Immortal 3 - Schwarze Glut
Brüsten, und die Frau sah aus, als wäre sie unmittelbar vor dem Höhepunkt.
»Gefällt sie dir?«, fragte er wieder.
»Nein.«
Er lachte leise. Sein Lachen klang wie ein wundervolles Versprechen, ähnlich dem sanften Donnergrollen vor einem Sommergewitter. Irgendwie war er heute anders als letzte Nacht. Er schien entspannter, weniger zynisch, und Christine fand diese Wandlung entschieden zu reizvoll.
»Ich glaube, du lügst«, stellte er fest. »Ich denke, dass du von dem Kunstwerk sehr fasziniert bist.«
Er hatte recht. Als sie rot wurde, lachte er wieder. Verlegen wandte sie ihm den Rücken zu und ging zu dem einzigen Fenster, das auf Augenhöhe war. Außerdem hatte es den Vorteil, als einziges Objekt im ganzen Raum nichts mit Sex zu tun zu haben. Alles andere hier drehte sich ausschließ167
lich um Sinnliches, angefangen von dem Mosaik aus Liebesszenen unter ihren Füßen über die erotischen Wandteppiche bis hin zu dem Gemälde einer Bacchanal-Orgie an der Decke. Nicht einmal die niedrige Couch in der Mitte des Raumes mit dem Fellbezug und den Seidenkissen war einer erotischen Dekoration entkommen. Der antike Holzrahmen des Sitzmöbels stand auf vier geschnitzten Penissen.
Hatte Kalen hier mit Leanna geschlafen? Aus irgendeinem Grund wurde ihr bei diesem Gedanken schlecht.
»Nein«, fl üsterte er ihr sanft ins Ohr.
Erschrocken drehte Christine sich zu ihm um. Wie konnte sich ein so großer Mann so lautlos bewegen? »Wie bitte?«
»Ich habe noch nie mit einer Frau auf diesem Sofa geschlafen. Eigentlich lasse ich nur selten jemanden hier herauf.«
Sie starrte ihn an. »Gehört Gedankenlesen zu deiner Unsterblichenmagie?« Amber hatte ihr erzählt, dass jeder Unsterbliche über einzigartige Fähigkeiten verfügte, und Christine fi el ein, dass sie keine Ahnung hatte, welches Kalens besondere Talente waren. Translokation, ja, und die Zauberkunst schien er auch ziemlich gut zu beherrschen. Aber was noch?
Er lachte leise. »Nein, ich kann nicht behaupten, ein Gedankenleser zu sein. Aber wenn eine Frau mit diesem Blick auf das Bett ihres Geliebten sieht, kann das nur eines bedeuten.«
Verlegen sah sie wieder hinaus aufs Meer. »Es tut mir leid, dass ich einfach in dieses Zimmer gegangen bin. Ich wollte deine … Privatsphäre nicht verletzen.«
Er legte seine Hände auf ihre Schultern, und sogleich fl oss seine Magie über ihre Haut. Allein dieser harmlose Kontakt reichte schon, dass sie weiche Knie bekam. Sie klemmte die Beine zusammen und hielt sich an der Fensterbank fest. Auf 168
keinen Fall würde sie diesem irrwitzigen Gefühl nachgeben –
nein, das würde sie nicht!
Hinter ihr beugte Kalen den Kopf und küsste sie seitlich auf den Hals, gleich unterhalb ihres Ohrs. Sie packte die Fensterbank noch fester, während ein Verlangen sie überkam, bei dem sie komplett dahinzuschmelzen drohte.
Eilig bewegte sie sich zur Seite, um seiner Berührung zu entkommen. Seine Magie vernebelte ihr den Verstand und ließ
sie vergessen, weshalb sie nach Schottland gekommen war.
»Bitte, ich denke es ist besser, wenn du mich nicht anfasst. Die letzte Nacht war schön, aber ein großer Fehler.« Sie versuchte, zu lachen, was leider viel zu zittrig klang. »Ich weiß
gar nicht, was da in mich gefahren ist. Ich bin nicht die Art Frau, die …« Ein plötzliches Brennen im Hals machte sie hüsteln. »Normalerweise gehe ich nicht mit Fremden ins Bett.«
»Sind wir denn Fremde, Christine?«
Wenn er doch bloß aufhören würde, ihren Namen zu sagen!
Sie hatte ihn stets für einen gewöhnlichen Allerweltsnamen gehalten, doch aus seinem Mund klang er exotisch und verboten. Als gehörte er zu jemandem, den sie gar nicht kannte.
»Ja, wir sind Fremde.«
»Dennoch war die letzte Nacht keine alltägliche Erfahrung für dich.«
»Für dich hingegen schon, oder? Sicher hattest du mit mehr Frauen Sex, als du zählen kannst.« Es kam sehr viel schärfer heraus, als sie vorgehabt hatte. Welches Recht besaß sie, ihm Vorhaltungen zu machen?
Seine Schultern hoben und senkten sich. »Der Sex gehört zu den interessanteren Beschäftigungen der Menschen – viel interessanter als zum Beispiel … Politik.«
Plötzlich fi el ihr etwas ein. »Wir haben uns überhaupt nicht 169
geschützt. Ich könnte …« Sie brachte es nicht fertig, den Gedanken zu Ende zu denken.
»Nein«, beruhigte er sie, »bist du nicht. Ein Unsterblicher kontrolliert diese Dinge, und ich würde nie eine Frau ohne ihr Einverständnis
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