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Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)

Titel: Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Both
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schaffte es, mir einen letzten Rest Würde zu bewahren. Ich stieg ab und nahm mir gleichzeitig vor, ihn nie wieder anzustarren, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war.
    »Das Wichtigste: Rede nicht mit ihm! Kein Wort! Nicht ein einziges! Unter gar keinen Umständen! Sag weder ´Hallo´, ´Tschüss´, ´Ich liebe dich´ noch ´Ich will ein Kind von dir´. Sag rein gar nichts zu ihm.« Vivis Abschlussworte drehten fröhlich ihre Runden in meinem Kopf.
    Drei Meter trennten uns voneinander, als ich mein ehemals rotes Klapperrad seufzend mit dem alten schwarzen Schloss sicherte. Trotz seiner Nähe schaffte ich es, ohne dass meine Hände wie verrückt zitterten. Das änderte sich, als ich im Augenwinkel bemerkte, wie er sich von seinem Auto abstieß und gewohnt elegant auf mich zu schlenderte. Mein Herz schlug zum Bersten laut in meiner Brust und mein Atem begann zu rasen. Direkt hinter mir blieb er stehen, und ich fühlte ihn schon, bevor er mich ansprach.
    »Ich denke, wir müssen reden, Baby?« Es wirkte eher wie eine Frage und kam sehr leise, sogar etwas verunsichert. Ich erschauderte, denn ich liebte seine mit Samt umwobene Stimme, auch wenn sie so ernst klang wie jetzt gerade. Dennoch wusste ich, welche unanständigen, erregenden Dinge er damit in mein Ohr hauchen konnte.
    Den Gedanken wischte ich beiseite. Ich durfte mich jetzt unmöglich ablenken lassen! Also erhob ich mich, würdigte ihn keines Blickes und ging auf das Schulgebäude zu. Ihn einfach stehen zu lassen erforderte eine fast unmenschliche Kraftanstrengung, aber es gelang mir. So selbstsicher wie möglich bahnte ich mir den Weg durch die Mitschüler, die dieses Schauspiel scheinbar interessiert mitverfolgten.
    Am Eingang traf ich auf Vivi und Tom. Meine Freundin lachte nur, aber der Bruder meines Traummannes schien fassungslos vor Unglauben. Seine Augen vergrößerten sich besorgniserregend, während er mich musterte. Als er seinen Fokus auf etwas hinter mir richtete, wurde ich auch schon am Arm gepackt und herumgewirbelt. Wirklich wütende, nun eher braune Iriden funkelten mich an, was Toms schockierten Ausdruck erklärte.
    »Bist du gerade vor mir davongelaufen oder hast du mich einfach nicht gehört?«, fragte Tristan verwundert mit einem deutlich pissigen Unterton. Ich konnte nicht anders, als leise, ganz, ganz leise zu seufzen, weil ich seine Berührung sogar durch den Stoff meiner Kleidung spürte. Scheinbar hatten wir beide keine sehr erholsame Nacht hinter uns, denn er sah aus, wie ich mich fühlte.
    »Hör auf zu träumen und antworte.« Deutlich genervt fuchtelte er mit seinen langen Fingern vor meiner Nase rum.
    Vivi lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie mir gestikulierend zu verstehen gab, dass ich das Gespräch umgehend beenden sollte. Dabei glitt ihr Zeigefinger quer über ihren Hals. Es war eindeutig, aber ich brachte es kaum über mich. Unmöglich!
    »Du wolltest doch, dass ich mich verpisse!« Damit ließ ich ihn erneut stehen und machte mich auf den Weg in meinen Klassenraum. Diese harten Worte überraschten mich selbst, dennoch musste ich, bis ich endlich an meinem Platz saß, gegen den Drang ankämpfen, zu ihm zurückzulaufen und ihn um den Verstand zu küssen. Aber ich blieb stark. Ein einziges Mal wollte ich ihm zeigen, dass er mich so nicht behandeln konnte und mich durchsetzen.
    ***
    Meine Beine waren mit Gänsehaut überzogen, als ich um elf Uhr in der Kirche saß. Wiederholt verfluchte ich, dass ich mich für einen leichten weißen Baumwollrock entschieden hatte statt für eine dicke Jeans, am besten noch mit Strumpfhosen darunter. Für eine Heizung würde ich meine Seele verkaufen.
    Wie mit Vivi abgesprochen suchte ich mir ganz hinten in der vorletzten Reihe, links neben einer dicken Säule, meinen Platz. Ich hatte mich so breitgemacht, dass ich auf dieser Bank so ziemlich alleine war. Vor und hinter mir befand sich auch niemand, sodass ich wenigstens allein vor mich hin zittern konnte. Und da ich sowieso fast jedem Mitschüler egal war, drehte sich auch keiner zu mir um.
    Diesmal begrüßte ich es sogar, denn die neugieren Blicke, welche schon den ganzen Tag an mir klebten, waren auf die Dauer nicht auszuhalten. Genaugenommen nervte diese Sensationsgier, die mir überall entgegenschlug, enorm. Nur die Tatsache, dass Tristan involviert war, hinderte sie daran, dämliche Sprüche loszulassen oder mich blöd anzumachen. Dennoch konnte ich fast schon die Fragen hören, die in den Köpfen meiner Klassenkameraden

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