Immortal: In den Armen der Dunkelheit
Menschengestalt an und drehte Nadia behutsam um, die nach wie vor Joel mit ihrem Körper abschirmte. »Nadia.«
»Logan«, murmelte sie.
Joel rappelte sich atemlos auf und sah seine Mutter erschrocken an.
Vorsichtig hob Logan sie hoch. Ihr Blut war heiß, und ihre gebrochenen Flügel fühlten sich weich an.
»Danke«, hauchte sie und strich Logan über das Gesicht. »Danke, dass du meinen Jungen gerettet hast.«
»Und dich rette ich ebenfalls«, entgegnete er streng. »Ich verliere dich nicht.«
Nadia lächelte. »Ich habe es dir in dem Motel nicht gesagt.« Sie schloss die Augen vor Schmerz, als sie sich in eine Frau zurückverwandelte. »Ich liebe dich.«
Logan küsste sie sanft. »Hilfe ist unterwegs.«
Doch Nadia schwieg. Joel nahm ihre Hand und drückte sie. »Halt durch, Mom!«
Nochmals küsste Logan sie. »Ich liebe dich auch«, raunte er ihr zu, aber er war nicht sicher, ob sie ihn hörte.
Kapitel 15
E ine Woche später ging Nadia aus dem Haus, um Logan zuzusehen, der Joel die Feinheiten des Baseballspiels erklärte. Sein hellbraunes Haar reflektierte die Sonne, als er sich zu Joel bückte und ihm zeigte, wie er den Ball halten musste.
Joel trug ein kleines L.A.P.D.-T-Shirt, das Logan ihm geschenkt hatte und das neuerdings sein Lieblingskleidungsstück war. Und natürlich wollte er später einmal Polizist werden.
Fünf Tage lang hatte sie im Bett gelegen, um sich von den tiefen Wunden zu erholen, die ihr der Werwolf beigebracht hatte. Zwar hatte Tain den Heilungsprozess umgehend eingeleitet, doch es dauerte, bis Nadia wieder zu Kräften kam.
Joels Großeltern hatten sich wunderbar um ihren Enkel und Nadia gekümmert, und sie waren ausgesprochen freundlich zu Logan, der sie täglich besuchte. Immerhin schaffte er es, sie nach dem traumatischen Erlebnis der Werwolfschlacht in ihrem Wohnzimmer wieder zu beruhigen.
Nadia blieb in der Sonne stehen und zupfte unsicher an dem ärmellosen Kleid, das sie sich zur Belohnung für ihren Überlebenskampf gekauft hatte. Es betonte ihre unversehrten Arme und Beine, bedeckte aber die hässlichen Narben auf ihrem Rücken, von denen Tain meinte, sie würde sie für immer behalten.
Ohne Logan wäre sie jetzt tot und Joel wahrscheinlich auch.
Logan hob den Kopf, sah sie und erstarrte.
Joel winkte ihr lächelnd zu und ging in die hintere Ecke des Gartens, wo er die Würfe an der Mauer übte.
Durch das Gras, das an ihren nackten Füßen in den Sandalen kitzelte, schritt Nadia auf Logan zu.
»Du bist jeden Tag hier«, bemerkte sie und verschränkte ihre Arme, um den Schauer zu unterdrücken, der ihr über den Rücken lief. »Passt du immer noch auf uns auf?«
»Ja, ich wollte sichergehen, dass keiner vom Rudel einen Rachefeldzug plant«, antwortete Logan ruhig. »Ich dachte, Kayla würde es vielleicht versuchen, aber wie ich hörte, will sie die neue Alpha-Wölfin werden.«
»Können weibliche Werwölfe die Rudelführung übernehmen?«
»Bisher gab es das noch nicht, doch die Zeiten ändern sich. Außerdem sitzen der Beta-Wolf und Matts treueste Anhänger im Gefängnis und warten auf ihren Prozess wegen Entführung und schwerer Körperverletzung.«
»Sehr gut«, sagte Nadia finster. »Ich hoffe, sie kriegen lebenslänglich!«
»Nicht vor einem Menschengericht. Allerdings werden sie noch vom neuen Alpha angeklagt. Sie haben gegen Rudelgesetze verstoßen, vor allem gegen das oberste Gebot, sich nie in eine Duellherausforderung einzumischen. Matt hätte sie einfach aussprechen und sich mit mir treffen müssen, statt mir aufzulauern und zu versuchen, mich umzubringen.«
»Sicher wusste er, dass er in einem fairen Kampf keine Chance gegen dich gehabt hätte. Er musste auf dich schießen, bevor er überhaupt gegen dich antreten konnte.«
»Ja, Matt war schon immer ein Betrüger.«
»Und jetzt ist er tot.« Nadia empfand keinerlei Reue, denn ihre Dämonin hatte getötet, um ihren Jungen zu schützen. »Wird der neue Alpha mich auch anklagen?«
»Nein. Du hast deinen Partner verteidigt, und Matt verstieß gegen die Duellregeln.«
»Werwolfgesetz?«
»Ja.«
»Habe ich nie studiert, bedaure.« Nadia musterte Logan, seinen schmalen Körper, seine breiten Schultern, seine sandfarbenen Augen, die sie ansahen. »Du besuchst Joel täglich.«
»Ich möchte mich vergewissern, dass es ihm gutgeht, und ich will ihm zeigen, dass nicht alle Werwölfe böse sind.«
»Sind sie nicht?«, fragte Nadia übertrieben verwundert.
»Nicht einmal alle in meinem Rudel sind es.
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