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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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gesehen.«
    »Gut, dann ist das unser nächstes Ziel. Willst du fahren?«
    »Aber so was von!«
    »Jetzt klingst du schon fast wie eine Einheimische«, sagt Ben grinsend.
    Bis wir den Gipfel des Mount Lofty erreichen, ist es fast neun Uhr. Vorsichtig stelle ich den Wagen ab, wir steigen aus und gehen zum Restaurant und Souvenirladen. Ben führt mich an der rechten Gebäudeseite vorbei und zeigt dann in die Ferne.
    »Das da unten ist Piccadilly Valley«, erklärt er. Neben ihm steht ein Schild, das ich schnell überfliege. Der Name Piccadilly stammt »wahrscheinlich« von piccodla, einem Wort der Aborigines. Piccodla waren die Augenbrauen von Urebilla, dem Riesen, dessen Körper zu einem Berg wurde.
    »Das ist ja interessant«, sage ich. »Und ich dachte schon, das Dorf sei nach Piccadilly in London benannt.«
    Ben schmunzelt. »Wahrscheinlich ist es auch so. Vor einer Kirche in Piccadilly steht ein Schild, auf dem es heißt, dass Mrs Emma Young den Ort im Jahre 1853 nach Piccadilly Circus in London benannt hat.«
    »Oh. Ich glaube, diese Erklärung hier gefällt mir besser.«
    »Sie ist auf jeden Fall romantischer. Kannst du euer Haus sehen?«
    Ich schaue in die Richtung, in die er zeigt. »Welches ist es?«
    »Komm mal her.« Er legt einen Arm um mich und zieht mich näher an sich. Die Geste ist seinerseits absolut harmlos, aber sie lässt mich innerlich auflodern.
    »Da«, sagt er.
    »O ja«, erwidere ich, obwohl ich das Haus überhaupt nicht sehe, weil es in meinem Kopf so laut dröhnt, dass ich mich nicht konzentrieren kann. Ben lässt mich los, aber ich bin total durch den Wind. Ich weiß, dass ich diesen Augenblick später immer wieder durchleben werde.
    Vor dem Gebäude auf dem Gipfel steht ein großer weißer Obelisk. Mit dem blauen Himmel im Hintergrund sieht er bestimmt umwerfend aus – ich werde bei Tag noch einmal herkommen, um ihn zu fotografieren. Dann versuche ich, die Aussicht zu genießen.
    »Wow!« Die hell erleuchtete Stadt Adelaide breitet sich unter uns aus.
    »Guck dir den Mond an!«, ruft Ben.
    Ich drehe mich um und erblicke eine gewaltige gelbe Scheibe, die sich über den dunklen Bergen im Osten erhebt.
    »Unglaublich«, flüstere ich, während Ben sich rittlings auf einer Sitzbank niederlässt. Nervös setze ich mich ihm gegenüber.
    »Man kann sehen, wie er sich bewegt«, murmelt er.
    »Allerdings«, staune ich. »Er ist schön. So einen Mond habe ich in England noch nie gesehen.« Ich hole meine Kamera heraus und versuche, sie still zu halten, während ich ein paar Aufnahmen mache. Eigentlich ist mir aber klar, dass ein Foto diesem Anblick nicht gerecht werden kann.
    »Ich komme gern abends hierher«, sagt Ben leise und schaut nach links auf die Lichter der Stadt, die im Dunst der Hitze funkeln.
    »Ist das dein zweitliebster Ort in der Stadt?« Mir ist wieder eingefallen, dass sein Lieblingsplatz der Lilienteich im Botanischen Garten von Adelaide ist.
    »Es ist mein Lieblingsplatz in den Bergen.« Er lächelt mich im Dunkeln an.
    »Wie jetzt, noch besser als das riesige Schaukelpferd?«, versuche ich zu spötteln.
    »Ich glaube, das hier schlägt sogar die Lichter von Lobethal.«
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    Er schmunzelt, setzt einen Fuß auf die Bank und schlingt die Arme um sein Knie. »Also fängst du langsam an, Australien zu mögen.« Das ist fast keine Frage mehr, aber ich antworte trotzdem darauf.
    »Ja.« Hauptsächlich dank meiner angenehmen Begleitung, verkneife ich mir gerade noch hinzuzufügen.
    »Das freut mich für dich.«
    Das klingt etwas merkwürdig.
    »Meinst du, deine Mum ist tatsächlich in Michael verliebt?«, fragt er nach einer Weile.
    »Auf jeden Fall«, erwidere ich. »Aber das war sie auch in die anderen, also wer weiß, wie’s weitergeht.« Ich habe sie neulich mit dem Metzger flirten sehen.
    »Ich hoffe für dich, dass es funktioniert.«
    »Ich muss nur noch zwei Jahre aushalten, dann kann ich eh machen, was ich will.«
    »Zwei Jahre?«
    »Ja. Dann bin ich achtzehn.«
    Er schaut zu mir herüber, und selbst bei der Dunkelheit kann ich den Ernst in seinen Augen sehen. »Du wirkst viel älter, als du bist.«
    »Das sagen alle«, erwidere ich nervös.
    »Es stimmt aber.« Er seufzt. »Du hast noch dein ganzes Leben vor dir.«
    »Du auch, Mr Melodramatisch.« Ich versuche, Ben aufzuheitern, weil seine düstere Stimmung mir ein bisschen Angst macht. Ich will ihn fragen, was nicht in Ordnung ist, denn irgendwas stimmt hier nicht, und ich möchte so gern, dass

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