Immer wieder samstags (Immer wieder ...) (German Edition)
Mund.
Düster wagte ich einen Blick zu Vivi, deren Ausdruck zwischen Unglauben, Fassungslosigkeit, wieder Unglauben, Einsicht und schließlich Ärger hin und her wechselte.
»Er muss lernen, dass er mit dir so nicht umspringen kann!«, brachte sie schließlich hervor und hatte zusehends mit ihrer Selbstbeherrschung zu kämpfen.
»Ich kann es ja irgendwie ... nachvollziehen. Er würde mir auch alles erzählen, aber ich kann einfach nicht ... er ...«, verteidigte ich ihn, aber Vivi unterbrach mich scharf.
»Nein, Mia! Du darfst dir von ihm nicht alles gefallen lassen! Auch wenn er von sich annimmt, dass er ein beschissener Gott, Halbgott oder eine Art Jesus ist, der die Liebe unter den Frauen verteilt. Er ist nichts von alledem. Er ist lediglich ein pubertierender, leider ziemlich gutaussehender Achtzehnjähriger, der weder Grenzen noch Regeln oder irgendjemanden auf diesem Planeten akzeptiert und respektiert. Wenn möglich sollte ihm jeder zu Füßen liegen und ihn anbeten, einfach aufgrund der Tatsache, dass er existiert. Du musst ihm zeigen, dass auch ein Tristan Wrangler nicht alles tun und lassen kann, denn du bist die Einzige, die es schafft, ihn im Inneren zu berühren!«
»Aber wie denn?« Das Thema laugte mich aus. Und wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht wissen, was Vivi schon wieder ausheckte, denn ihr Grinsen verriet nichts Gutes. Zu gern hätte ich alles vergessen und wäre in seine schützenden Arme geflohen, dennoch war es auch nicht falsch, mal die rosarote Brille abzunehmen.
»Du lässt ihn abblitzen!« Ohne Vorwarnung ließ sie die Bombe platzen.
»Spinnst du?«, konterte ich sofort. Das kam überhaupt nicht infrage. Aber sie lachte nur über meinen panischen Gesichtsausdruck.
»Mensch, Süße. Bleib locker! Du kennst doch Tristan! Er wird sich sowieso nicht abwimmeln lassen. Wenn er nämlich etwas will, kann er sehr ehrgeizig sein, und dich will er – wahrscheinlich mehr als alles andere!«
Nein, das konnte ich unmöglich tun. Als Antwort schüttelte hektisch mit dem Kopf.
Es war doch zwischen uns gerade alles so schön gewesen und hatte sich so toll angefühlt. Das Risiko wäre viel zu groß, dass irgendwas schief ging.
»Mia!« Streng sah mich Vivi an und nahm meine Hand in ihre zierlichen Finger. »Es ist dein gutes Recht, ihm nicht alles erzählen zu wollen. Du bist nicht sein Eigentum. Du hast nichts falsch gemacht. Bitte, Süße, glaube mir. Er wird dich nicht fallen lassen, nur weil du ihm zeigst, wo es langgeht. So wie ich das sehe, weiß er längst, dass ihr füreinander bestimmt seid.«
Mein Entschluss geriet ins Wanken.
»Wenn Tristan wirklich etwas für dich empfindet, wird er um dich kämpfen. Wenn er es nicht tut, dann weißt du wenigstens, woran du bist, auch wenn es sehr schmerzhaft wird. Mit Sicherheit braucht er so einen Dämpfer, um sich über seine Gefühle im Klaren zu werden. Und es ist doch nur morgen. Ignoriere ihn in der Schule für diesen einen Tag und ich schwöre dir, er wird es nicht ertragen können.« Ihre Ansprache gab den Ausschlag. Ich willigte ein, wenn auch mit einem verdammt schlechten Gefühl.
»Morgen müssen wir in die Kirche«, fiel mir grummlig ein. Meine Freundin grinste nur dämonisch, was mir ehrlich gesagt langsam Angst machte.
»Dann musst du dich in die letzte Reihe setzen«, verkündete sie triumphierend. »Tristan liebt den Kick!«
***
Sein poliertes Auto stand unter einem Baum. Einerseits glitzerte es unschuldig in der Sonne, andererseits strahlte das verruchte Rot bereits von Weitem. Normalerweise parkte er woanders, heute allerdings hatte er es neben den Fahrradständern abgestellt. Kurz war ich versucht, sämtliche Vorsätze über Bord zu werfen und ihm um den Hals zu fallen, als ich ihn sah. Denn Tristan war wegen keiner Geringeren als mir hier. Mein Tunnelblick fokussierte sich komplett auf ihn und nahm nicht einmal mehr die lästernden Mitschüler wahr.
Locker und unvergleichlich schön lehnte er an seinem Audi. Der schwarze Kapuzenpulli und die tief auf den Hüften hängenden schwarzen Jeans kleideten ihn ungemein, dazu die verschränkten Arme, seine forschenden Augen und die unvergleichlichen Haare … Ich war absolut verloren, schmolz dahin und vergaß sogar in die Pedale zu treten, weshalb ich auf meinem Rad ins Wanken geriet und fast ein paar Erstklässler über den Haufen fuhr, die mich selbst zu Fuß in einem Affenzahn überholten. Meine Träumereien endeten beinahe in einem äußerst peinlichen Sturz, aber ich
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