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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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Stiesel.
    »Das würde ich auch so sehen, zusammen mit der Hochzeit und den Geburtstagen meiner Kinder«, sagte Sommerfeld.
    »Ein Tag, den Sie nie vergessen werden?«
    »Wenn ich nicht Alzheimer bekomme, nein«, sagte Sommerfeld. »Es war herrliches Wetter den ganzen Tag. Wir wollten eigentlich noch einen Campingplatz weiterfahren, aber dann hatten drei Leute in unserer Gruppe im Abstand von zwanzig Minuten drei Platten, und wir haben unsere Pläne geändert.«
    »Zu Ihrem Vorteil«, sagte Stiesel.
    »Zu meinem Lebensglück«, korrigierte Sommerfeld.
    Stiesel zückte wieder sein Smartphone. »Ich will nicht unhöflich sein«, sagte er, »aber ich habe den Vorbesitzern von The Harp eine Mail zu den drei Frauen geschrieben.« Er rechnete nicht damit, dass jemand, der auf Malta lebte, eine Anfrage beantwortete, die am Sonntag von einem Polizisten geschickt wurde, der sich per E-Mail nicht einmal ausweisen konnte. Aber er hatte keine Lust, mit leeren Händen zu Tenbrink zu kommen.
    »Selbstverständlich«, sagte Sommerfeld.
    Stiesel loggte sich ein, und siehe da: Er hatte eine neue E-Mail, die er laut vorlas:
    Sehr geehrter Mr. Stiesel
,
    vielen Dank für Ihre Nachricht. Der Tod von Melanie Schwarz hat uns damals sehr traurig gemacht. Wenn es eine neue Spur gibt, helfen wir gerne. Wir haben beim Polizeipräsidium angerufen, und der Pförtner, Mr. Speckler, hat gesagt, es gibt einen Beamten Stiesel dort, der den Mörder von zwei toten Frauen finden will. Das ist gut, dass Sie noch einmal suchen, obwohl Melanie schon so lange tot ist
.
    Ja, Verena Adomeit hat auch bei uns gearbeitet im Sommer 2000 und 2001. Was sie danach gemacht hat, wissen wir nicht. Sie hat das Programm vom Swan immer per Post erhalten, aber vorbeigekommen ist sie nie. Sie war nicht unfreundlich, aber sehr für sich. Keine Freundin von Melanie oder Lenka. Lenka hat oft bei uns gearbeitet, vier oder fünf Sommer. Sie schreibt uns immer eine Weihnachtskarte. Sie wohnt in Ústí nad Labem und spricht sehr gut Deutsch
.
    Es folgten die Kontaktdaten von Lenka Husakova. Stiesel merkte, dass Sommerfeld hinter seinem Rücken auf- und abspazierte. Offenbar hatte sich seine Anspannung auch auf ihn übertragen.
    Rufen Sie Lenka an, Sie kann von Melanie erzählen. Wir können nicht sagen, dass es kein Gast war von uns. Wir hatten an manchen Abenden mehr als 5000 Gäste. Und Melanie hat gerne geflirtet. Sie mochte die Männer und die Männer mochten sie. Es ist so ein Jammer. Sie war gerade mit der Schule fertig und wollte anfangen mit ihrem Studium. Etwas mit Medien. Am Abend vor ihrem Tod wollte sie auf ein Sommerfest, sie hat sich freigenommen dafür, aber mehr wissen wir nicht. Fragen Sie Lenka. Und fragen Sie uns wieder, Mr. Stiesel, wenn etwas Neues passiert
.
    Grüße aus Malta
    Die Lamberts
    Stiesel steckte sein Smartphone weg und warf Sommerfeld einen Blick zu: »Und? Ist Ihnen etwas eingefallen?«
    Sommerfeld schüttelte den Kopf. »In zehn Jahren wird meine Älteste neunzehn sein. Was für ein kurzes Leben.«
    Wieder im Auto wählte Stiesel die Nummer in Tschechien. Es mochte sein, dass Lenka sehr gut Deutsch sprach, aber ihr Anrufbeantworter sprach Tschechisch. Trotzdem hinterließ Stiesel seine Telefonnummer und sein Anliegen. Er beendete seine Nachricht mit: »Bitte rufen Sie mich zurück.«

26
    »Und du, was machst du hier?«, fragte der Junge. »Du lebst nicht auf der Halde.«
    Noch nicht
, dachte Zabriskie. »Ich suche einen Mann«, sagte sie. Sie sprach langsam und überdeutlich zu dem Jungen. Meine Güte, das ist doch kein Wilder, der könnte auch bei mir in der Straße wohnen, wenn alles etwas anders gelaufen wäre. »Er hat weiße Haare und ein kaputtes Bein.«
    Der Junge zitterte wie Espenlaub. »Der Augenmann.« Er nickte. »Er geht zum Hafen jeden Tag.«
    Zabriskie zog ihre Jacke aus. Sie reichte sie dem Jungen, dessen Augen aufleuchteten. Dann fiel ihr die Kontaktlinse ein, und sie zog die Jacke wieder zurück. Der Junge fletschte die Zähne.
    »Keine Sorge, du bekommst die Jacke, ich brauche nur das hier.« Sie holte die Ziploc-Tüte aus der Innentasche, faltete sie zweimal und steckte sie in die vordere Hosentasche. Dann reichte sie dem Jungen die Jacke zurück. »Zieh sie an, bis dir warm ist.«
    Der Junge zog die Jacke an, prüfte die Passform, hob und senkte die Schultern. Er stieß ein trillerndes Geheul aus, dann rannte er auf die andere Seite des Wasserlochs und holte die Möwe, die er erlegt hatte. Er band ein Stück Draht

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