Immortal 3 - Schwarze Glut
hierbleiben!«
»Der Master braucht meine Hilfe. Er will gegen einen Dämon kämpfen, Götter noch mal!«
Pearl sah sie ungerührt an. »Er ist ein Unsterblicher, der geboren wurde, um genau das zu tun. Sie sind doch selbst hergekommen, um ihn in den Krieg zu holen, oder nicht? Sie können es bloß nicht leiden, dass er für magische und Halbblutwesen kämpft.«
»Nein! Das stimmt nicht. Es geht um Kalen. Er ist verdammt, selbst wenn er den Kampf gewinnt. Unis Urteil will es so.« Pearls verständnisloser Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie nicht wusste, wovon Christine redete. Also erklärte sie ihr so knapp wie möglich, welche Beschränkungen die Göttin Kalen auferlegt hatte und welche Folgen es für ihn hätte, sollte er ihnen zuwiderhandeln. Pearls Miene wechselte von entgeistert zu entsetzt.
»Das hat er mir nie erzählt«, sagte die Haushälterin. »Ich dachte, er sei es einfach leid, sich mit der Welt abzugeben, besonders mit den modernen Menschen.« Sie bedachte Christine mit einem strengen Blick. »Das ist ja wohl auch sein gutes Recht, nicht?«
»Ja, ich weiß, nur spielt das im Moment keine Rolle. Ich muss zu ihm.« Sie kletterte an Bord des Bootes. »Möge die Göttin Ihren Weg nach Annwyn schützen!«
Pearl schnaubte. »Was hat ein Halbblut wie ich in dem Reich verloren? Ich renn’ bestimmt nicht mit den ganzen Feiglingen zu den Pforten. Ich will woanders hin.«
Christine blickte verwundert zu ihr auf. »Wohin?«
»Tja, darüber denke ich noch nach. Aber wenn die Todesmagie zunimmt, müssen sich die Anhänger des Lebens früher oder später wehren. Und falls es eine Schlacht gibt, will ich dabei sein. Die Göttin weiß, dass meine Magie im Kampf nicht viel ausrichten kann, aber die Krieger müssen ja zu essen bekommen, nicht? Ich kann ihnen was kochen, damit ihre Mägen voll und ihre Arme stark bleiben.«
»Denken Sie, Sie könnten es bis Seattle schaffen?«, fragte Christine.
»In die Vereinigten Staaten?« Pearl schien misstrauisch. »Wozu? Was ist da los?«
»Kalens älterer Bruder Adrian stellt eine Armee zusammen. Und ich bin sicher, dass sie eine gute Köchin gebrauchen können.«
Pearls ohnehin schon runde Brust wölbte sich noch mehr. »Wenn das so ist, kann ich ihnen helfen.«
Christine nickte. »Gut! Sagen Sie Adrian und Amber, dass ich Sie geschickt habe.«
»Ja, mach’ ich.« Nun lächelte Pearl tatsächlich und entblößte dabei riesige graue Zähne. »Wissen Sie was, Mädchen, vielleicht sind Sie doch nicht so schlimm, wie ich erst dachte.« Dann wurde sie sehr ernst. »Passen Sie auf Kalen auf, ja?«
»Ich versuch’s.«
Pearl gab den Meermännern ein Zeichen, und sie setzten sich in Bewegung. Das Boot glitt vom Steg weg und durchschnitt das Wasser in einer geraden Linie. Währenddessen stieg Christine in das zweite Boot, tauchte einen Finger ins kalte Meerwasser und malte mit ihm sanfte Kreise in die Oberfläche. Ihre Wassermagie wirbelte um das Boot herum.
Der Himmel war dunkel, und es herrschte ein mächtiger Wellengang. Über ihnen braute sich ein Unwetter zusammen. Die Boote tanzten auf den Wellen auf und ab, so dass Christine sich am Bootsrand festhalten musste. Sie hoffte, dass sie nicht kenterten. Allerdings war ihre Angst nicht allzu groß, denn schließlich war sie auf dem Meer, in ihrem Element. Es war Teil von ihr. Mit geschlossenen Augen nahm sie die Kraft des Ozeans in sich auf.
Die Strömung war ziemlich stark und trieb sie ein Stück entfernt vom Flüchtlingslager ans Ufer. Das Lager lag in einer kleinen Bucht, die zu beiden Seiten von hohen Felsen abgeschirmt war. Christine stieg an Land. Sie war ungefähr fünfzig Meter von einer großen Gruppe Feen entfernt, aber weil sie sich mit einem Wegseh-Zauber geschützt hatte, blickte keine einzige von ihnen in ihre Richtung.
Von hier wandte sie sich nach Westen und wanderte am Strand entlang, bis sie die Grenze von Kalens Schutzzauber erreichte. Da er vor allem gegen todesmagische Wesen gerichtet war und Flüchtlinge ihn passieren können mussten, war es nicht weiter schwierig, die unsichtbare Barriere zu durchbrechen. Christine nahm einfach eine Handvoll Meerwasser auf, murmelte einen Zauber und überquerte die magische Schwelle. Sie fühlte keinerlei Widerstand, nur ein leichtes Kribbeln.
Und dann war sie frei.
Sie kletterte die Klippen hinauf, bis sie an eine Straße kam. Am schnellsten käme sie nach Inverness, wenn sie sich von einem Wagen mitnehmen ließe, was jedoch leichter
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