Immortalis
Kugeln in die Wand rechts und links neben der Haustür. Omar spähte stirnrunzelnd zum Haus hinüber, lauschte angestrengt und gab dann dem Scharfschützen einen Befehl.
Der Mann nickte, schob sein Gewehr durch die Tür und schoss zweimal. Ein leiser Aufschrei von drinnen verriet Corben, dass auch der zweite von Kirkwoods Bodyguards getroffen war. Er sah Omar an. Der Killer hatte es ebenfalls gehört. Ein psychotisches Funkeln trat in seine mörderischen Augen, als er seinen Leuten befahl, die Sache zu vollenden.
Im Wohnzimmer schob Bryan sein letztes Magazin in die Pistole und spähte noch einmal hinaus. Die beiden Schützen waren in Deckung gegangen, aber er konnte nicht mehr lange hinter dem umgestürzten Tisch bleiben. Früher oder später würden sie wieder zum Angriff übergehen. Seine Schulter schmerzte immer mehr, die Wunde kühlte ab, und der Blutverlust machte sich im Kopf bemerkbar.
Er musste handeln.
Er beugte sich zur Seite. Als er eine Bewegung sah, gab er ein paar sorgfältig gezielte Schüsse ab, bevor er schnell und geduckt zu der hinteren Tür huschte, durch die die andern verschwunden waren. Er sah, wie einer der Männer von der Straße hereinschaute, und gab zwei Schüsse auf ihn ab. Dann hatte er die Tür erreicht.
Er stürmte in den hinteren Teil des Hauses. Er war gerade an der Treppe, als Kirkwood und Mia ihm aus der Küche entgegenkamen. Kein gutes Zeichen – er hatte ihnen durch die Hintertür ins Freie folgen wollen.
Er sah, wie Mia nach oben blickte. «Da hoch», schrie sie.
Hastige Befehle in arabischer Sprache hallten über die Straße, und der noch unverletzte Killer kam wieder zur Tür herein und schoss. Bryan ging auf der Treppe in Deckung und zählte lautlos ein paar Sekunden ab. Dann sprang er auf und jagte dem Mann eine Kugel in die Brust. Der Killer war leblos wie ein Mehlsack.
Im selben Augenblick traf die erste von drei Kugeln Bryan in den Rücken.
Mia hatte kaum die ersten paar Stufen genommen – dicht gefolgt von Kirkwood –, als rings um Bryan eine Salve von Kugeln in die Wände des schmalen Flurs fuhr. Sie schaute sich um und sah, wie ein Mann aus der Küche kam und Bryan dreimal in den Rücken schoss.
Tiefes Entsetzen packte sie, als sie sah, wie der Australier zusammenbrach, aber sie nahm sich zusammen und zwang sich, weiter die Treppe hinaufzulaufen. Im ersten Stock sahen sie, dass die Treppe noch weiter nach oben führte.
«Weiter», schrie Kirkwood, als sie schon unterwegs war. Sie folgte nur noch ihrem Instinkt.
Noch eine Treppe, und sie erreichte eine hölzerne Falltür mit einem alten Riegel, der sich gottlob zur Seite schieben ließ. Sie drückte die Klappe hoch und zog sich hinauf auf das flache Dach des Hauses. Kirkwood kletterte ihr nach und schlug die Klappe wieder zu, aber sie war nicht verschließbar, und nirgends gab es etwas Schweres, womit man sie hätte blockieren können.
Kirkwood sah sich suchend um und entdeckte ein rostiges Stück Eisen. Er schob es durch den Riegel. Es würde dem ersten Ansturm widerstehen – aber nicht mehr.
Mia drehte sich einmal um die eigene Achse, betrachtete die kleine, weißgekalkte Dachfläche und hoffte auf ein Wunder. In der Mitte neben der Dachluke stand ein großer Taubenschlag. Panisch suchte sie nach einem Fluchtweg. Aber es gab keinen. Das Haus stand frei, umgeben von Straßen und Gassen.
Sie konnten nicht weiter.
60
Mit der Pistole in der Hand inspizierte Omar das vordere Zimmer, bevor er Corben wie einen Hund an der Leine hinter sich herzerrte und mit ihm ins Haus stürmte.
Mit wenigen Schritten war er bei dem Verletzten neben der Tür. Der Mann lehnte zusammengesunken an der Wand und sah nicht gerade gut aus. Die Leiche des zweiten Killers lag zu seinen Füßen. Omar ging neben der offenen Tür in Deckung und verlangte brüllend einen Lagebericht. Eine Stimme von hinten schrie, Rudwaan sei tot, der zweite Söldner sei ebenfalls erschossen worden, und der Amerikaner und das Mädchen seien über die Treppe nach oben geflüchtet.
Omar riss Corben wütend am Kragen hoch und zerrte ihn weiter ins Haus. Der Killer war zur Hintertür hereingekommen und erwartete sie. Kirkwoods zweiter Mann lag in seinem eigenen Blut am Fuß der Treppe.
Omar schaute hinauf, überlegte eine Sekunde und drehte sich dann zu Corben um. Er stieß ihm den Lauf seiner Pistole unter das Kinn und starrte ihn mit glühenden Augen an. Rasende Wut stand ihm in sein zerfurchtes Gesicht geschrieben.
Corben zuckte nicht
Weitere Kostenlose Bücher