Immortal: In den Armen der Dunkelheit
achtete nicht mehr auf Logan und Nadia.
Logan ging zum Fenster und sah hinaus. Nadia stellte sich neben ihn. Es wäre die natürlichste Sache der Welt gewesen, seinen Arm um sie zu legen.
»Es ist wunderschön da draußen«, murmelte sie. »Von hier drinnen, versteht sich. Ums Überleben zu kämpfen, während man durch eine wunderschöne Landschaft gejagt wird, ändert die Sichtweise.«
Unweigerlich stellte Logan sie sich vor, wie sie verängstigt und allein um ihr Leben rannte. Sowie er Matt fand, würde er ihn sehr langsam und ausgiebig bestrafen.
Ein Mann in einem dunklen Anzug und marineblauer Krawatte näherte sich ihnen. »Was kann ich für Sie tun? Mein Mitarbeiter sagte, Sie sind von der Polizei?«
Bei aller Höflichkeit verriet sein Tonfall, dass er einen Beweis wollte, also zeigte Logan ihm seine Dienstmarke sowie den Ausweis. Der Mann zuckte nicht einmal mit der Wimper.
»Sind Sie Dan Martin?«, fragte Logan. »Der Manager?«
»Ja.« Er bedeutete ihnen, ihn zu einer etwas abgelegenen Sitzgruppe zu begleiten. »Warum?«
Logans erste Wahl war die direkte Herangehensweise. »Wissen Sie, warum einer Ihrer Vans benutzt wurde, um meine Freundin zu kidnappen und zur Jagd in den Wäldern auszusetzen?«
Nun wurde Dan Martin blass.
»Was?!«
»Irrtum ausgeschlossen«, versicherte Nadia streng. »Es war ein Van mit Ihrem Logo. In dem Wagen saßen Werwölfe und ein Mensch.«
»Kann nicht sein. Keine Werwölfe.«
»Warum nicht?«, fragte Logan.
Dan hatte Schwierigkeiten, ihn anzusehen, aber das musste nicht heißen, dass er log. Logan war drauf und dran, diesen Laden auseinanderzupflücken, und er fühlte seine Wolfswut, die auch Martin wahrnehmen musste. Nicht alle Menschen konnten einem Wolf in die Augen schauen.
»Paranormale sind hier nicht erlaubt, sondern ausschließlich Menschen.« Dan zupfte eine Broschüre aus dem Aufsteller neben ihnen und zeigte auf ein winziges Symbol unten: ein durchgestrichener gehörnter Kopf. »Das bedeutet, dass hier jeder vor Vampiren, Dämonen, Werwölfen und dergleichen sicher ist.« Bei Letzterem beäugte er Logan missmutig.
»Ich hatte nicht vor, ein Zimmer zu mieten«, beruhigte dieser ihn. »Ich suche nach jemandem, den ich wegen Entführung, tätlichen Angriffs, versuchten Mordes und vielleicht auch Beihilfe zu diesen Vergehen festnehmen kann.«
Dan wurde noch blasser. »Tja, ich kann Ihnen nicht helfen. Wir führen genauestens Buch, wann unsere Vans wie eingesetzt werden, und unter unseren Gästen sind keine Werwölfe.«
»Ich könnte mir einen Durchsuchungsbefehl beschaffen und die Fahrtenbücher überprüfen.«
»Nur zu!« Er kräuselte die Lippen. »Sie werden nichts finden.«
»Dann macht es Ihnen gewiss nichts aus, wenn ich mit den Fahrern spreche«, entgegnete Logan. »Sollte einer unter ihnen sein, der sich zu paranormalen Verbrechen in Ihrer blütenweißen Einrichtung hinreißen lässt, wäre es Ihnen doch bestimmt recht, wenn wir ihn finden, nicht wahr?«
Dan zögerte, ehe er nickte. »Okay. Die Garage ist hinterm Haupthaus. Sagen Sie ihnen, ich sei einverstanden.«
»Sie wollen nicht mitkommen?«
»Nein, ich habe zu tun. Und es war sowieso keiner meiner Fahrer. Jeder könnte unser Logo kopieren und auf einen Van sprühen. Je eher Sie das herausfinden und verschwinden, desto besser.«
Logan fühlte, wie Nadia ihn ansah, doch er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm gleich, was Dan machte. Er dankte ihm lächelnd, legte eine Hand auf Nadias Schulter und wandte sich um.
»Er klingt überzeugt«, meinte Nadia, als sie draußen die Eingangsstufen hinuntergingen. »Aber es riecht verkehrt.« Sie blickte zur Steinbalustrade auf der breiten Veranda und den hohen Bergen, die sich aus den Wäldern in den wolkenverhangenen Himmel erhoben. »Ich schätze, ich will meine Flitterwochen nicht hier verbringen.«
»Hast du demnächst vor zu heiraten?«
»Wer weiß?«, antwortete sie achselzuckend. »Ich könnte doch jemanden kennenlernen.«
Ein primitiver Instinkt forderte von Logan, dass er sie sofort in seine Arme nahm, an sich drückte und ihr erzählte, sie würde verflucht noch mal nicht »jemanden« kennenlernen, geschweige denn den Mistkerl heiraten!
Sie gingen um das Haupthaus herum zur Garage, die aus vier Buchten bestand. Sie waren alle offen, und in jeder parkte ein Van. Links von der Garage befand sich ein Büro.
Nadia sah die identischen Kleinbusse an und schien unsicher. »Ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass ich in einem von denen
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