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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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was ›die Frau mit der
absoluten Wahrheitsliebe‹ daraus machen wird.
    Unser Kaffee und Williams Kuchen sind
eingetroffen.
    »Hast du sie erreicht?« erkundigt er
sich.
    »Anrufbeantworter. Ich habe eine
Nachricht hinterlassen.«
    »Was ist, wenn Cecchi das Band in die
Finger kriegt?«
    »William, ist dir eigentlich klar, daß
wir uns wie Kriminelle verhalten?«
    »Ich bin ein Krimineller«, sagt
er, schiebt sich ein Stück von seinem Kuchen in den Mund.
    »Was soll denn das heißen?«
    »Wenn man gewisse Dinge tut, macht
einen das zu einer Art Kriminellem.«
    »Meinst du nicht, du solltest mir
erzählen, was los  ist?«
    »Doch, sicher. Punkt eins, man hatte nichts mit Megs Tod zu tun. Das glaubst du doch, oder, Lauren?«
    »Natürlich tue ich das.« Und es stimmt.
    »Was ich dir jetzt erzähle, wird
vielleicht ein Schock für dich sein. Auf jeden Fall bitte ich dich, offen und
unvoreingenommen zu sein.«
    »Bin ich das nicht immer?«
    »Nein.«
    Das ist ein Schock für mich. Ich rühme mich normalerweise
meiner Vorurteilslosigkeit, deshalb könnte ich mich in dieses Thema vertiefen,
doch was er mir zu sagen hat, hat Vorrang. »Dann werd ich eben jetzt versuchen,
offen zu sein«, sage ich und beiße die Zähne zusammen.
    William schluckt etwas von seinem
Eiskaffee hinunter. »Der ist aber nicht besonders kalt.«
    »Möchtest du mehr Eis bestellen?«
    »Vergessen wir’s. O Gott.« Er seufzt.
»Du mußt versprechen, daß du es niemandem erzählst.«
    »Wer ist niemand?«
    »Rick, Kip und Cecchi.«
    »William, du weißt genau, daß ich das
nicht versprechen kann.«
    »Dann kann ich es dir auch nicht
sagen.«
    Meine Schockiertheit schlägt prompt in
Wut um. »Du bist einfach unmöglich. Ist dir eigentlich klar, daß du mich
gezwungen hast, einen meiner besten Freunde zu belügen?«
    » Ich habe dich zu einer Lüge gezwungen? Ich
habe dich nicht darum gebeten.«
    »O doch, indirekt. William, du solltest
es mir lieber erzählen.«
    »Oder was? Du versohlst mich?«
    »Ich mach keine Witze.«
    »Kannst du mir versprechen, es Rick
nicht zu sagen?«
    Ich denke nach und gelange zu dem
Schluß, daß ich es Rick nicht zu sagen brauche. »Aber Kip werde ich nicht
belügen.«
    »Cecchi?«
    »Hängt davon ab, was es ist.«
    Er trommelt mit seinen langen Fingern
auf den Tisch. »Oh, na schön. Du kannst dir ja sicher vorstellen, wie es war,
ich meine, in dem Geschäft mit den beiden Einbrechern. Meg sah so verängstigt
aus, sie fuchtelten mit ihren Waffen herum.«
    »Ich dachte, nur einer von ihnen hatte
eine Waffe.«
    »Sie fuchtelten mit einer Waffe herum«,
berichtigt er sich albernerweise. »Ich hatte Todesangst.«
    »Den Teil kenne ich.«
    »Der Hintergrund ist wichtig.«
    »Ich kenne den Hintergrund.«
    »Ich will es dir veranschaulichen,
damit du es richtig
    verstehst.«
    »Erzähl mir einfach, was du gemacht
hast, als du die Polizeiwache verlassen durftest, bevor du kamst und an unsere
Tür geklopft hast.«
    »Mehr willst du nicht wissen?«
    »Nein.«
    »Ich habe mir Koks besorgt.«

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Im ersten Augenblick glaube ich ihn nicht richtig verstanden
zu haben, dann folgt umgehend die Erkenntnis, daß ich ihn durchaus richtig
verstanden habe, allerdings wünschte, es wäre nicht so.
    »Kokain?«
    »Nein, Coca Cola Classic. Sehr schwer
zu kriegen.«
    »Nicht, William.«
    »Entschuldige. Na schön, folgendes ist
passiert. Nach dem Überfall und der Polizei war ich mitgenommen, verängstigt.
Deshalb habe ich mir Koks beschafft, und es hat mich noch mehr ausflippen
lassen. Ich hätte wissen müssen, daß es so kommen würde. War aber leider nicht
so. Das ist alles.«
    »Das ist alles ?«
    Er nickt.
    Ich bin wie erschlagen von dieser
Enthüllung. »Was weißt du denn über die Beschaffung von Koks?«
    William schaut mich an, als hätte er
mich noch nie gesehen. »Lauren, ich weiß eine Menge darüber.«
    »Was willst du damit sagen?« Ich
verdränge Dinge gern so lange wie möglich.
    »Ich will damit sagen, daß ich Koks
nehme«, antwortet er schlicht.
    »Und Rick weiß es nicht?«
    »Und Rick weiß es nicht. Genau.«
    »Bist du süchtig?«
    »Nein.«
    Ich kenne mich gut genug mit Drogen und
Sucht aus, um zu wissen, daß William möglicherweise keine Ahnung hat oder nicht
zugeben will, daß er süchtig ist. Zur Hälfte habe ich Angst, zur Hälfte bin ich
wütend. Ich fühle mich hintergangen. Das ist absurd, weil William mir gegenüber
zu nichts verpflichtet ist, mir keinerlei Versprechen

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