Immortals after Dark 01 - Unsterbliche Sehnsucht
seine Brust. Sie sah, dass er hart war, aber er machte keinerlei Anstalten, aktiv zu werden.
Schließlich legte er ihr einen Finger unters Kinn und hob ihren Kopf an, bis sie einander ins Gesicht sahen. Er hob ihre Haare an, sodass seine Bisswunden sichtbar wurden. Dann ließ er sie wieder fallen, starrte an die Decke und brummte: »Ich bedaure es, dir Schmerzen zugefügt zu haben. Die Anzahl der Bisse, der Mangel an Rücksicht, ehe … «
Sie wusste, was er mit Letzterem meinte. Er bedauerte, sich nicht die Zeit genommen zu haben, ihren Körper vorzubereiten und behutsam in sie einzudringen. Als sie daran dachte, wie er gelernt hatte, dies zu tun, oder wenn sie sich sein erstes Mal vorstellte und wie ihm klar geworden war, dass so etwas nötig war, fühlte sie … brennende Eifersucht auflodern, so heftig, dass sie erschüttert war. Eifersüchtig? Wo er doch für den Rest seines Lebens nie mehr eine andere als sie begehren konnte?
»Ich kann nicht fassen, dass ich dermaßen die Selbstbeherrschung verloren habe. Es ist noch neu für mich, mein Herz wieder schlagen zu fühlen. Es ist auch neu für mich, ein Ehemann zu sein. Aber ich schwöre dir, dass sich alles ändern wird. Ich werde sanfter sein.«
Diese Aussage war das Erste, das ihre entspannte Stimmung zu zerstören drohte, seit sie hierher zurückgekehrt war. Sie wollte nicht, dass sich ihr Sex änderte. Ihr Sex. Große Freya – dachte sie etwa daran, ihn zu behalten? Sie würde sich an seine Größe gewöhnen, und dann würde sie verlangen, dass er alles andere als sanft war. Nicht mal im Traum hätte sie sich jemanden vorstellen können, der im Bett besser zu ihr passte als er, und sie wäre schön dumm, wenn sie zuließe, dass er diese ganze wunderbare Stärke zurückhielt.
Sein Körper war die Erfüllung ihrer geheimsten Fantasien. Allein schon die Narben … Sie erstickte ein Stöhnen, aber ihre Klauen krümmten sich. Er war ein Krieger mit der Mentalität eines Kriegers, und das wusste sie zu schätzen. Keiner ihrer früheren Liebhaber war ein Krieger gewesen. Nein, da war der Hexenmeister, ein unsterblicher Sultan und ein Architekt. Vielleicht fühlte sie sich deshalb so zu Wroth hingezogen.
Sie und Wroth waren verwandte Seelen.
»Rede mit mir«, befahl er, um sich gleich darauf zu verbessern: »Möchtest du vielleicht mit mir reden?«
»Ich will meine Kette zurück. Ich will die Wahl haben.« Wenn er sie ihr zurückgab, würde sie eine Weile bei ihm bleiben. Ihre Schwestern hatten schon gesehen, dass sie einen Vampir fickte, da konnte sie dieses Vergnügen doch auch ruhig noch eine Zeit lang genießen.
Er legte sich auf die Seite und drehte sie ebenfalls um, sodass sie einander in die Augen sehen konnten. Die Morgendämmerung war nah, und aus irgendeinem Grund wünschte sie sich, diese Nacht würde nie enden. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und streichelte sie. Seine Handfläche war rau von der Härte seines Lebens und der Arbeit mit dem Schwert. Sie liebte das Gefühl.
»Ich darf dich nicht verlieren. Schon der bloße Gedanke macht mich verrückt. Ich darf mir gar nicht vorstellen, dass du mich verlassen könntest.« Seine Hand drückte jetzt die ihre.
»Bist du dir denn so sicher, dass ich das tun würde?«
»Ja, das bin ich.« Sein Ton war keineswegs vorwurfsvoll, er klang eher, als würde er etwas Bedauerliches, aber Unvermeidliches erklären.
Sie leugnete es nicht, denn wahrscheinlich hatte er recht. Er nannte sich ihren Ehemann, aber sie erkannte ihn nicht als solchen an. Sie hatte in ihm nicht denjenigen erkannt, für den sie bis ans Ende ihres Lebens rennen würde, um sich ihm in die Arme zu werfen. Vielleicht würde sie noch eine Weile bleiben, aber am Ende würde sie in jedem Fall gehen.
9
Das harsche Licht des Tages. Oder der Nacht, sinnierte Myst. Jedenfalls lag das harsche Licht des Erwachens auf ihr.
Anstatt die Scham und den Ekel zu spüren, die sie spüren sollte, wurde sie von zwei großen, warmen Händen massiert, bis sie sich wie im siebten Himmel fühlte. Sie stöhnte. Langsam gelangte sie zu der Überzeugung, dass Vampirliebhaber gemeinhin unterschätzt wurden. Vielleicht war sie diesmal ausnahmsweise diejenige, die Bescheid wusste, und konnte sich darüber freuen, als eine der Ersten im Bilde zu sein.
»Ich muss mich mit meinem Bruder treffen, und das wird wohl ein paar Stunden dauern. Kommst du so lange allein hier klar?«
»Mh-mhh«, murmelte sie.
»Geh nicht fort.«
Hä? Sie würde nirgendwohin gehen.
Weitere Kostenlose Bücher