Immer wieder du: Roman (German Edition)
Rücken geheftet. Mein Herz rast.
Kurz nachdem ich wieder in meinem Zimmer bin, klopft Ben an die Tür.
»Wie geht es dem Joey?«
Er trägt seine Arbeitskleidung. Mir ist überhaupt noch nicht aufgefallen, wie muskulös seine Beine sind. Um Himmels willen!
»Hat sie viel gejammert?«, hakt er nach, als ich nicht sofort antworte.
»Nein. Ja. Nein. Na ja, ein bisschen«, stammele ich.
»Du bist müde«, stellt er fest. »Du gehst heute nicht arbeiten, oder?«
»Nein, erst morgen wieder.«
»Du kannst bestimmt ein bisschen schlafen, wenn du nach Hause kommst. Möchtest du trotzdem ans Steuer?«
Ich lächele. »Das hast du nicht vergessen?«
Zwanzig Minuten später versuche ich, rückwärts die steile Zufahrt zu Bens Haus herunterzufahren.
»Bist du sicher , dass ich diesen Teil hier übernehmen soll?«, frage ich, als der Wagen bockt und ich zum dritten Mal den Motor abwürge.
»Klar«, sagt er mit Nachdruck. »Du kannst das.« Die Betonung liegt auf kannst .
»Na gut«, seufze ich. Ich ziehe die Handbremse an, stelle die Schaltung auf Leerlauf und drehe den Zündschlüssel um. »Dein Wagen ist viel größer als mein Ford Fiesta.« Ben fährt einen Holden Commodore Kombi.
»Du kommst schon klar.«
Erneut bockt das Fahrzeug, aber schließlich gelingt mir das Manöver.
»Super«, sagt Ben. »Geradeaus, bei der Gabelung links.«
Michael wohnt keine zehn Minuten entfernt, daher ist es nur eine kurze Fahrstunde, aber ich freue mich, weil Ben ein viel besserer Fahrlehrer ist als Josh.
»Danke, Mr … Wie heißt du eigentlich mit Familiennamen?«, frage ich, und mein Scherz geht daneben.
»Whiting«, erwidert Ben. »Wie der Fisch.«
»Welcher Fisch?«
»Der Weißfisch«, sagt er.
»Nie gehört.«
»Dann nehme ich dich mal zum Angeln mit.«
»Du gehst angeln ?«
»Klar.«
»Ein Multitalent«, bemerke ich. Ben löst den Sicherheitsgurt und steigt aus. An der Kühlerhaube treffen wir uns.
»Danke, dass du gestern Abend für mich da warst.« Ich komme mir vor wie ein schüchternes Schulmädchen.
»Kein Problem«, erwidert er mit noch breiterem australischem Akzent als sonst. »Bis morgen.«
Ich kann’s kaum erwarten, denke ich und gehe zum Haus, drehe mich noch mal um und schaue zu, wie er in seinen Wagen steigt. Ben winkt noch einmal und fährt dann los. Mir ist plötzlich richtig elend zumute, und das hat nichts mit dem Alkohol zu tun, den ich am Vorabend getrunken habe.
Kapitel 6
Wie vermutet, schläft Josh tief und fest, als ich nach Hause komme. Um fünf Minuten vor zwölf taucht er auf, er sieht verkatert und seltsam unattraktiv aus. Er lässt sich neben mich aufs Sofa fallen, und anstatt wie sonst aufgeregt zu sein, weil er mir so nahe ist, ärgere ich mich sogar ein wenig, dass er nicht den Sessel genommen hat. Ganz schön launisch bin ich.
»Kannst du dich nicht da drüben hinsetzen?«, grummele ich. »Ich wollte mich hinlegen.«
»Alte Zicke«, erwidert er und greift nach meiner Chipstüte.
»Hol dir selbst eine.« Ich reiße sie ihm aus der Hand.
»Da ist aber jemand schlecht gelaunt«, spottet er.
»Wahrscheinlich weil ich die ganze Nacht nicht geschlafen, sondern mich um einen verwaisten Koala gekümmert habe!«, fauche ich ihn an. Wie konnte ich je was von diesem Typ wollen?
»Die ganze Nacht?«, fragt er schmunzelnd.
»So hat es sich zumindest angefühlt«, füge ich rasch hinzu, denn er soll sich nicht daran festbeißen, dass ich bei Ben geblieben bin. Bei Licht betrachtet, wird mir klar, dass Josh das ein wenig seltsam finden könnte. Ich weiß, es war total harmlos, aber wenn er einen Kommentar abgeben würde, könnte es passieren, dass ich rot werde. Grauenhafte Vorstellung.
»Und der Koala kommt durch, danke der Nachfrage«, füge ich sarkastisch hinzu.
Josh steht auf und setzt sich in den Sessel. Geht doch. Nur dass ich mir jetzt ein bisschen fies vorkomme.
»Nimm dir welche.« Ich reiche ihm die Chipstüte.
»Danke«, murmelt er, und vorläufig herrscht wieder Friede.
Oh, im Vergleich zu Ben hat Josh aber ziemlich dünne Arme!
O Gott. Ich muss wirklich damit aufhören.
Meine Schwärmerei will sich im Laufe des Tages nicht auflösen, und als Michael und ich am Montag zur Arbeit aufbrechen, bin ich nervös, was mich ärgert. Ich hoffe, Ben merkt es nicht.
Er ist nicht im Aufenthaltsraum, als wir eintreffen, was meine Symptome nur verschlimmert. Ich mache mich auf den Weg ins Krankenzimmer und frage mich, ob Ben wohl bei dem Koala ist. Vorsichtig drücke ich die
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