Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
die Mühe gemacht, mich nach meinem Tag zu fragen, und ich will weder mit ihm noch mit meiner Mutter noch mit sonst wem darüber reden. Sobald ich zu Abend gegessen habe, entschuldige ich mich und gehe zu Bett.

Kapitel 3
    Als Michael zum Frühstück erscheint, bin ich frisch geduscht, angezogen und habe meine Kamera parat. Noch bevor er sich auf den Stuhl pflanzt, entschlüpft mir die Frage:
    »Kann ich heute wieder mitkommen?«
    »Ja, natürlich«, erwidert er, aber die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell wieder mitkommen willst, aber …«
    »Bist du sicher, dass es in Ordnung geht?«, unterbreche ich ihn mit der sehnlichen Hoffnung, dass er Ja sagt.
    »Natürlich, Schatz, aber hast du das auch mit deiner Mum abgeklärt?«
    »Der ist es egal.«
    »Vielleicht möchte sie ein bisschen Zeit mit dir verbringen.«
    »Nein. Ehrlich!«, bettele ich.
    »Ich hab nichts dagegen, wenn sie nichts dagegen hat.«
    »Geil!« Ich springe auf.
    Meine Mum wird sich hüten, meine Begeisterung für geschützte Tierarten zu dämpfen. Eine Stunde später schiebt sie mich geradezu aus der Tür.
    Im Aufenthaltsraum bleibe ich auf die übliche Tasse Tee bei Michael und mache mich dann auf den Weg in Richtung Kängurus. Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie mit den Pellets zu füttern, die Ben mir gestern gegeben hat.

    Roy liegt wieder im Schatten desselben Baumes.
    »Hey«, sage ich leise, während ich mich ihm nähere. »Ich habe dir heute was zu fressen mitgebracht.«
    Als er das Rascheln der Papiertüte hört, richtet er sich träge auf. Die Härchen an seinen Lippen kitzeln meine ausgestreckte Handfläche. Vorsichtig frisst er ein Pellet nach dem anderen, bis alle weg sind. Ich wische mir die Hände an der Jeans ab und setze mich ins trockene Gras. Jetzt ist Roy größer als ich, aber er wirkt nicht bedrohlich, sondern legt eine Pfote auf meinen Unterarm, also öffne ich die Tüte und füttere ihm im Sitzen noch eine Handvoll. Kurz darauf verliert er das Interesse, bleibt aber bei mir. Ich lege einen Arm auf seinen weichen, pelzigen Rücken und streichle ihn. Ich fühle mich gut. Es ist schön hier. Den ganzen Tag könnte ich im Schatten dieses Baumes bleiben.
    Ich schaue nach oben. Die stämmigen Äste könnten ein Baumhaus von beträchtlicher Größe tragen. Ich könnte wirklich wochenlang hierbleiben. Es würde mir nichts ausmachen, bei den Kängurus zu leben. Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung wahr und entdecke zwei Emus, die am Grenzzaun entlangstolzieren. Mit denen könnte ich allerdings nicht leben. Roy dreht sich zu mir um und schnüffelt an meiner Nase, bevor er sich wieder abwendet. Ich kichere. Hinter mir höre ich das Gras rascheln und drehe mich argwöhnisch um in der Hoffnung, dass es nicht einer von den gefiederten Unholden ist. Erleichtert seufze ich, als ich Ben auf mich zukommen sehe.
    »Das sieht ja ziemlich gemütlich aus hier«, ruft er schon von weitem. Roy hoppelt langsam auf ihn zu. Verräter. »Hallo, Freddie«, sagt Ben liebevoll und rubbelt den Hals des Kängurus.
    »Freddie?«, frage ich. »Ich dachte, er heißt Roy.«
    »Roy?« Ben schaut mich verdutzt an. »Wer hat das gesagt?«
    »Den Namen habe ich ihm selbst gegeben«, gestehe ich.
    Ben schmunzelt vor sich hin und setzt sich neben mich ins Gras. »Roy passt besser zu ihm.«
    »Und wer war Freddie? Vorausgesetzt, das Tier wurde nach jemandem benannt.«
    »Yep, du hast recht. Freddie war ein deutscher Austauschschüler, der vor ein paar Jahren ein Praktikum bei uns gemacht hat. Noch vor meiner Zeit.«
    »Ah, verstehe. Wie lange arbeitest du schon hier?«
    »Im Januar zwei Jahre.«
    »Und davor?«
    »Im Zoo von Sydney.«
    »Du hast in Sydney gelebt?«
    »Nein, ich war Pendler aus Adelaide. Der Flug dauert nur zweieinhalb Stunden.«
    Ich starre ihn verwirrt an.
    »War ein Witz.« Ben boxt spielerisch gegen meinen Arm. »Ja, ich habe in Sydney gewohnt.«
    Ich schnalze mit der Zunge. »Okay, war also eine dumme Frage. Wie ist Sydney denn so?«
    »Toll.«
    »Besser als Adelaide?«
    »Einfach anders. Die Atmosphäre da ist toll, aber Adelaide ist mein Zuhause.«
    »Bist du da aufgewachsen?«
    »Yep. Grundschule Mount Barker, dann Gymnasium Mount Barker, dann Universität von Adelaide. Ich bin Lokalpatriot durch und durch.«
    »Warum bist du dann nach Sydney gezogen?«, setze ich mein Verhör fort.
    »Nach der Uni war eine Veränderung fällig.«
    »Und warum bist du wieder

Weitere Kostenlose Bücher