wenn ich traurig oder verwirrt wäre.«
    Plötzlich überkam Kate das Bedürfnis, sich zu entziehen, Distanz zu schaffen, doch ihre Kinder hielten sie fest. »Ja«, sagte sie nur.
    »In den letzten Wochen habe ich ein paarmal versucht, es zu lesen, aber ich konnte es einfach nicht.«
    »Das ist doch nicht schlimm –«
    »Dann wurde mir klar, warum. Weil wir alle es brauchen.« Sie nahm das Buch vom Beistelltisch, das Kate ihr einst geschenkt hatte. Der Hobbit. Kate kam es vor wie eine Ewigkeit, da sie ihrer Tochter ihr Lieblingsbuch geschenkt hatte. Wie eine Ewigkeit und doch wie ein winziger Augenblick.
    »Jippieh!«, rief William. »Marah liest uns vor.«
    Lucas stieß seinen Bruder mit dem Ellbogen an. »Sei still.«
    Kate legte ihren Arm um die Jungs und blickte in das schöne, ernste Gesicht ihrer Tochter. »Okay.«
    Marah schmiegte sich an Kate und schlug das Buch auf. Am Anfang zitterte ihre Stimme etwas, doch als sie sich eingelesen hatte, war sie kräftig wie eh und je. »In einer Höhle in der Erde, da lebte ein Hobbit …«
    Viel zu schnell war der August zu Ende und machte dem September Platz. Kate versuchte, jeden Augenblick auszukosten, doch trotz aller Hoffnung musste sie sich der hässlichen Wahrheit stellen: Ihre Kräfte schwanden.
    Sie klammerte sich an Johnnys Arm und konzentrierte sich aufs Gehen. Ein Schritt nach dem anderen; dann wieder zu Atem kommen. Sie hatte es so satt, im Rollstuhl herumkutschiert oder wie ein Kleinkind getragen zu werden, doch das Gehen fiel ihr zunehmend schwerer. Außerdem hatte sie oft so mörderische Kopfschmerzen, dass sie nach Luft schnappen musste und alles um sich herum vergaß.
    »Brauchst du deinen Sauerstoff?«, fragte Johnny und beugte sich so nah zu ihr, dass die Kinder ihn nicht hören konnten.
    »Ich klinge wohl wie Lance Armstrong bei der Tour de France?« Sie versuchte zu lächeln. »Nein, danke.«
    Er setzte sie in ihren Lieblingsliegestuhl auf der Terrasse und hüllte sie in eine Decke. »Bist du sicher, dass du hier klarkommst, während wir weg sind?«
    »Natürlich. Marah muss zur Probe und die Jungs zum Fußball. Außerdem kommt Tully jeden Moment nach Hause.«
    Johnny lachte. »In der Zeit, die sie braucht, um nur für eine Mahlzeit einzukaufen, produziere ich einen ganzen Dokumentarfilm.«
    Kate musste ebenfalls lächeln. »Sie lernt eine Menge Neues.«
    Nachdem sie gegangen waren, legte sich ungewöhnliche Stille über das Haus. Kate starrte hinaus auf die glitzernde Bucht und die Skyline der Stadt am gegenüberliegenden Ufer, weil sie sich plötzlich wieder daran erinnerte, wie sie als junge, ambitionierte Frau in der Nähe des Public Market gewohnt hatte. Damals hatte sie Johnny kennengelernt und sich auf den ersten Blick in ihn verliebt. Ihr waren auch so viele ihrer ganz besonderen Momente in Erinnerung: als er sie zum ersten Mal geküsst und sie Katie genannt hatte; als er gesagt hatte, er wolle ihr nicht weh tun.
    Sie griff nach der Tasche neben dem Liegestuhl, holte ihr Tagebuch hervor und starrte darauf, während sie mit dem Finger die Prägung im Ledereinband nachfuhr. Es war jetzt fast fertig. Sie hatte alles festgehalten, zumindest alles, woran sie sich erinnern konnte. Es hatte ihr geholfen, und sie hoffte, eines Tages würde es auch ihren Kindern helfen.
    Sie schlug das Tagebuch auf und begann zu schreiben.
    Das ist das Komische, wenn man seine Lebensgeschichte aufschreibt: Zuerst versucht man, sich an Zeiten, Daten und Namen zu erinnern. Man meint, das Leben sei durch Fakten bestimmt, zurückblicken würde man auf Erfolge und Niederlagen, auf den Verlauf von Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter, doch darum geht es überhaupt nicht.  
    Liebe. Familie. Lachen. Daran erinnere ich mich, nun, da alles gesagt und getan ist. Fast mein ganzes Leben lang dachte ich, ich würde nicht genug tun oder wollen. Aber wahrscheinlich ist es müßig, mich wegen

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