Immortal: In den Armen der Dunkelheit
Peitschenknauf fester.
Mit zitternden Händen hakte sie ihr Korsett auf, denn sich Legrand zu verweigern, war unsinnig. Schließlich war sie einzig zu dem Zweck hergekommen, ihn zu verführen und dabei zu vernichten. Und je schneller es anfing, umso schneller wäre alles vorbei. Als sie den obersten Korsetthaken gelöst hatte, drückten ihre Brüste die Öffnung weit auf. Legrand starrte auf ihr Dekolleté.
»Sehr hübsch!«, murmelte er. »Mach weiter!«
Sie nahm ihre Arme herunter und trat einen Schritt auf ihn zu. »Aber«, widersprach sie in samtigem Französisch, »das wäre doch so … gewöhnlich. Gewiss willst du mich nicht so nehmen wie deine anderen … Geliebten.«
Er schien amüsiert. »Und wieso nicht? Nach zweitausend Jahren sind mir meine Bedürfnisse recht vertraut.«
Sie ging näher zu ihm, bis nur noch eine Armeslänge sie von dem Monster trennte. »Lass mich dir beweisen, dass ich dir etwas Neues bieten kann. Etwas … Einzigartiges. Schließlich bin ich allein deinetwegen nach Rom gekommen.«
»Das ist nichts Neues. Viele reisen von weither zu mir.«
»Aber keine von ihnen ist wie ich.«
Sie nahm ein gewaltiges Risiko auf sich, aber sie musste es versuchen. Legrand war sogar noch brutaler, noch perverser, als sie ihn sich vorgestellt hatte, und er war ein Ewiger. Deutlich spürte sie seine vibrierende Macht, die nach ihr griff. Falls sie ihn überlisten wollte, musste sie seine Neugierde wecken – jetzt. Ihr war bewusst, dass sie damit auf einem sehr schmalen Grat balancierte. Auf keinen Fall durfte sie ihm zu viel enthüllen.
Sie atmete tief ein, streckte ihre Brüste vor und hob ihre Arme, um sich das Haar nach hinten zu streichen. Gleichzeitig schwächte sie ihren Blendzauber gerade genug, dass ihre zarten spitzen Ohren sichtbar wurden.
Die Überraschung war ihr gelungen. »Na, was haben wir denn hier? Eine Sidhe?«
»Nein, ich bin menschlich, größtenteils zumindest. Aber in meinen Adern fließt ein bisschen Sidhe-Blut. Hinreichend, um dein Interesse zu wecken, hoffe ich.« Leanna wartete gespannt, ob er ihre List durchschaute.
Er packte ihr Kinn, und sie hatte Mühe, nicht aufzuschreien. Als er sie fasziniert anlächelte, entspannte Leanna sich und dankte den Göttern, dass er offensichtlich nicht begriff, wie gefährlich sie war.
»Deine Lebensessenz ist sehr stark«, stellte er fest.
»Ich gebe sie dir mit Vergnügen, im Tausch gegen eine Kostprobe von deiner Todesmagie.«
Seine Hand wanderte von ihrem Kinn in ihren Nacken, wo er seine Finger um ihren Hals spannte und sanft zudrückte.
»Was für ein Spiel soll das werden? Die Sidhe verabscheuen Todesmagie.«
Leannas Puls schlug gegen seinen Daumen. »Aber die Menschen nicht. Mein menschliches Verlangen überwiegt meine Sidhe-Eigenschaften bei weitem. Hier«, flüsterte sie, »ich zeige es dir.«
Ehe sie es sich anders überlegen konnte, öffnete sie ihre Seele und berührte den dunklen Flecken auf ihrer Lebensessenz, der niemals ganz verschwinden würde, nicht einmal, wenn sie tausend Jahre in Annwyn bliebe. Rote Lichter wirbelten vor ihren Augen, und ihr wurde leicht schwindlig. Was sie gewesen war, was sie früher getan hatte, ekelte sie maßlos. Doch sie überwand ihren Widerwillen und ließ Legrand spüren, welch ewige Schande in ihr war.
Prompt wurde sein Lächeln breiter angesichts des Schmutzes, den er von ihr empfing. Er zog die Brauen hoch, und ein gieriges Funkeln trat in seine Augen.
»Du bist eine Dämonenhure«, sagte er und leckte sich die Lippen.
»Ich war eine. Meine Meister wurden von ihren Feinden vernichtet, und ich entkam den Totenreichen. Danach habe ich versucht, die Todesmagie aus meiner Seele zu löschen, aber ich stellte fest, dass es unmöglich ist. Der Tod ist ein Teil von mir. Ich denke an ihn, träume von ihm. Ja, ich verzehre mich nach ihm.«
Schamesröte stieg ihr ins Gesicht, denn leider war nicht gelogen, was sie sagte.
»Und deshalb«, fuhr sie flüsternd fort, »bin ich zu dir gekommen, Todesmeister. Mein Meister.«
»Meine Sklavin.« Sein Blick, seine Berührung, sein Atem waren wie schmierige Finger, die ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele betatschten. Legrand bleckte seine großen Zähne, die etwas gelblich und an den Rändern mit frischem Blut befleckt waren.
Er ließ seinen hypnotischen Bann auf sie wirken. Leanna wehrte sich nicht, konnte sich gar nicht wehren, als er sie zurückschob, bis ihre Kniekehlen an ein weiches Polster stießen. Ein Sessel. Sie setzte
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