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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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berührte sie die Gebirgswand. Schließlich fand sie einen Abzweig und kroch hinaus. Sie lehnte sich an und berührte die glatte Metalloberfläche mit den Fingerkuppen. Es tat gut, sich anzulehnen. Hier im Durchgang drang die Sonne nicht bis zum Boden durch. Sie riskierte wieder ein Blinzeln. Vor ihr führte der Weg aus den Weißen Bergen heraus. Hier irgendwo wohnte Haeckel.
    Als Zabriskie wieder stand, sah sie den Raubvogel, der sein Nest in der alten Waschmaschine hatte, noch einmal. Er schlug im Flug einen Salto und raste weg von den Weißen Bergen in Richtung Fluss.
    In diesem Moment fiel eine Möwe senkrecht vom Himmel, sie schlug mit gespreizten Flügeln auf dem Boden auf und lag mit verdrehtem Kopf da, tot. Von irgendwoher ertönte ein schrilles Geheul. Dann sprang ein Junge, er mochte zwölf, dreizehn Jahre alt sein, behände quer über das Plastik auf die Möwe zu. In dem Gürtel seiner zerfetzten Jeans steckte eine Schleuder. Gerade als Zabriskie ihn anrufen und nach Haeckel fragen wollte, gab der Boden unter dem Jungen nach, und mit einem gurgelnden Schrei versank er im Plastik.
    Zabriskie rannte los und warf sich auf den Bauch. Der Junge war in ein Pulpeloch gefallen. Sein Gesicht war mit dem grauen Morast verschmiert, er schlug wild um sich.
    »Gib mir die Hand«, schrie Zabriskie.
    Der Junge schien sie nicht zu hören, er schlug weiter um sich, aber bei einer dieser verzweifelten Bewegungen berührte er Zabriskies Hand, und das reichte ihr. Sie griff zu und riss den Jungen aus dem Pulpeloch.
    In der kleinen Wohnstraße in Frohnau parkten die Autos dicht an dicht, aber die Einfahrt zum Grundstück des Steuerberaters von Dagmar Söhnen stand offen. Stiesel und seine Mutter teilten sich einen Renault Twingo. Weil er heute am Ende der Welt bei Tenbrink eingeladen war, hatte er das Auto. Er fuhr in die Einfahrt.
    Er warf einen Blick auf die Uhr, er hatte noch Zeit, bis es bei Tenbrink losging. Zwei Mädchen mit Badmintonschlägern rannten um die Ecke des Hauses zum Auto. »Wer bist du?«, fragte die Kleinere der beiden. Sie war vielleicht sechs Jahre alt.
    »Ich bin Polizist und will gerne mit deinem Vater sprechen. Er weiß, dass ich komme.«
    »Komm mit«, sagte die Ältere, aber da kam auch schon ein Mann um die Ecke. Er trug Jeans und ein altes T-Shirt und hatte eine Gartenschere in der Hand.
    »Vielen Dank, Herr Sommerfeld, dass ich Ihren Sonntag über den Haufen werfen darf«, sagte Stiesel, während der Hausherr ihn zur Vordertür hineingeleitete.
    »Das Büro ist im Keller.«
    Sommerfeld legte die Gartenschere draußen auf das Fensterbrett, dann reichte er Stiesel die Vollmacht, die der Mann von Dagmar Söhnen unterschrieben und gefaxt hatte.
    »Wenn Sie mir das bitte lesbar unterschreiben würden«, sagte er. »Damit wir uns für den Fall der Fälle an dieses Gespräch erinnern können.«
    Stiesel unterschrieb, und bevor er eine Frage stellen konnte, begann Sommerfeld. »Dagmar … Frau Söhnen hat mich auch noch einmal angerufen. Ihr ist sehr daran gelegen, dass ich Ihnen jede erdenkliche Hilfe zukommen lasse. Aber um es gleich zu sagen: Aus dem Jahr 2001 haben wir gar nichts mehr.« Er faltete die Hände. »Wir betreuen hier etwa dreißig Mandanten und sind froh über jedes Dokument, das wir wegschmeißen können. Mord verjährt nicht, im Steuerrecht ist das glücklicherweise anders.«
    »Können Sie sich an eine der drei Frauen erinnern: Verena Adomeit, Melanie Schwarz oder Lenka Husakova?«
    Sommerfeld schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich bin den Frauen nie begegnet. Ihre Gehälter waren Rechnungsgrößen in der Personalbuchhaltung.«
    »Mal auf ein Bier im Pub gewesen?«, fragte Stiesel.
    »Ja, bestimmt, aber das kann auch 1999 oder 2003 gewesen sein. Unser Jahresgespräch haben wir meistens im Pub geführt, aber im Herbst. In der Hauptsaison haben die keinen Kopf für die Steuer, da wird Umsatz gemacht.«
    Stiesel kratzte sich am Kopf. Das war kein ergiebiges Gespräch.
    Sommerfeld sagte: »Es ist eben schon eine ganze Weile her.«
    »Wo waren Sie denn am 23. Juni 2001?«, fragte Stiesel, um überhaupt etwas zu sagen.
    »Warten Sie mal.« Er lächelte. »Auf Korsika. Mit dem Rad unterwegs. Das war der Urlaub, in dem ich Saskia kennengelernt habe. Gleich am ersten Urlaubstag. Die war auch mit dem Rad unterwegs, mit einer anderen Gruppe. Und auf einem Campingplatz haben sich unsere Wege gekreuzt. Es hat gefunkt.«
    »Dann war der 23. Juni 2001 der wichtigste Tag Ihres Lebens?«, fragte

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