Immortal 3 - Schwarze Glut
Wellen aufragte. Es war nichts Verdächtiges zu erkennen.
Mac verschränkte die Arme vor der Brust. »Und?«
Niall kratzte sich am Hinterkopf. »Und da war so eine gekräuselte Stelle, wie, na ja, wie wenn einer einen Blend- oder Wegsehzauber gewirkt hat, weißt du?«
»Habt ihr genauer nachgesehen?«
»Na logisch!«, erwiderte Ronan beleidigt. »Wofür hältst du uns?«
Mac antwortete nicht darauf. »Habt ihr etwas gefunden?«
»Ein Boot, eines von Kalens. Es liegt in einer Bucht ungefähr eine halbe Meile westlich. Nicht, dass das komisch wäre, denn wir haben ja den ganzen Tag Leute von der Burg geholt, fast fünfzig Heinzelmännchen in einem knappen Dutzend Ladungen. Aber das Boot da hinten war mit einem Zauber getarnt, und im Sand waren nur Fußspuren von einer Person, die vom Boot wegführten. Außerdem gingen sie nicht hierhin, sondern in die andere Richtung, mitten durch Kalens Schutzschild zur Straße.«
Mac horchte auf. »Fußspuren von einer Frau oder einem Mann?«
»Von einer Frau und zu groß für eine Heinzelfrau. Wohl eher menschlich. Obwohl sie ziemlich stark sein muss, um durch Kalens Schild zu marschieren.«
Das klang überhaupt nicht gut, fand Mac. »Ihr habt aber niemanden gesehen, richtig? Gar keinen?«
Ronan schüttelte den Kopf. »Nee. Niall und ich haben alles abgesucht. Da war nichts, als wenn sich die Frau, die mit dem Boot angekommen ist, einfach in Luft aufgelöst hätte. Sollen wir noch mal suchen?«
»Nein, ich kümmere mich darum.«
Mac hatte ein ungutes Gefühl, als er am Strand entlang zu dem verlassenen Boot lief. Ja, das war eindeutig Kalens, und an dem Boot haftete eine Aura von Wassermagie.
Christine.
Er folgte ihren Spuren bis zur Straße. Etwa eine halbe Meile weit setzte sich die schwache Magiespur fort, ehe sie abrupt endete. Eine geschlagene Stunde war vertan, bis er den gesamten Umkreis abgesucht hatte, ob die Spur irgendwo wieder auftauchte. Vergebens.
Kalens Hexe war spurlos verschwunden.
Leanna hatte eine Hand am Lenkrad, während sie mit Vollgas die Straße entlangraste. Sie achtete kaum darauf, wo sie hinfuhr. Eine Aura von Triumph und Vorfreude umgab sie.
Ihr Aufzug unterschied sich nur geringfügig von dem, den sie bei ihrer Sexmagie-Tour getragen hatte: schwarzes Korsett, Strapse, schwarze Strümpfe und passende Highheels. Ihr leuchtendes Haar war gegelt und um die spitzen Ohren herum nach hinten geklebt. Ein schwacher Schwefelgeruch schien aus ihren Poren zu steigen.
Sie sah Christine an und lachte. Im nächsten Moment wurden ihre blassen Augen so rot wie ihr Haar.
Christine klopfte das Herz bis zum Hals. Als Dämonenhure war sie der verlängerte Arm dunkler Mächte, die ihre eigene Magie bei weitem überstiegen. Christine versuchte, die Tür aufzureißen, aber der Griff ließ sich nicht betätigen – natürlich nicht. Leanna hatte das hier geplant, und Christine war blind in ihre Falle getappt.
Die Sidhe machte eine kleine Handbewegung. Obwohl Christine sich so weit in ihrem Sitz nach hinten lehnte, wie sie konnte, war es ihr unmöglich, dem Zauber auszuweichen. Sie fühlte, wie er sie traf. Zuerst spürte sie bloß eine merkwürdige Taubheit. Da war kein Schmerz, keine Müdigkeit, kein Schock. Dann hob ein leises Surren in ihren Ohren an, und ihre Sinne schärften sich. Sie nahm alles besonders stark wahr: die Vibrationen des Wagens, die Kratzer im Sitzpolster, an dem sie sich festklammerte, das leise, bedrohliche Grollen von Leannas Lachen. Sogar das entfernte Meeresrauschen hörte sie übertrieben laut, als der Rover die Küstenstraße entlangbrauste. Es war beängstigend. Kalter Schweiß brach ihr auf der Stirn aus, und ihr Atem wurde flacher.
Sie versuchte etwas zu sagen, stellte jedoch fest, dass sie keinen Ton herausbrachte. Als sie ihre Arme heben wollte, waren ihre Hände zentnerschwer. Panik schnürte ihr die Kehle zu. Ohne ihre Hände und ihre Stimme konnte sie ihre Magie nicht nutzen.
Leanna brach in höhnisches Gelächter aus. »Jetzt siehst du mal, wie sich das anfühlt, Süße! Ein Fesselzauber, nur dass diesmal du die Betroffene bist.«
Sie blieben noch eine Weile auf der Straße, ehe Leanna abbog und ein gutes Stück querfeldein raste. Schließlich erkannte Christine Leannas bulligen Halb-Oger, der zwischen zwei hohen bemoosten Felsbrocken stand. Noch bevor der Rover richtig zum Stehen gekommen war, hatte er die Beifahrertür aufgerissen.
Er trug eine schwere Decke über einem Arm, die so entsetzlich stank, dass
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