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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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weshalb sie hergekommen war, an ihrem Gewissen. Sie hatte kein Recht, einen solchen Frieden zu empfinden, während die Welt aus den Fugen geriet.
    Dennoch kam es ihr geradezu obszön vor, diese herrliche Ruhe zu zerstören, um von Tain und Kehksut zu sprechen. Als sie aufschaute, sah er sie an. »Darf ich dich um einen Gefallen bitten?«
    Sein eben noch zärtlicher Ausdruck wich einem widerwilligen. »Falls es irgendetwas mit Adrian zu tun hat …«
    »Nein«, sagte sie eilig, »das nicht – nicht jetzt. Es ist etwas viel Unwichtigeres. Könntest du mir ein paar deiner Malutensilien leihen? Papier und Kohle? Und vielleicht … hast du Aquarellfarben?«
    »Natürlich. Du kannst mein Atelier benutzen.«
    »Du hast ein Atelier?«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Ja, und du darfst jederzeit frei darüber verfügen. Ich bin sogar froh, dass du gefragt hast. Du kannst dort arbeiten, solange ich weg bin. Pearl zeigt dir, wo es ist.«
    Weg? »Musst du schon wieder fort?«
    »Ich habe Geschäftliches in Edinburgh zu erledigen. Es dauert nicht lange. Und so gern ich auch wieder mit dir ins Bett steigen würde …« Sein Blick wanderte zu dem fraglichen Möbelstück. »Ich habe leider keine Zeit.« Er nahm die Arme herunter, und Christine trat einen Schritt zurück.
    Dann ging er zu seinem Kleiderschrank, nahm sich eine anthrazitfarbene Tuchhose und ein weißes Hemd mit schmalen grauen Streifen heraus. Anschließend zog er sich Socken und glänzende schwarze Schuhe an.
    Christine ging zum Fenster. Die Sonne schien, und im Westen neigte sich der Vollmond dem Horizont entgegen. Die Nordsee war von einem intensiven Blau, hier und da unterbrochen von weißen Gischthauben. Tod und Zerstörung schienen unendlich weit entfernt. Plötzlich sah sie etwas rosa und grün auf dem Wasser aufblitzen. War das ein Fisch? Sie beugte sich weiter aus dem Fenster, um genauer hinzusehen.
    »O mein Gott!«, rief sie. »Eine Meerjungfrau! Nein … mehrere. Und ein Meermann!«
    Kalen kam zu ihr ans Fenster. Er knotete gerade einen roten Seidenschlips. »Ja, in diesen Gewässern gibt es eine ziemliche Menge von ihnen.«
    Noch eine der bezaubernden Kreaturen tauchte an die Oberfläche. »Ich dachte, sie zögen wärmere Meere vor.«
    Kalen warf ihr einen Seitenblick zu. »Das tun Menschen auch.«
    Sie brauchte eine Weile, ehe sie begriff, was er meinte. »Dann wurden sie von Menschen aus ihrer Heimat vertrieben?«
    Kalen wandte sich wieder vom Fenster ab. »Meerleute sind friedliebend – Menschen nicht.«
    Scham erfüllte Christine. Kalen hatte recht: Die Menschen waren ebenso eifrig in der Verbreitung des Bösen wie die Todeskreaturen. Sie hatte Tain die Schuld für alle Probleme auf der Welt gegeben, was höchst unfair war. Eine Menge davon lag allein bei den Menschen.
    Sie waren keineswegs alle gierig und brutal. Viele folgten dem Licht und praktizierten ausschließlich Lebensmagie. Aber nicht genug, wie es schien. Auf einmal fühlte Christine sich in Kalens Burg gefangen. Das Meer war so nahe. Sie musste es berühren, um sich mit seiner Magie zu erneuern. Danach sollte sie überlegen, was als Nächstes zu tun war und wie sie Kalen davon überzeugen konnte, sich an ihrem Kampf zu beteiligen.
    »Ich muss raus«, sagte sie abrupt. »Sofort!«
    Er drehte sich verwundert zu ihr um.
    »An die Klippen«, erklärte sie und sah wieder aus dem Fenster. Sie beobachtete das Spiel der Meerleute, deren grüne Schwanzschuppen in den Wellen aufblitzten wie Smaragde. »Oder, noch besser, an einen Strand oder einen Hafen, falls du einen besitzt. Meinst du, die Meerleute würden mit mir sprechen, obwohl ich menschlich bin?«
    »Ich bin sicher, dass sie das würden, doch der Strand auf der Insel ist gefährlich, und ich habe jetzt keine Zeit, mit dir hinzugehen.«
    »Ich werde vorsichtig sein.«
    Sie hörte, wie die Kleiderschranktür geöffnet und wieder geschlossen wurde. »Das musst du verschieben. Ich bin am Nachmittag wieder zurück, dann gehe ich mit dir ans Wasser.«
    Sein herrischer Tonfall ärgerte sie. »Dann bin ich hier drinnen eingesperrt wie eine Gefangene?«
    Er verdrehte die Augen. »Es gibt Innenhöfe. Du kannst in einem davon spazieren gehen. Deine Sicherheit ist mir wichtig.«
    Sie drehte sich zu ihm. »Ich bin es leid, von meiner …« Der Rest blieb ihr im Halse stecken, als sie Kalen vollständig bekleidet sah. Für eine halbe Ewigkeit konnte sie nichts weiter tun, als ihn anzustarren. Nie zuvor hatte sie ihn in einem modernen Anzug gesehen,

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