Immer wieder Lust auf dich
der Tür. Sie sprang auf. Um diese Zeit bekam sie fast nie Besuch.
“Ich mach auf”, rief Kelly und rannte zur Tür.
“O nein, das wirst du nicht!” Sie hielt ihn zurück. “Solange wir nicht wissen, wer hinter der Tür steht, machen wir nicht auf. Das musst du dir merken, okay?”
“Ja.”
Sie sah durch den Türspion und traute ihren Augen nicht.
“Wer ist es denn?”, flüsterte Kelly aufgeregt. Wortlos öffnete sie die Tür und trat einen Schritt zur Seite, damit er es selbst sehen konnte.
“Rafe! Du bist es!” Kelly warf sich in Rafes Arme. Überrascht fing er den Jungen auf und umarmte ihn fest.
Mandy lächelte. “Komm doch herein.”
Während Kelly Rafe mit Fragen bombardierte, versuchte Mandy ihre Fassung zurückzugewinnen.
Als sie die beiden beim Spielen beobachtete, fiel ihr auf, dass Rafe sich irgendwie verändert hatte, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war. Er sah entspannter aus, ruhiger. Ja, das war es. Er schien mit irgendetwas ins Reine gekommen zu sein. Jedenfalls hatte sie ihn noch nie so gelassen gesehen.
Oder lag es nur daran, dass er sich darauf freute, endlich zurückfahren zu können?
Sie war bereit, sich damit abzufinden. Mandy war entschlossen, ihre Mädchenträume für immer zu begraben und jetzt nur noch nach vorn zu gucken.
“Schön, dich zu sehen, Rafe.” Sie lächelte. “Seit wann bist du denn in Dallas?”
“Seit eben. Dan hat mir seinen Wagen geliehen. Er meinte, ich könnte ihn bei dir stehen lassen. Er holt ihn irgendwann ab.”
“Ja, das geht. Ich habe eine Garage für zwei Autos. Ich zeig sie dir gleich. Hast du schon gegessen?”
“Nur einen Imbiss.”
“Dann koche ich dir etwas. Wenn es dir nichts ausmacht, gibt’s ein Reste-Essen.”
“Du kochst immer so köstlich, Mandy, dass ich mich nie beklagen würde.”
Kelly kicherte. “Ich hab auch schon zugenommen.”
Rafe legte seine Hand auf Kellys flachen Bauch. “Ja, stimmt, du hast schon eine kleine Kugel.”
Kelly folgte den beiden in die Küche, aber Mandy schickte ihn zum Aufräumen wieder zurück. Er trollte sich nur widerwillig.
“Du hast Wunder bei ihm bewirkt. Wie er mich umarmt hat, unglaublich.” Rafe setzte sich an den kleinen Küchentisch.
“Er verändert sich täglich. Und er ist wirklich kräftiger geworden.”
“Das ist auch gut so. Er war doch untergewichtig, als ich ihn gefunden habe.”
“Und er geht auf die Leute viel offener zu. Bestimmt deshalb, weil er sich jetzt sicherer fühlt.”
“Dan hat mir schon die Neuigkeiten über dich erzählt.”
“Was für Neuigkeiten?”
“Darüber, dass du auf der Ranch eine Art Jugendwohnheim einrichten willst, für Kinder wie Kelly.”
“Ach so! Na ja, das wird noch viel Arbeit werden. Aber ich träume schon lange davon. Ich hoffe, dass wir es schaffen werden.”
“Mit Tom”, fügte er hinzu.
“Ja, Tom wird natürlich dabei sein.”
“Ich bin froh darüber. Ich mag ihn inzwischen richtig gern.”
Sie lächelte. “Ja, er ist ein Guter, keine Frage.”
“Ich … sag mal, kann ich mal telefonieren? Ich muss noch einen Rückflug buchen.”
“Na klar. Das Telefon steht im Arbeitszimmer. Ich hoffe nur, dass du nicht schon heute Abend fliegen willst. Du kannst hier übernachten, und ich bringe dich morgen zum Flughafen.”
Sie sah ihn ganz ruhig an, als wollte sie ihm zeigen, dass sie nicht mehr von ihm erwartete als eine gute Freundschaft.
“Danke, Mandy. Das Angebot nehme ich gerne an.”
“Das ist doch selbstverständlich unter Freunden.”
“Unter solchen wie dir.”
Sie wandte sich schnell von ihm ab. Wenn er sie so ansah, fiel es ihr schwer, ihm nicht um den Arm zu fallen und ihn zu bitten, dazubleiben.
Während Rafe noch aß, sah Mandy nach, ob Kelly alles aufgeräumt hatte.
Abends musste Mandy oft an Kellys Mutter denken. Der Junge hatte Mandy gebeten, die gleichen Rituale einzuführen, die er und seine Mom gehabt hatten. Wer immer Elaine Morton auch gewesen war, sie war ihrem Sohn eine gute Mutter gewesen, auch wenn sie jeglichen Kontakt zu einer vielleicht einmal vorhandenen Familie abgebrochen zu haben schien.
Kelly war ganz allein. Er hatte jetzt nur noch sie … und Rafe.
Das war immerhin ein Anfang.
Als sie wieder zurückkam, fand sie Rafe im Wohnzimmer. Er hatte es sich in einem der Sessel bequem gemacht und sah sehr zufrieden aus. “Es war wie immer köstlich, Mandy.” Er fasste sich an seinen flachen Bauch, dahin, wo sie ihn so gern geküsst hatte.
“Danke.” Sie setzte
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