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Immortal 3 - Schwarze Glut

Immortal 3 - Schwarze Glut

Titel: Immortal 3 - Schwarze Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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schwängern.«
    »Ach so«, murmelte sie und kämpfte mit einem gänzlich unerwarteten Anfl ug von Enttäuschung. Was nur bewies, wie gnadenlos verwirrt sie derzeit war. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatte als ein Kind mit Shaun. Vor lauter blinder Liebe hatte sie gar nicht begriffen, dass Shaun sie für seine dämonischen Zwecke benutzte. Aber ein Kind von Kalen? Natürlich wollte sie das nicht!
    Er streckte seine Hände nach ihr aus. Zwar trat sie schnell einen Schritt zurück, offensichtlich jedoch nicht schnell genug. Wieder legten sich seine großen warmen Hände auf ihre Schultern, und ihr verräterischer Körper begann prompt zu kribbeln. Im ersten Moment rechnete sie damit, dass er sie in seine Arme zog, und sammelte bereits Kraft, um sich dagegen zu wehren. Stattdessen aber hielt er sie auf Armeslänge und drehte sie lediglich um, so dass sie das Bild auf der Staffelei hinter sich ansehen musste. Dann ließ er sie los und trat zurück. Das Gemälde war Peter Paul Rubens’ Entführung der Europa . Zeus in Gestalt eines gewaltigen Stiers trug eine verängstigte Frau, Europa, ins Meer. Rubens hatte Zeus’ bestialische Kraft und Europas weibliche Hilfl osigkeit mit brutaler Intensität eingefangen. Das Bild war dunkel, bedrohlich und verstörend in seiner Sinnlichkeit. Für den Betrachter war nicht zu entscheiden, ob Europas Gesichtsausdruck Angst oder Ekstase ausdrückte. Christine fühlte, wie sie rot wurde, denn sie glaubte zu wissen, was in der armen Frau vorging. 170
    »Erregt die Szene dich?«, fragte Kalen leise, der schon wieder viel zu nahe gekommen war. Und wieder hatte Christine es nicht bemerkt.
    Sie rang nach Luft. »Ich glaube, das möchte ich nicht beantworten.«
    »Aha.« In seiner Stimme klang ein wissendes Lachen mit.
    »Zu … pulsierend für deinen Geschmack, ja? Was ist mit diesem?« Er nickte zu einem anderen Ölgemälde. Tizians Venus von Urbino . Eine nackte Frau, die auf einer Couch lag. Ihre Brustspitzen waren aufgerichtet, und die Finger ihrer linken Hand lagen über ihrer Scham, als wäre sie im Begriff, sich vor dem Künstler selbst zu befriedigen. Wenigstens war kein Mann auf dem Bild. Trotzdem wurde es Christine zu viel, solange Kalen ihr so nahe war. Sie blickte sich um, ob es nicht irgendwo etwas weniger Verfängliches gab. Ihr Blick fi el auf die Darstellung eines vollständig bekleideten Paares. Dankbar lief sie darauf zu. »Dieses hier gefällt mir viel besser.«
    »Eines meiner Lieblingsbilder.«
    Zuerst dachte sie, er würde scherzen. Doch da war kein Hauch von Ironie in seiner Stimme. Christine trat näher an das Bild. Der Hintergrund war nicht richtig zu erkennen. Es konnte sich um eine enge Gasse oder einen Dienstbotenkorridor handeln, jedenfalls war keinerlei Dekoration zu sehen. Der Mann trug einen schlichten braunen Reiserock und einen Hut mit einer einzelnen Feder. Die dunkelhaarige Frau in seinen Armen hatte ein tiefblaues Kleid mit weißer Spitze an den Ärmeln an.
    Das Paar küsste sich, wobei die Hände des Mannes an ihren Wangen lagen, die der Frau in seinem Nacken. Eine Aura von Verzweifl ung umgab die beiden, als wäre ihre Begegnung nur 171
    fl üchtig, verboten. Ihre Angst, ertappt zu werden, war beinahe greifbar.
    »Il Bacio«, sagte Kalen.
    »Francesco Hayez«, murmelte Christine, »neunzehntes Jahrhundert, italienische Romantik. Der Kuss ist sein bekanntestes Werk.«
    Kalen schien erfreut. »Du kennst es.«
    »Ich habe dieses Bild in Mailand gesehen.« Sie runzelte die Stirn. »Und zwar erst vor gut zwei Monaten.«
    Kalen warf ihr ein Lächeln zu, das kein bisschen reumütig war. »Und jetzt siehst du es zum zweiten Mal.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht glauben! Hast du die Sixtinische Kapelle auch hier irgendwo?«
    Schlagartig wurde er ernst, beinahe traurig. »Nein. Ich konnte nicht rechtzeitig hinkommen. Die Sixtinische Kapelle ist wirklich für immer verloren.«
    »Oh.« Es versetzte ihr einen Stich, der fast so schmerzhaft war wie der an jenem schrecklichen Tag vor knapp einem Jahr, als eine Terroristenbombe Michelangelos Werk zerstört hatte. Und denselben Schmerz sah sie nun in Kalens Augen. »Das tut mir leid.«
    »Mir auch.« Er seufzte. »Was mit der Sixtinischen Kapelle geschah, überzeugte mich endgültig, dass die Menschen nicht mehr imstande sind, ihr eigenes Erbe zu bewahren – ein Erbe, dessen Grundstein die Etrusker legten. Nach der Zerstörung der Sixtinischen Kapelle

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