Immer wieder du: Roman (German Edition)
sie und legt sie auf seinen linken Handrücken. Dann hebt er die rechte Hand, damit ich darunterspähen kann.
»Kopf.«
»Also Olivia«, bestätigt er und steckt die Münze wieder in die Tasche.
»Gut. Jetzt haben wir einen Koala, der Cindy heißt, und einen, der Olivia heißt. Noch zwei für Kay und mich, dann sind alle Neverley-Mädchen versorgt.«
Ben muss schmunzeln. Dann kommt die Kellnerin mit unserem Essen. Mit Heißhunger stürzen wir uns darauf. Die Croissants sind leicht angewärmt, und der Käse fängt gerade an zu schmelzen. Hmm, lecker. Nach einer Weile wird mein Blick vom Lametta angezogen, das in der Nachmittagssonne glitzert. Ich hole meine Kamera heraus, und Ben lehnt sich zurück, damit er mir nicht im Weg ist. Ich würde ihn so gern bitten, wieder ins Bild zu rücken, traue mich aber nicht.
»Ich kann nicht fassen, dass am Samstag Weihnachten ist.« Ich lege meine Kamera auf den Tisch. »Hier fühlt es sich nicht an wie Weihnachten.«
»Nein?«
»Nein. Weihnachten muss dunkel und eiskalt sein und überall müssen Lichterketten hängen.«
»Vermutlich bist du das so gewöhnt. Ich sage dir, wir haben auch verdammt schöne Beleuchtung. Du müsstest mal die in Lobethal sehen. Vielleicht lotse ich dich bei unserer nächsten Fahrstunde dorthin.«
Ein ganzer Abend mit ihm? Ich versuche, mir meine Aufregung nicht anmerken zu lassen. »Es sind nur noch drei Abende bis Weihnachten.«
»Was hast du morgen Abend vor?«
Ich zucke mit den Schultern und täusche Gleichgültigkeit vor. »Nicht viel.«
»Dann morgen?«
Yessss! »Gern!«
»Wir könnten gleich nach der Arbeit aufbrechen.«
»In unserer Arbeitskleidung ?«
Ben verdreht die Augen. »Du kannst dich im Aufenthaltsraum umziehen, wenn du die Shorts wirklich so furchtbar findest.«
»Hey, ich trage heute einen Rock«, betone ich.
»Hab ich gemerkt.« Er lächelt mich an, und wieder muss ich wegschauen, damit er nicht sieht, dass ich rot werde.
»Ich glaube, ich setze mich jetzt ans Steuer, damit du den wundervollen Anblick genießen kannst.«
»Wie du willst.« Ich seufze theatralisch und greife nach einem weiteren sauren Pfirsichherz, die wir am Vortag im Süßwarenladen in Hahndorf gekauft haben. Extrem lecker.
Wir kurven jetzt seit einer Stunde herum. Es ist meine zweite richtige Fahrstunde. Zum ersten Mal fahre ich bei Dunkelheit, daher war ich anfangs nervös, aber ich glaube, es hat ganz gut geklappt. Endlich kann ich mit der Kupplung umgehen, und ich glaube, nicht einmal Josh könnte sich noch über mich lustig machen. Letztendlich sind wir nicht sofort nach Feierabend aufgebrochen, weil Ben vergessen hatte, dass die Weihnachtsbeleuchtung erst später angestellt wird, aber er kam nach dem Abendessen zu uns und hat mich eine Runde durch die Berge drehen lassen. Zuvor haben wir uns in einem kleinen Ort namens Gumeracha ein riesiges Schaukelpferd angesehen, und Ben erzählte mir, dass es in Südaustralien auch große Hummer und einen riesigen Rosakakadu gibt. Allmählich finde ich Gefallen an diesem verrückten Teil der Welt.
»Großer Gott!«, rufe ich, als wir zwanzig Minuten später nach Lobethal gelangen.
Ben lacht.
»Im Ernst, das ist genial. Genial!«
Als Mum und ich bei Desmond in East Yorkshire wohnten, hat er mich einmal mitgenommen, um mir ein Haus in einem Ort namens Driffield zu zeigen, das samt Garten mit der ausgefallensten Weihnachtsbeleuchtung geschmückt war. Das weiß ich noch. Aber das hier, muss ich zugeben, schlägt alle Rekorde. Dem Anschein nach haben alle Einwohner dieser Stadt ihre Häuser festlich geschmückt, so dass Straße um Straße von Millionen bunter Glühbirnchen erleuchtet wird.
»Schau dir das an!«, rufe ich beim Anblick eines lebensgroßen Weihnachtsmanns auf einem Dach, komplett mit Schlitten und Rentier.
»Mach doch ein Foto.«
»Halt an, halt an!« Ich kurbele das Fenster herunter und versuche, die Kamera möglichst ruhig zu halten, damit der Schnappschuss nicht zu stark verwackelt.
»Nicht schlecht, oder?«
»Ich finde es einfach toll!«
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns hier auch mit Beleuchtung auskennen.«
»Das brauchst du mir jetzt nicht mehr zu erklären.« Ich wedele dramatisch mit der Hand.
»Apropos Beleuchtung, hast du schon die Aussicht vom Mount Lofty genossen?«, fragt Ben.
»Mount Lofty, der Berg, an dem Michael wohnt?«
»Ja. Der Berg, an dem du wohnst.«
Ich lache. »Ja, ja, schon gut, wo ich wohne. Nein, die Aussicht von Mount Lofty habe ich noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher