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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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Jemand war
Wally Faye oder Al Pesh?«
    »Könnte sein«, sagt er.
    »Wenn es einer von ihnen war, wieso
holte er sich nicht, was er suchte, und verschwand wieder?«
    »Panikreaktion. Vielleicht hatte er
nicht vor, Meg zu töten, aber etwas geschah, oder geschah auch nicht, das ihn
dazu veranlaßte. Dann hatte er Angst, erwischt zu werden, und es war keine Zeit
mehr, nach unten in den Keller zu gehen und diese Kartons auszupacken.«
    »Die Frage ist doch«, sage ich, »wie
konnte eine Person allein tragen wollen, was sich in den Kartons befand?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hätten nicht mehrere Leute kommen
müssen, um es zu holen?«
    »Hängt davon ab, was es war,«
    »Mir ist gleichgültig, was es war, ich
glaube nicht, daß eine Person wegtragen konnte, was in den zwei Kartons war.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagt Cecchi
widerstrebend.
    Er haßt es und er liebt es, wenn mir
etwas einfällt, woran er nicht gedacht hat.
    »Außerdem«, sagt er, »wissen wir, daß
es nur eine Person war, weil Kornbluth Zeugin war, wie dieser Wichser aus dem
Geschäft und die Avenue hinunterlief.«
    »Richtig.«
    »Sie könnte sich irren.«
    »Sicher.«
    »Aber unwahrscheinlich.«
    »Richtig. Was ist mit Megs Freund?«,
hake ich nach.
    »Bisher nichts. Wir können Meg mit
niemandem in Verbindung bringen, und in ihrer Wohnung ist nichts, was uns zu
einem bestimmten Mann führen könnte.«
    Ich sage fast, ich weiß, kann mich aber
gerade noch zurückhalten.
    »Ich glaube, du hast recht, der Typ muß
verheiratet sein. Wo sie sich auch trafen, in der Öffentlichkeit jedenfalls
nicht.«
    »Was ist mit den Typen, die Ruby
erwähnte?«
    »Unsere Lieblingskellnerin? Tja, viel
konnte sie mir nicht sagen, aber nach ihrer Beschreibung ist es eher
unwahrscheinlich, daß irgendwer davon für sie von gefühlsmäßigem Interesse war.
Hey, da fällt mir ein, einer von ihnen könnte Fingers gewesen sein.«
    »Ich verstehe einfach nicht, wie Meg
sich mit solchen Leuten abgeben konnte«, sage ich, mehr zu mir selbst als zu
ihm.
    »Letzten Endes kennt keiner keinen«,
sagt Cecchi zynisch, während er den Wagen parkt.
    Die Gegend ist trostlos, auch wenn es
hier und da einen Lichtblick in Form eines schicken Restaurants oder Clubs
gibt. Die meisten Gebäude sind heruntergekommen, ungepflegt wie betrunkene
Huren.
    Wir steigen aus dem Auto. »Dort ist
es«, sagt Cecchi und zieht einen Zettel zu Rate.
    Das Backsteingebäude hat sechs
Stockwerke, die Fassade bröckelt, und mehrere Fenster auf der ersten Etage sind
zerbrochen und mit Sperrholz zugedeckt. Die Tür hängt nur noch an einem
Scharnier, im Eingang ist Müll verstreut, die Briefkästen aus Metall sind
allesamt zerbeult, nichts befindet sich darin.
    »Er wohnt in der vierten«, teilt Cecchi
mir mit.
    Ich weiß instinktiv, weil ich
Detektivin bin, daß es keinen Aufzug gibt. Manchmal verblüfft es mich selbst,
welch sagenhafte Schlüsse ich ziehe.
    Der Korridor ist noch widerlicher als
der Eingang, und ich halte mir die Nase zu, versuche, nicht zu atmen. Es ist
kaum zu glauben, aber ich bin sicher, daß ich menschliche Fäkalien sehe, Hügel
aus Erbrochenem und, natürlich, weiteren Müll.
    Wir bahnen uns einen Weg über die mit
Abfall besudelten Stufen. Es kann Pesh nicht allzugut gehen, wenn er hier leben
muß. Auf der vierten gehen wir zum Ende des Korridors und Cecchi hämmert gegen
eine Tür, seine andere Hand liegt am Kolben seiner Waffe. Ich greife in meine
Tasche und tue es ihm nach.
    »Machen Sie auf, Pesh. Polizei.«
    Dies ist immer ein spannungsgeladener
Augenblick. Ich hasse es mehr als alles andere. Die Cops ebenso. Man weiß nie,
ob jemand drinnen ist, wenn ja, was als nächstes passiert. Die Tür könnte
plötzlich unter Beschuß eines Maschinengewehrs stehen — von der Sorte, wie
Jäger von Kleinwild es angeblich unbedingt brauchen. Wir befinden uns rechts
und links von der Tür. Noch schlimmer ist es, wenn wir sie einschlagen, uns
selbst Zutritt verschaffen müssen. Der Kriminelle könnte drinnen warten, mit
der Waffe in der Hand. Ich bin erleichtert, als ich ein schlurfendes Geräusch
höre.
    »Wer ist da?« fragt eine Stimme, die
klingt wie eine trockene Rasierklinge auf einem dichten Bart.
    »Polizei. Machen Sie auf, Pesh. Ich
habe einen Durchsuchungsbefehl.« Das trifft zu.
    »Was wollen Sie?«
    »Reden.«
    »Scheiß drauf«, sagt er, macht sich
jedoch daran, die Tür aufzusperren. Als sie schließlich aufgeht, sehe ich
lediglich eine riesenhafte Hand, die nach dem

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