Immer Schön Gierig Bleiben
bisherigen Erfolge an meinem inneren Auge vorbeiziehen, und wenn ich auskuriert bin, suche ich mir ein neues Betätigungsfeld.«
Pachulke räusperte sich. »Sehen Sie, so schnell geht das. Die Tatwaffe für den Mord an Melanie Schwarz haben wir schon. Ein Mercedesstern, den Sie in der Oranienburger Straße gestohlen haben. Und dann Ihrem Sohn geschenkt haben.«
Carsten drehte den Kopf zur Seite und hustete in seinen bandagierten Unterarm. Dann drehte er sich wieder zu Pachulke. »Kinder sind wirklich unschuldig, finden Sie nicht?«, sagte Carsten Meier. »Ich wollte ihm eine Freude machen mit dem Stern. Der ist vom Flohmarkt, nicht von einem Gebrauchtwagenhändler für Luxuskutschen.«
»Das mit dem Gebrauchtwarenhändler haben Sie gesagt, nicht ich«, sagte Pachulke. »Aber es ist genau so, wie Sie sagen. Haben Sie das auch aus meiner Stimmlage herausgehört?«
»Wissen Sie, ich hatte eine schwere Nacht. Eigentlich dürfen Sie mich gar nicht vernehmen. Was ich hier im traumatisierten Zustand von mir gebe, darf vor Gericht gar nicht verwendet werden.«
»Eine Freundin von Melanie Schwarz hat ausgesagt, Melanie hätte ihr erzählt, Sie seien ein lausiger Fick gewesen in der Nacht am Teufelssee. Ich wette, das hat an Ihnen genagt. Am Samstag waren Sie immer noch wütend. Und dann haben Sie die Angelegenheit in Ihrem Sinne geregelt.«
»Es war Liebe«, sagte Carsten Meier.
»Bestimmt«, sagte Pachulke. »Verletzte Eigenliebe.«
Er schrieb eine SMS an Stiesel:
Unterkunft Meier 2001 prüfen. Er sagt, er war in Moabit
. »Vielleicht ist es wirklich Schicksal, dass wir uns begegnet sind, Herr Meier,« sagte er dann. »Sie haben mir den Glauben an meinen Beruf wiedergegeben. Irgendwann habe ich mal damit angefangen, Drecksäcke wie Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Fühlt sich gut an. Fühlt sich richtig gut an, Sie hier liegen zu sehen.«
Pachulke überließ den Patienten sich selbst. Meier sollte Zeit haben, um über alles nachzudenken. Außerdem musste Pachulke am Ostbahnhof noch eine Handvoll digitalisierter Musik abholen.
»Ein Mercedesstern, meinen Sie«, sagte Tenbrink zu Stiesel.
»Das wäre möglich«, sagte Stiesel. »Jedenfalls wurde zwei Stunden vor dem Tod von Melanie ein Mercedesstern in der Nähe ihrer Arbeitsstelle abgebrochen. Der Täter hat wahrscheinlich gewartet, bis sie Feierabend hatte. Wir haben bei dem Sohn von Carsten Meier einen Mercedesstern sichergestellt, den er von seinem Vater geschenkt bekommen hat.«
»Ich kann die Fotos der Obduktion von Melanie Schwarz einscannen«, sagte Tenbrink. »Dann errechnet der Computer ein 3D-Modell von der Einkerbung an ihrer Schläfe. Das gleiche machen wir mit dem Mercedesstern, und dann sehen wir, ob die Wunde und Metallring zusammenpassen.«
»Dauer?«, fragte Stiesel.
»Zwei bis drei Stunden. Das Gesicht zu berechnen, braucht sehr viel Speicher.«
»Ich muss sowieso nach Lichtenberg, ein Alibi prüfen. Pachulke ist wahrscheinlich vor mir wieder aus dem Krankenhaus zurück.«
Bördensen war mit Blaulicht auf dem Dach nur gute zehn Minuten nach Rudow unterwegs. Vor der Müsam in der Goldammerstraße gab es eine lange Warteschlange. Er pflügte sich durch die Menge.
»Hinten anstellen«, riefen die Wartenden.
Eine Müllhostess stellte sich ihm in den Weg. »Hinten anstellen, wie alle anderen auch.«
Vor dem CD-Schredder erblickte Bördensen einen Mann mit zwei riesigen Koffern, der mechanisch eine CD nach der anderen in den Schlitz schob.
»Bördensen, Kriminalpolizei«, er hielt der Müllhostess seinen Dienstausweis unter die Nase. »Da drüben sitzt jemand an Ihrem Schredder und vernichtet jeden Moment ein wichtiges Beweismittel.«
»Wir haben hier die Jurisdiktion«, sagte die Müllhostess. Ihr grüner Kugelschreiber klickte gefährlich.
»Aber nur bei Umweltdelikten«, sagte Bördensen. »Hier geht es um Mord.« Er schob sie beiseite und trat zu dem Mann am Schredder. »Victor Sherman?«
Der Mann sah auf.
»Ihr Vater hat uns gesagt, dass Sie hier sind. Auf einer dieser CDs befindet sich eine Aufnahme, mit der wir einen Mörder überführen können. Es geht um den 23. Juni 2001.«
»Sie müssen meinen Vater zum glücklichsten Menschen der Welt gemacht haben. Er hält diesen Plastikschrott für wichtig.« Victor Sherman klappte den Deckel von einem der beiden Koffer hoch. »Bedienen Sie sich. Alles, was ich nicht schreddern muss, ist mir recht.«
Bördensen durchsuchte den Koffer und musste nicht lange suchen.
»Hat Ihr Vater ja
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