Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
auf, als zwei Vampire direkt vor ihr auftauchten und sie triumphierend anlächelten, wobei sie ihre Reißzähne bleckten.
Sobald Ami mit aufblitzenden Waffen – konnte es einen erregenderen Anblick geben? – in seinem Blickfeld auftauchte, versuchte Marcus vergeblich, einen Bogen um seine Gegner zu schlagen, damit er und Ami Rücken an Rücken kämpfen konnten. Aber die Vampire erwiesen sich als ärgerlich scharfsinnig und achteten darauf, dass sie sich immer zwischen ihm und Ami befanden. Es war, als hätten sie den letzten Kampf auf Video aufgenommen und ihn danach gründlich studiert, so wie sich eine American-Football-Mannschaft das Bildmaterial des letzten Super-Bowl-Spiels anschauen würde, um eine neue Angriffsstrategie zu erarbeiten.
Vampire waren nicht gerade das, was Marcus als große Denker bezeichnen würde. Von wem bekamen sie ihre Anweisungen?
Er musste unbedingt einen Vampir in seine Gewalt bekommen, damit sie ihn verhören und diesem Krieg ein Ende machen konnten, allerdings …
Als er Ami einen Schmerzensschrei ausstoßen hörte, verwandelte er sich in einen brutalen Schlächter, der die verbliebenen Vampire in schönster Mittelaltermanier massakrierte. Mit dem Kurzschwert pfählte er Vampirtorsos, schlitzte Arterien auf und trennte Gliedmaßen von Körpern. Seine eigenen Verletzungen ignorierend, bewegte er sich mit solcher Schnelligkeit, dass der Großteil der Vampire damit beschäftigt war, sich zu verteidigen, statt selbst einen Angriff zu starten.
Nachdem erst zwei, dann drei und endlich der vierte Vampir gefallen waren, bemerkte Marcus zum ersten Mal einen einzelnen Blutsauger, der in Amis Nähe stand, sich jedoch aus dem Kampf heraushielt. Der Blutsauger nahm weder am Kampf teil, noch forderte er Verstärkung an. Er beobachtete nur.
Als der letzte Vampir vor Marcus zu Boden sackte, wirbelte er zu Ami herum.
Vor Schreck blieb ihm beinahe das Herz stehen.
Ihr linkes Bein trug die ganze Last ihres Körpers. Die schnellen, flüssigen Bewegungen, die ihn in der vergangenen Woche so beeindruckt hatten, hatten sich in ungeschickte Hopser verwandelt, die durch eine Wunde an ihrem Oberschenkel verursacht wurde. Ihre Hose war blutüberströmt. Eins der Katanas lag mehrere Meter entfernt auf dem Boden. Als sie mit dem anderen nach den Vampiren schlug, die sie umkreisten, sah er den Knauf eines Messers aus ihrem Rücken ragen.
Mit einem Wutschrei überwand Marcus in einem Wimpernschlag die Distanz, die ihn von den Vampiren trennte, holte mit dem Schwert aus und enthauptete einen der Blutsauger. Der andere wich zurück und rannte in die Richtung, in der der seltsame Vampir stand und alles mit unergründlicher Miene beobachtete.
Marcus ging auf die beiden zu. Einen Augenblick später packte der Vampir, der bis jetzt nur zugeschaut hatte, seinen Kumpan von hinten, schlitzte ihm die Kehle auf, stieß ihm den Dolch in den Magen und durchtrennte dann seine Bauchschlagader.
Der Schock verlangsamte Marcus’ Schritte.
Der verwundete Blutsauger krümmte sich zusammen, versuchte gleichzeitig, nach seinem Hals und Bauch zu greifen, und sackte dann zu Boden. Sein Henker beugte sich vor, säuberte seinen Dolch am T-Shirt des Sterbenden und steckte ihn zurück in die Scheide.
Eine Stille, in der nur Amis abgehackte Atemzüge zu hören waren, senkte sich auf sie nieder.
Marcus steckte eins seiner beiden Schwerter zurück in die Scheide und machte – ohne den Vampir aus den Augen zu lassen – ein paar Schritte auf Ami zu, bis er ihre immer schwächer werdende Körperwärme im Rücken spüren konnte. Er streckte den Arm aus und drückte ihre blutbeschmierte Hand.
Sie erwiderte den Händedruck.
»Wer bist du?«, fragte Marcus den Vampir.
Wie die meisten Blutsauger sah er aus wie ein Collegestudent: durchschnittliche Größe, mager, langgliedrige Gestalt. Kurzes, struppiges Haar, weder blond noch braun und buschige Augenbrauen, die über blassblauen Augen thronten. Sein schmales Kinn wurde von einem Drei-Tage-Bart geziert.
»Roy.«
Marcus deutete auf den Vampir, der gerade gurgelnd seinen letzten Atemzug tat. »Sie waren wohl nicht gut auf Ihren Freund hier zu sprechen, wie, Roy?«
»Er hätte mich gemeldet, weil ich nicht mitgekämpft habe.«
»Wem gemeldet?«
»Unserem König.«
Ihrem König? Da litt aber jemand unter Größenwahn. »Und warum haben Sie nicht gegen uns gekämpft?«
»Sind Sie Roland?«
Amis Finger schlossen sich fester um Marcus’ Hand.
»Woher kennen Sie diesen Namen?«,
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