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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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gegeben hat, was Drogen
oder andere Dinge betrifft. Dennoch ist da unsere Freundschaft in all ihrer
Bedeutung. Sind meine Anforderungen zu hochgesteckt? Meine Prinzipien
unhaltbar? Wenn wir gute Freunde sind, bedeutet das gleich, daß William mir
über jede Einzelheit seines Lebens Rechenschaft schuldig ist? Sage ich ihm denn
alles? Trotzdem kann ich das Gefühl, hintergangen worden zu sein, nicht
abschütteln, als hätte er eine Grundregel verletzt.
    »Wann hast du damit angefangen?« frage
ich, obgleich mich dieser Aspekt eigentlich nicht interessiert. Ich weiß nur
nicht, wie ich weiter vorgehen soll.
    »Vor etwa einem Jahr.«
    »Machst du es oft?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich weiß nicht, was eigentlich nicht bedeutet.«
    »Hör zu, Lauren, willst du eine Haupt-
und Staatsaktion daraus machen? Klar, irgendwie ist es natürlich Staatssache,
oder? Jedenfalls ist es kein Weltuntergang, ich habe bloß keine Lust, es Cecchi
zu sagen und in irgendwelche Drogengeschichten verwickelt zu werden.«
    »Du bist bereits in eine
Drogengeschichte verwickelt.«
    »Nein, bin ich nicht«, sagt er trotzig.
»Ich habe das untrügliche Gefühl, daß ich für den Zeitpunkt von Megs Tod ein
Alibi brauche. Und das einzige Alibi, das ich habe, ist, daß ich mir Koks
besorgte. Das will ich der Polizei nicht auf die Nase binden.«
    Das klingt einleuchtend. Ich verstehe
es. Warum ist mir dann, als werde ich um meine Seele betrogen?
    »Warum siehst du mich so an?« fragt er.
    »Wie sehe ich dich denn an?«
    »Wie einen Paria. Was hätte es für
einen Zweck, wenn ich dir von meiner Koks... Koks...«
    »Koks-Abhängigkeit«, souffliere ich.
    »Es ist keine Abhängigkeit«, sagt er
heftig. »Ich nehme es nur zur Entspannung und kann jederzeit wieder aufhören,
wenn ich will.«
    »Aber du willst nicht?«
    »Bisher wollte ich es nicht. Inzwischen
denke ich, ich sollte besser aufhören. Zumindest bis sich die Aufregung gelegt
hat.«
    »Bis sich die Aufregung um den Mord an
Meg gelegt hat ?«
    »Sag das doch nicht so.«
    »Du selbst hast es so gesagt, William.«
    »Ich wollte nicht, daß es so
rüberkommt. Megs Tod hat mich umgehauen. Ich weiß, ich kannte sie nicht so
lange wie du, aber ich mochte sie sehr, wirklich.« Er legt die Hände vors
Gesicht, seine Schultern zucken, und ich weiß, daß er weint.
    Ich warte. Trinke meinen Kaffee. Ich
versuche nicht, ihn zu trösten. Ich lasse meine Gefühle Revue passieren.
Enttäuschung. Bitterkeit. Wut. Ich habe kein Recht, enttäuscht zu sein, William
ist weder mein Kind noch mein Liebhaber. Er ist mein Freund und hat das Recht,
zu tun, was er will, auch Drogen zu nehmen. Aber ich hasse Drogen. Wenn er
süchtig ist und aufhören will, ist es eine andere Sache.
    Er zieht ein großes blaues Taschentuch
aus der Tasche, wischt sich die Augen, putzt sich die Nase. »Ich hätte bei ihr bleiben
sollen, als die Polizei abzog. Wenn ich geblieben wäre, dann wäre sie
vielleicht noch am Leben.« Wieder füllen sich seine Augen mit Tränen.
    »Oder vielleicht wärst du auch tot.«
    Er winkt ab, als sei dieser Gedanke
belanglos. »Du verstehst das nicht.«
    »Was verstehe ich nicht?«
    »Nichts. Spielt keine Rolle.«
    »Sag’s mir.«
    »Vergiß es. Ich weiß schon gar nicht
mehr, was ich sage.«
    Und wir sind wieder bei den
Geheimnissen angelangt. Ich weiß, daß er mir etwas verheimlicht. Doch ich frage
nicht weiter, denn, so unfaßbar das früher gewesen wäre, ich möchte fort von
ihm.
    »Lassen wir uns die Rechnung geben«,
schlage ich vor.
    »Du verabscheust mich«, sagt er.
    »Ich verabscheue dich nicht.« Und das
tue ich auch nicht.
    »Was dann?«
    »Laß mich das erst mal verdauen, ja?«
    »Du wirst es Rick nicht sagen?«
    »Nein. Das ist eine Sache zwischen dir
und ihm.«
    »Cecchi?«
    »Nein.« Nicht jetzt.
    »Was ist mit Kip?«
    »Ja. Ich muß es ihr sagen, William. Ich
habe sie in eine Lüge reingezogen und bin ihr die Wahrheit schuldig.« Außerdem
muß ich mit jemandem darüber reden, und Kip ist diejenige, mit der ich es
besprechen will. Doch diesen Punkt erörtere ich nicht mit William.
    Wie vorhergesagt, hat die Temperatur
draußen die dreißig Grad überschritten, und die Leute haben sich so stark
vermehrt wie Löwenzahn zur falschen Jahreszeit.
    »Was wirst du jetzt tun?« fragt er
vorsichtig.
    »Weiß ich noch nicht. Wir sehen uns
später.«
    Zögernd beugt er sich hinunter, um zu
sehen, ob ich ihm wie gewöhnlich einen Kuß gebe. Ich tu’s. Wir gehen in
verschiedene Richtungen davon. Mir

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