Immer wieder du: Roman (German Edition)
Tür auf und sehe ihn mit unserem kleinen Waisenkind vor der Heizung knien. Mein Herz macht einen Salto.
»Hey«, sagt er und schaut sich nach mir um.
»Wie geht es ihr?« Meine Stimme zittert leicht.
»Gut. Ich mache es ihr hier gemütlich.«
»Hat sie dich letzte Nacht lange wach gehalten?«
»Nur ein bisschen. Mit der Zeit wird es besser gehen. Was hast du gestern noch gemacht?«
»Rumgesessen und Fernsehen geguckt.«
Ben steht auf und kommt auf mich zu. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht einen Schritt nach hinten zu machen. »Wann möchtest du die nächste Fahrstunde haben?«
»Ist das dein Ernst?«
»Ich sage nur selten etwas, was ich nicht ernst meine.«
»Wann hast du Zeit?«
»Wann ist dein nächster freier Tag?«
»Mittwoch.«
»Das ist ein Glücksfall.« Ben sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Meiner auch.«
Ich kann den Mittwoch kaum erwarten. Die Zeit, die ich nicht mit Ben bei der Arbeit verbringe, zieht sich in die Länge. Wenn ich mit ihm zusammen bin, vergeht die Zeit wie im Flug.
Als Ben am Mittwochmorgen vor der Tür steht, ist es heiß und sonnig. Nach langer Überlegung habe ich mich für einen schwarzen Rock entschieden, denn inzwischen können sich meine Beine auch ein wenig sehen lassen. Ich kombiniere den Rock mit einem roten Top und binde die Haare hoch zu einem Pferdeschwanz. Ben trägt weiße Board Shorts und ein grünes T-Shirt.
»Alles klar?«
»Willst du auf einen Kaffee reinkommen, Kumpel?«, ruft Michael von hinten. Insgeheim stöhne ich über die Verzögerung.
»Hab gerade einen getrunken«, erwidert Ben.
Puh!
Michael gesellt sich zu uns an der Haustür und legt seine Hände auf meine Schultern. »Pass auf das Mädchen auf.«
»Das weißt du doch.«
Ich löse mich aus Michaels Griff und gehe schnell Richtung Auto, um weitere Verzögerungen zu vermeiden.
Ben klimpert mit seinen Wagenschlüsseln. »Dein Wagen oder meiner?«
»Meiner natürlich.«
Er stöhnt.
»He, vergiss nicht, dass ich damit meine Führerscheinprüfung ablegen muss«, füge ich hinzu.
»Schon gut, schon gut«, wiegelt er ab und steckt seine Schlüssel ein.
»Wohin fahren wir?«, frage ich beim Anschnallen.
»Ich dachte, wir könnten eine Tour durch die Berge machen.«
»Klingt gut.« Ich drehe mich um und winke Michael zu, der noch immer in der Tür steht, will losfahren und würge sofort den Motor ab.
»Tut mir leid, ich wollte nicht zugucken«, ruft Michael, bevor er ins Haus geht.
Ich wische mir über die Stirn und probiere es erneut, diesmal mit Erfolg.
»Er ist ein guter Kerl«, sagt Ben über Michael.
»Ich mag ihn auch«, erwidere ich. »Auf jeden Fall gehört er zu den netteren Freunden meiner Mutter.«
»Fahr hier rechts. Hatte deine Mum viele Freunde?«, fragt Ben beiläufig.
»Oh, Dutzende.« Ich setze den Blinker.
»Vergiss nicht, vorher in die Spiegel zu gucken«, mahnt Ben.
»Hoppla.« Ich folge seinem Rat und biege ab.
»Geradeaus durch Crafers, dann fahren wir im Kreisverkehr rechts ab. Bist du mit allen Männern ausgekommen?«
»Die meisten waren ganz in Ordnung. Bill mochte ich gern, das war der Letzte, mit dem sie was Ernsthaftes hatte.«
»Das ist der aus Brighton, oder?«
»Stimmt.« Ich habe ihn am Samstagabend erwähnt, als ich die Geschichte über Shannon und Dan erzählte. »Sie war fast vier Jahre mit ihm zusammen, was praktisch ein Rekord war. Ich war traurig, als sie ihn leid war und wir zurück nach London mussten.«
»Da ist ein tolles kleines Restaurant«, sagt Ben. Ich werfe einen Blick nach links und erblicke ein Lokal namens Jimmies. »Donnerstags singt da manchmal eine heiße Blondine«, fügt Ben hinzu.
Ich knalle die Gänge rein, denn innerlich brenne ich vor Eifersucht. Keine Ahnung, warum mir bisher nicht in den Sinn gekommen ist, dass Ben selbstverständlich ein Intimleben hat. Er könnte ohne weiteres eine Freundin haben. Zu gern würde ich das wissen, aber die Frage will mir nicht über die Lippen.
»Genau, hier entlang«, weist er mich an, als wir uns dem zuvor erwähnten Kreisverkehr nähern. »Spiegel!«, mahnt er.
Über gewundene Straßen geht es in die Berge. Purpurrote, rosafarbene und gelbe Wildblumen säumen die Straße.
»Wie lange war deine Mum mit deinem Dad zusammen?«, fragt Ben nach einer Weile.
»Ich glaube, sie waren nur wenige Monate ein Paar, bevor sie schwanger wurde. Sie haben geheiratet, aber das hat nach meiner Geburt nicht lange gehalten. Nach der Scheidung ist sie zu Simon gezogen.«
Wir
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