Immer verlasse ich dich
fuhr nie mit der U-Bahn.«
»Das wußte ich wiederum nicht.«
Wir sitzen im Washington Square Park,
trinken Kaffee aus Pappbechern.
»Meinst du, in den leeren Kartons
befanden sich Fahrchips?« frage ich ihn.
»Bisher nicht, aber jetzt schon«, sagt
er.
»Und wo paßt Meg ins Bild?« will ich
wissen. Ich will es nicht wissen.
»Da bin ich nicht ganz sicher. Meine
Vermutung ist, sie war ein Halter. Sie bekam die ganze Zeit Lieferungen,
niemand achtete darauf, wenn zusätzliche Kisten hereinkamen.«
»Und ihre Angestellten sagten, sie
hätte ihnen verboten, diese Kartons zu öffnen.«
Er wirft mir einen scharfen Blick zu,
und mir geht auf, daß ich gerade verraten habe, daß ich sie befragt habe. »Ich
habe auch einen Beruf«, verteidige ich mich.
Er zuckt mit den Schultern. »Mir haben
sie es auch gesagt.«
»Was ist ein Halter ?« Es scheint
für sich selbst zu sprechen, aber ich will sichergehen.
»Eine Art Hehler. Aber vermutlich hat
sie das Zeug lediglich aufbewahrt.«
Ich will es immer noch nicht glauben.
Ich weiß, warum sie es getan hat: um Geld für Blythe und Sasha zu
beschaffen, in dem verzweifelten Versuch, die Vergangenheit ungeschehen zu
machen. Aber ich weiß nicht, wie. »Wie konnte sie sich nur in solch eine
Sache verwickeln lassen? Meg führte ein legales Geschäft. Woher wußten die
Leute, daß sie sie ansprechen konnten?«
»Genau weiß ich es nicht, ich kann nur
Vermutungen anstellen. Sie braucht Geld, sie erzählt es jemandem, dieser Jemand
erzählt es einem anderen Jemand, und es sickert durch, gelangt zu einigen
Typen, sie halten ihr den Köder hin, sie beißt an. Scheiße gibt es immer
wieder, und Meg steckte mittendrin. Gesteh’s dir ein, Lauren.«
Ich weigere mich.
Ich kann nicht.
Ich will nicht.
Ich muß.
Ich tu’s.
Ach, zum Teufel. Ich erzähle ihm das
von Blythe.
»Also haben wir ein Motiv. Meg wollte
aussteigen. Aus welchem Grund auch immer, sie wollte nicht mehr mitmachen«,
sagt Cecchi.
»Weil sie im Grunde doch anständig
war.«
»Ja«, sagt er wenig überzeugend.
»Das war sie«, insistiere ich. Und es
stimmt. Eine Sache kann die andere nicht aufheben.
»Okay, okay.«
»Sie war anständig«, wiederhole ich.
»Na schön.« Er berührt meine Hand.
»Willst du herausfinden, wer sie umgebracht hat, oder nicht?«
»Das weißt du.«
»Dann mußt du hart sein, wie immer.
Vergiß deine persönlichen Gefühle, vergiß, was du zu wissen glaubtest. Was wir
jetzt herauskriegen müssen, ist, wer sonst noch an diesem Fahrchip-Geschäft
beteiligt war. Wem sonst, außer Blythe, hätte es geschadet, wenn Meg
ausgestiegen wäre?«
»Willst du wissen, was ich denke? Ich
denke, diese ganze Händlervereinigung ist daran beteiligt.«
»Ich glaube, du hast recht«, sagt er.
Es gibt immer ein schwaches Bindeglied
in der Kette. In diesem Fall ist es einer der beiden Besitzer von Claw
& Paw, der Tierhandlung, Peter Wood. Cecchi ist in einem anderen Fall
unterwegs, und ich habe ihm versichert, daß ich allein mit Wood fertigwerde.
Doch bevor ich mich an die Arbeit mache, rufe ich William von meinem Büro aus
an.
»Oh, Lauren«, sagt er matt. »Wie geht’s
dir?«
»Mir geht’s prima. Und dir?«
»Ganz gut, schätze ich.«
»Hast du schon Pläne gemacht?«
»Pläne?«
Ich seufze. Das wird nicht leicht werden.
Andererseits ist es das ja wohl nie. »Um Hilfe zu bekommen, William.«
Stille.
»William?«
»Ich weiß, du meinst es gut, Lauren,
aber das schaffe ich allein.«
»Wieso solltest du?«
»Es allein schaffen? Weil ich eben so
bin.«
»Hast du etwas von Rick gehört?« frage
ich.
»Ja. Er hat sich im Chateau Marmont
häuslich niedergelassen.«
»Was hat er gesagt?«
»Wozu?«
Es ist zum Verrücktwerden. »William,
willst du nicht, daß Rick zurückkommt?«
»Doch, klar.«
»Nun, wenn du nichts gegen deine
Abhängigkeit unternimmst, glaube ich nicht, daß er zurückkommen wird.«
»Du verstehst das nicht. Ich hab’s
schon längst getan. Ich werde das Zeug nicht mehr nehmen.«
»Sag einfach nein, hm?«
Er lacht. »Genau.«
Ich denke, daß ich es besser weiß, aber
vielleicht auch nicht. Ich versuche, einen anderen Ton anzuschlagen. »Prima.«
»Koks zu nehmen, ist schlicht und
einfach keine Alternative mehr für mich.«
Was er sagt, klingt sehr gut, aber
meint er es auch ernst? Ich wünsche ihm Glück und sage ihm, daß ich ihn bald
besuche. Dann gehe ich zur Greenwich Avenue hinüber, komme an Claw
& Paw vorbei, stelle fest, daß beide Männer da
Weitere Kostenlose Bücher