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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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fahren an den Toren des Naturschutzparks vorbei.
    »Das ist ein anderer Weg als der, den Michael zur Arbeit nimmt«, stelle ich fest.
    »Stimmt. Ich wollte nicht, dass du in deiner ersten Stunde den steilen, unbefestigten Weg hinauffahren musst.«
    »Danke.«
    »Geradeaus«, sagt er.
    Aus dem rechten Seitenfenster sehe ich die Burg, die mir an meinem ersten Tag von meinem Schlafzimmerfenster aus ins Auge fiel.
    »Was ist das?«, frage ich.
    »Carminow Castle«, erwidert Ben. »Brannte bei einem Buschfeuer ab und stand jahrelang leer.«
    »Gespenstisch. Und was ist das da?« Auf der anderen Straßenseite ragen hohe Gebilde in den Himmel. Rechts davon entdecke ich ein weiteres ausgebranntes Haus.
    »Übertragungsstationen für Fernsehen und Telefon. Hey, sieh mal! Schwarze Kakadus!« Aufgeregt folge ich Bens Blick und sehe zwei schwarze Vögel über das Autodach hinweggleiten. »Sehr selten«, sagt er.
    »Cool«, bemerke ich und schaue schnell wieder auf die Straße.
    »Und wie war Simon so?« Er nimmt unsere Unterhaltung wieder auf.
    »Ich kann mich kaum an ihn erinnern«, erwidere ich. »Aber ich habe Fotos von uns allen an einem Strand in Dorset gesehen, da war ich zwei. Als Nächstes kam Desmond. Wir sind bei ihm eingezogen. Ich erinnere mich vage daran, auf seinem Hof in Yorkshire Eier gesammelt zu haben. Danach hatte Mum ein paar Jahre lang einen Typ nach dem anderen. Die meiste Zeit haben wir in einer kleinen Wohnung in East London gewohnt, bis sie Bill kennenlernte und wir wieder umgezogen sind. Am Meer zu wohnen, hat mir gut gefallen.«
    Wie zur Bestätigung können wir durch eine Lücke zwischen den hellgrauen Stämmen der Eukalyptusbäume die Stadt Adelaide und dahinter den eisigblau schimmernden Ozean erkennen.
    »Wow. Würde es dich stören, wenn wir anhalten, damit ich ein Foto machen kann?«
    »Natürlich nicht.«
    Es gelingt mir, am Straßenrand in einer Einbuchtung zu halten und den Motor abzustellen. Während Ben geduldig auf dem Beifahrersitz wartet, hole ich meine Kamera aus dem Fußraum und mache ein paar Aufnahmen.
    Ich steige wieder ins Auto. »Die Aussicht von hier oben muss im Winter toll sein.«
    »Im Winter?«
    »Wenn die Blätter abfallen. Vor lauter Eukalyptusbäumen kann man im Moment kaum die Küste sehen.«
    »Oh.« Ich höre ihm an, dass er lächelt. »Die Blätter fallen nicht ab. Das sind immergrüne Bäume.«
    »Verzeihung. Wie dumm von mir.«
    »Du, Lily Neverley, bist alles andere als dumm.«
    Zum ersten Mal hat er meinen vollen Namen ausgesprochen. Mir wird ganz warm, während ich in die Spiegel schaue, den Blinker setze und aus der Einbuchtung wieder auf die Straße fahre.
    Es geht weiter über gewundene Straßen, durch kleine Ortschaften und kaum erkennbare Gemeinden. Hin und wieder halte ich an, um ein Foto von einem stillgelegten Wagen in irgendeinem Hinterhof oder von rostfarbenen Pferden auf einer vertrockneten gelben Weide zu machen. Manchmal erstrecken sich entlang der Straße Felder voll lindgrüner Weinstöcke, doch meistens sind wir im Schatten hochaufragender Eukalyptusbäume. Dann kommen wir an einem Schild vorbei, das Feuer jeglicher Art verbietet.
    »Siehst du, dass einige Eukalyptusbäume schwarz sind?«, fragt Ben. »Diese gesamte Gegend ist 1983 fast restlos niedergebrannt. Man nennt es Ash Wednesday .«
    »Kannst du dich daran erinnern?« Ich versuche auszurechnen, wie alt er da wohl war.
    »Ich war in Mount Barker an der Grundschule. Wir wurden evakuiert, und ich wurde zu meiner Oma gebracht, weil meine Mum zu einem ihrer Abendessen außerhalb der Stadt war. Wahrscheinlich wäre ich in der Schule sicherer gewesen«, sagt er. »Ich weiß noch, dass Oma die Badewanne mit Wasser gefüllt und Handtücher darin nass gemacht hat, die sie vor alle Türen hängte.«
    »Das muss furchtbar gewesen sein!«
    »Allerdings. Die Häuser von zwei meiner Freunde brannten ab. Zum Glück habe ich niemanden gekannt, der umgekommen ist.«
    »Wie ist Joshs Mum gestorben?«, frage ich wie aus heiterem Himmel.
    »Autounfall unter Alkoholeinfluss.«
    »Nein!« Ich schaue ihn entsetzt an. Ich dachte, es wäre Krebs oder eine andere ernsthafte Krankheit gewesen. Doch kein Unfall. Das ist eine der schlimmsten Todesursachen. »Was ist mit demjenigen passiert, der den Unfall verursacht hat?«, frage ich.
    »Sie war diejenige, die getrunken hatte.«
    Schweigen breitet sich aus. Ich bin zu schockiert, um etwas zu sagen.
    »Sie ist mit dem Wagen frontal gegen einen Baum gefahren«, fährt Ben

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