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Immer verlasse ich dich

Immer verlasse ich dich

Titel: Immer verlasse ich dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Scoppettone
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alle anderen ebenfalls aussteigen sollten.«
    Demnach hatte Winx Bescheid gewußt.
    »Sie meinen, sie drohte damit, die
anderen zu verpfeifen?«
    »Ja, anscheinend. Ja.«
    Wieso? frage ich mich. Was war
geschehen, das Meg dazu brachte, ihre Meinung über diese ungesetzliche Sache zu
ändern? Und warum drohte sie dem Rest der Gruppe?
    »Wollte sonst noch jemand aussteigen?«
    »Nein. Hören Sie, ich weiß, es klingt
komisch, aber niemand von diesen Leuten hätte Meg umgebracht.«
    »An dem Abend, als sie ermordet wurde,
wo war Paul da?«
    »Er war mit... er war... er sagte, er sei
im Kino gewesen. Ich aß mit meiner Mutter zu Abend. Aber Paul hätte sie nie
getötet. Er könnte niemanden töten. Sie müssen mir glauben.«
    Ich nicke, und er interpretiert es als
Zustimmung, wie es meine Absicht war, obwohl ich keineswegs überzeugt bin. Im
Augenblick ist Peter der einzige, den ich nicht verdächtige.
    »Hat Meg gesagt, aus welchem Grund sie aussteigen wollte?«
    »Ich habe nicht zugehört. Je weniger
ich von der ganzen Sache wußte, desto besser konnte ich sie ertragen.«
    »So gut, wie Sie den Mitsubishi-Fernseher
ertragen konnten?« Ich schaffe es nicht, mir diese Spitzfindigkeit zu
verkneifen.
    Seine Wangen werden so knallrot wie
tropische Blumen.
    Ich schiebe meinen Stuhl zurück, will
gehen.
    »Warten Sie«, sagt er, legt die Hand
auf mein Handgelenk. »Ich glaube, Drogen waren auch im Spiel. Aber ich weiß
ehrlich nicht, wie.«
    Ich erinnere mich daran, daß William
mir erzählt hat, Meg hätte Koks genommen, sei jedoch keine Dealerin gewesen.
»Wollen Sie damit sagen, die Ladenbesitzer waren im Drogengeschäft?«
    »O nein. Na ja, jeder nimmt mal welche,
aber ich meinte die Fahrchip-Typen.«
    »Jeder nimmt welche?«
    »Klar. Sie nicht?«
    »Nein.«
    Peter wirkt überrascht, als hätte ich
ihm gesagt, ich hätte noch niemals Sex gemacht.
    »Na ja, viel nehme ich nicht«, sagt er
schnell.
    »Ist schon gut, Peter. Es kümmert mich
nicht. Es ist Ihre Sache.« Was natürlich eine Lüge ist. Aber ich will ja nicht
voreingenommen wirken. Mein neues Ich.
    Ich stehe auf. Um so besser, daß
niemand erschienen ist, um eine Bestellung aufzunehmen, ich will ohnehin keinen
Kaffee mit ihm trinken.
    »Sie werden Paul doch nicht erzählen,
daß wir uns unterhalten haben, nicht wahr?«
    »Sie haben mein Wort.«
    Er wirkt skeptisch.
    »Mein Wort bedeutet eine Menge.«
    Er scheint trotzdem nicht überzeugt zu
sein. Warum sollte er auch? Wieso sollte in einer Welt, in der ein Mann wie
Clarence Thomas für den Obersten Gerichtshof nominiert werden kann, das Wort eines Menschen irgend etwas bedeuten?

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     Auf dem Weg zu meinem Büro sehe ich William verstohlen in ein
Apartmenthaus gehen. Er verhält sich so verdächtig, daß augenblicklich mein
Argwohn geweckt ist. Sicher, ich kenne nicht alle seine Freunde, aber dieses
Gebäude ist mir wirklich völlig fremd.
    Ich stelle meine Planung für den Tag
um, suche mir einen Türeingang und lege mich wieder auf die Lauer. Eine
Viertelstunde später taucht William wieder auf, doch jetzt drückt er sich nicht
mehr um die Ecken. Er wirkt ganz selbstbewußt, hält den Kopf hoch und geht
Richtung Perry, ohne einen Blick zu mir hinüber zu werfen.
    Ich folge ihm.
    Er geht zu unserem Haus.
    Ich warte, lege mich erneut auf die
Lauer, um ihm Gelegenheit zu geben, in seine Wohnung zu gehen. Als ich dann zur
Haustür gehe, höre ich, noch bevor ich sie öffnen kann, die dröhnende Musik. Es
ist der Soundtrack von Follies. Er hat nicht ganz von vorn angefangen,
und Lee Remick singt »Would I Leave You?« Ich bin traurig. Remick hat uns bereits verlassen, und in meinen Augen bekam er nie die gebührende
Anerkennung. Andererseits verdient Julia Roberts ja auch mehr Geld pro Film als
Meryl Streep. Gewußt wie.
    Als ich gerade nach oben gehen will,
wird die Tür von meiner Wohnung aufgerissen und Kip streckt den Kopf heraus.
Ihre Augen sind selbst so groß wie CDs.
    »Was zum Teufel ist denn da los?«
    »Es ist William.«
    »Das weiß ich. Was macht er da? Er weiß
doch, daß er nicht so laut Musik hören kann, wenn ich Klienten da habe.«
    »Ich wollte gerade nach oben gehen, um
es ihm zu sagen.«
    »Verdammt noch mal«, sagt sie und
knallt die Tür zu.
    Ich nehme es nicht persönlich. Dies ist
einer der Schlüssel zu einer dauerhaften Beziehung.
    Ich hämmere gegen Williams Tür.
    » Would, I play on the grass with a
boy half your age, bet your ass «, singt

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